Der letzte Räuber des bayerischen Landes

Isabella Müller München @isabella_muenchen

Eine echte Räuberlegende, die bis heute unzähligen Film- und Lesestoff bietet, war Mathias Kneißl. Dieser letzte Räuber des bayerischen Landes wurde am 12. Mai 1875 in Unterweikertshofen geboren. Mathias war das älteste von fünf Geschwistern. Sein Vater, der ebenfalls Mathias hieß, war gelernter Müller, der aus einer ehrbaren Bauernfamilie stammte. Mathias Kneißls Mutter Therese hatte italienische Wurzeln und war eine passionierte Schützin, die Mathias und dem jüngsten Sohn Alois früh das Schießen beibrachte. Ihr Großvater war einst aus Italien nach Unterweikertshofen gekommen und hatte dort einen Krämerladen eröffnet. Doch als Thereses Bruder Johann Pascolini 1871 bei einem Einbruchsversuch ums Leben gekommen war, war die Familie Pascolini in Verruf geraten. Nach der Hochzeit übernahmen Mathias Eltern das Wirtshaus der Pascolinis, das bald zu einem Umschlagplatz für Hehler und Wilderer avancierte. Anno 1886 verkauften Mathias Eltern das Wirtshaus, in dem Mathias die Gäste mit seinem Mundharmonikaspielen unterhalten hatte. Sie kauften sich die abgelegene Schachenmühle bei Sulzenmoos, die fortan Handelsplatz für Diebesgut und Wildererware wurde. In Sulzemoos herrschte das strenge Regiment des Pfarrers, dem die Familie, die zwielichtige Geschäfte tätigte, ein Dorn im Auge war. Da Mathias im März 1891 die Sonntagsschule geschwänzt hatte, um tanzen zu gehen, kam er für drei Tage in Arrest. Im Sommer 1892 wurde die Wallfahrtskirche Herrgottsruh in Friedberg geplündert. Alle Spuren führten zu Mathias Kneißl. Vier Gendarmen suchten diesen in der Schachenmühle auf, um ihn zu verhaften. Doch Mathias Kneißl gelang die Flucht, jedoch wurde er dabei schwer verletzt. Als die Gendarmen ihn schließlich fassten, starb er noch auf dem Weg ins Dachauer Gefängnis. Kurz darauf wurde auch Therese Kneißl verhaftet, so dass die Kinder nun vollends auf sich allein gestellt waren. Dies war besonders hart für Mathias jüngsten Bruder Alois, der mit seinen beiden älteren Kumpels, Johann Schlumbrecht und Josef Schreck, Einbrüche verübte und Menschen mit der Pistole seines Vaters bedrohte. Als die Gendarmerie ihn und seine Kompagnons in der Schachenmühle verhaften wollte, schoss dieser auf sie. Dabei traf ein Schuss den Polizeistationskommandant Balthasar Gößwein im Unterleib. Der erst 16 Jahre alte Mathias wurde mit in die Schießerei hineingezogen. Letztendlich wurde Mathias, sein Bruder Alois und die zwei Komplizen festgenommen. Es kam zum Prozess vor dem Landgericht München II, in dem Alois zu 14 Jahre Haft wegen versuchten Mordes und Mathias, trotz dass sein Bruder bestätigte, dass dieser nicht geschossen hatte, wegen versuchten Totschlags und anderen Straftaten zu 5 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Therese Kneißl reichte stets Gnadengesuche für eine frühzeitige Haftentlassung ein. Doch erfolglos. Alois verstarb nach 4 Jahren Haft an Tuberkulose. Mathias absolvierte im Amberger Gefängnis erfolgreich eine Schreinerlehre, musste aber trotzdem seine gesamte Haftstrafe bis zum letzten Tag verbüßen. Im Alter von 23 Jahren durfte Mathias erstmals wieder die Luft der Freiheit schnuppern. Er zog zu seiner Mutter und den beiden Schwestern nach München, da die Schachenmühle kurz vor dem Prozess zwangsversteigert worden war. Er musste aber schon bald die Stadt verlassen, da die Stadt den vorbestraften Mathias für zwei Jahre das Aufenthaltsrecht entzog. Mathias Kneißl landete