Ein Doppelmord, der aus einem Groschenroman hätte entsprungen sein können, ereignete sich am 3. November 1923 im Kurort Saig bei Neustadt. Dort lebten im malerischen Bauernhaus auf einer Bergwiese am Hang des Hochfirst, einem bewaldeten Berg, das Landwirtehepaar Köpfer. Da das idyllische Fleckchen Erde immer viele Ausflügler anlockte, hatte der 62 Jahre alte Wilhelm Köpfer dort einen Verkaufsstand mit Ansichtskarten eingerichtet, was zusätzliches Geld in die Haushaltskasse spielte. Wie der Zufall es wollte, machte auch der 23 Jahre alte Karl Friedrich Hundertpfund, der in Hinterzarten als Holzschnitzer arbeitete, zusammen mit seiner zukünftigen Braut, der 20 Jahre alten Rosa Kirchner und seiner Mutter, einen Ausflug dorthin. Als er den wunderschönen Hof erblickte, kam ihm sofort in den Sinn, hier seinen eigenen Holzschnitzladen zu eröffnen. Voller Enthusiasmus fragte er Wilhelm Köpfer, ob dieser ihm nach seiner Heirat eine Wohnung und einen Laden vermieten würde. Doch Wilhelm Köpfer wollte davon nichts wissen. Er konnte nicht ahnen, dass dies sein Todesurteil bedeuten würde. Der junge Hundertpfund war besessen von der Idee, nicht nur seinen eigenen Laden dort zu eröffnen, sondern dort auch zu wohnen. Darum schlich er am 3. November 1923 nachts auf den Hof und versteckte sich im Stall. Als Wilhelm Köpfer sein Vieh füttern wollte, brachte er zuerst ihn und anschließend seine Ehefrau und den Hund um. Danach verscharrte er die Leichen in einer Grube hinter dem Haus. Am nächsten Morgen meldete er sich dreist bei der Gemeinde Saig als neuer Pächter des Anwesens der Köpfers an, die wegen Erbangelegenheiten nach Endingen gereist waren. Danach erkundigte er sich beim Bürgermeister nach den notwendigen Dokumenten, damit er seine Rosa heiraten konnte. Hundertpfund war so überzeugend, dass weder der Bürgermeister noch die Polizei Verdacht schöpften. Seit Mitte November lebte nun Hundertpfund zusammen mit seiner Verlobten und deren Freundin auf dem Hof der Köpfers. Doch die Angst, dass jemand die Leichen entdecken könnte, plagte Hundertpfund von Tag zu Tag mehr. Deshalb floh er am 20. November bei Karlsruhe über den Rhein. Da seine Flucht nicht unbemerkt blieb, wurde das Anwesen durchsucht und natürlich wurden dabei die Leichen gefunden. Hundertpfund nach dem in einer Großaktion gesucht wurde, hatte sich unter falschen Namen bei der Fremdenlegion in Metz anwerben lassen, wo er über Marseille in die nordafrikanische Garnison Sidi bel Abbés kam. Dort diente er bis Februar 1924 bis er von einem Vorgesetzten, der von dem Doppelmord der Eheleute Köpfer erfahren hatte, damit konfrontiert wurde. Hundertpfund leugnete zunächst der gesuchte Mörder zu sein, knickte jedoch wenig später ein, so dass er verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert wurde. Am 19. Juli 1924 verurteilte ihn das Freiburger Schwurgericht wegen heimtückischen Doppelmordes des Ehepaars Köpfers zum Tode. Eine Begnadigung wurde abgelehnt. Am Morgen des 30. Oktober 1924 wurde er auf dem Hof des Freiburger Landgerichtsgefängnisses mit der Guillotine hingerichtet. Das Leben von Karl Friedrich Hundertpfund endete kopf- und ehrlos. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Freiburg, wo Hundertpfund seinen letzten Atemzug nahm, bevor er geköpft wurde. 🙂


