schließlich in Nussdorf, wo er eine Anstellung als Schreiner in einer Schreinerei fand. Sein größter Traum war es nach Amerika auszuwandern. Dafür sparte er eisern. Doch nach 7 Monaten endete die Station Nussdorf, da sein Schreinermeister ihn aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit entließ. Danach fand Mathias Kneißl weit und breit keine Arbeit. Niemand wollte den ehemaligen Zuchthäusler anstellen. Angestiftet durch seinen Cousin Erhard Holzleitner verübte er einen Einbruch bei einem Hopfenbauern. Sie erbeuteten dabei Pfandbriefe im Wert von 2.500 Mark, die sie in Oberschweinbach veräußern wollten. Dabei wurden sie als Diebe entlarvt und flohen. Als Holzleitner gefasst wurde, verriet er Kneißl, der seit dem 11. November 1900 per Steckbrief gesucht wurde und auf den ein Kopfgeld von 400 Mark ausgesetzt war. Holzleitner wurde währenddessen zu 15 Jahre Haft verurteilt. Mathias Kneißl versteckte sich im Dachauer Land, das er wie seine Wespentasche kannte. Da er die Polizei zum Narren hielt, waren ihm die Sympathien der Landbevölkerung sicher, die ihm immer Unterschlupf gewährten. So auch am 30. November. Mathias Kneißl war bei einem alten Bekannten seines Vaters in Irchenbrunn untergetaucht. Doch Michael Rieger, der Flecklbauer, hatte nichts Gutes im Sinn. Er schickte einen Knecht zur Gendarmerie nach Altomünster, der ihnen den Aufenthaltsort von Kneißl steckte, um das Kopfgeld zu kassieren. Als diese anrückte, um Kneißl zu verhaften, schoss dieser dem Stationskommandanten ins Bein, der noch vor Ort verblutete. Der zweite Gendarm wurde von einem Querschläger im Unterschenkel getroffen, der amputiert werden musste. Doch auch dieser verstarb. Nun begann eine Großfahndung nach Mathias Kneißl, dessen Kopfgeld auf 1.000 Mark erhöht wurde. Doch die Verbrecherjagd blieb erfolglos bis Mathias Kneißl von seiner eigenen Cousine, seiner früheren Geliebten, verraten wurde. Am 5. März schossen 150 Gendarmen auf das Auermacher Anwesen in Geisenhofen, wo sich Mathias Kneißl versteckte. Mit 1.500 Schuss stürmten diese das Anwesen und schossen 21 Mal auf den unbewaffneten Mathias Kneißl, der schwer verletzt in der Chirurgischen Klinik München notoperiert wurde. Nach 5 Monaten war er erst wieder gesundheitlich stabil, so dass er in das Augsburg Gefängnis verlegt werden konnte, wo ihm vom 14. bis 19. November 1901 der Prozess gemacht wurde. Dort wurde Mathias Kneißl, der beteuerte die Gendarmen damals nicht töten gewollt zu haben, von den Geschworenen, die stark vom Staatsanwalt beeinflusst wurden, zum Tode verurteilt. Dieses Urteil galt als Justizmord. Die eingereichten Gnadengesuche bei Prinzregenten Luitpold, lehnte dieser ab. Am 21. Februar 1902 wurde Mathias Kneißl gegen 7 Uhr morgens im Hinterhof des Augsburger Gefängnisses mit dem Fallbeil durch den Scharfrichter Franz Xaver Reichart hingerichtet. Zuvor hatte er sich als seine Henkersmahlzeit 6 Glas Bier bestellt. Nach der Enthauptung kaufte Mathias Mutter für 60 Mark den Leichnam, um ihren Sohn zu beerdigen. Der Beerdigung auf dem Augsburger Friedhof wohnten viele bei, da Mathias Kneißl vom einfachen Volk wegen seines Aufbegehrens gegen die Obrigkeit als Volksheld verehrt wurde. Darum ranken sich bis heute viele Sagen, um Mathias Kneißl, dem letzten Räuber des bayerischen Landes. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von München, der Stadt, in dem er nicht nur das erste Mal verurteilt worden war, sondern auch kurze Zeit lebte. 🙂

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