Der Gasmann ist da

Der Gasmann ist da, wenn dieser Satz fiel, dann bedeutete das Tod. Denn Anfang der 1970er Jahre versetzte ein Raubmörder, der sich als Gasmann ausgab, ganz Wien in Angst und Schrecken. Seine Opfer waren alleinstehende, alte Frauen, die den Gasmann, der die Gasgeräte überprüfen wollte, natürlich arglos in ihre Wohnung ließen. Dort versuchte der Gasmann ihre Geldverstecke ausfindig zu machen, wusste er, wo diese waren, verlangte er nach einem Glas Wasser. Dann nutzte er den Moment, um das Geld an sich zu nehmen. Wenn er ertappt wurde, schlug er die wehrlosen Frauen mit Handkantenschlägen nieder und flüchtete. Frauen, die überlebten, beschrieben den Gasmann als übergewichtigen Mann, der gut gekleidet war, über Fachwissen und einen scheinbar gültigen Ausweis verfügte. Außer einem Fingerabdruck, den er auf einem Wasserglas hinterlassen hatte, der jedoch nicht polizeilich erfasst worden war, hatte die Polizei nichts in der Hand. Doch eine Grafikerin, die Nachbarin eines der Opfer, hatte den Gasmann gesehen und konnte ihn sehr gut beschreiben. Der Gasmann war zwischen 23 bis 30 Jahre alt, korpulent und hatte schwarze, leicht gelockte Haare. Ein Phantombild wurde anhand ihrer Personenbeschreibung angefertigt, das später den Gasmann zum Verhängnis werden sollte. Doch vorher begann dieser noch ein grausames Verbrechen. Am 12. Februar 1972 um 1 Uhr nachts drang ein Mann in das private Wohnheim für Offizierswitwen im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing ein, wo er die Tür zur 83 Jahre alten Aloisia S. aufbrach. Er würgte diese bis zur Bewusstlosigkeit und vergewaltigte sie. Während die Frau mit gebrochenem Jochbein am Boden lag, durchsuchte der Täter die Wohnung nach Bargeld, fand aber nur ein Postsparbuch mit 3.000 Schilling, umgerechnet 218 Euro. Dies war zu wenig, weshalb der Täter die Tür zur 77 Jahre alten Beatrix Rosa aufbrach. Er bedrohte die Frau, die ihm einen Umschlag mit 1.000 Schilling, ungefähr 73 Euro gab. Mit dieser mageren Ausbeute flüchtete der Täter, der vorher noch ein Gals Wasser wie der Gasmann verlangt hatte. Während Aloisia S. ins Krankenhaus eingeliefert worden war, sagte Beatrix Rosa aus, dass der Mann bereits vor einem Monat bei ihr in der Wohnung war, der als Gasmann ihre Gasgeräte überprüft hatte. Bei dem Einbrecher handelte es sich um Wiens gesuchten Frauenmörder, den Gasmann. Aloisia S. wurde im Krankenhaus vernommen, die aussagte, dass der Täter stark alkoholisiert gewesen war. Daraufhin klapperten die Beamten die Wirtshäuser, Pensionen und Hotels in der Nähe ab, da der Täter zu Fuß geflüchtet war. Tatsächlich erkannte ein Hotelbesitzer auf den Phantombild den Mann, den er als Harald Sassack identifizierte. Diesen fasste die Polizei im kleinen Hotel Reiser, wo er in aller Seelenruhe ein Glas Wein trank. Harald Sassack wurde noch im Hotel Beatrix Rosa gegenübergestellt, die ihn sofort erkannte. Der 24 Jahre alte Harald Sassack wurde festgenommen und legte noch auf der Fahrt zum Polizeipräsidium ein vollständiges Geständnis ab. Er verriet sogar seinen Komplizen den 29 Jahre alten Johann Scharaditsch, der daraufhin verhaftet wurde und ein umfassendes Geständnis ablegte. Doch wer war Harald Sassack, der als Gasmann, Frauen ausraubte und tötete? Harald Sassack wurde am 28. Juni 1947 in Oberwart als Sohn eines Maurers und einer Bedienung geboren. Er absolvierte erfolgreich eine Lehre als Installateur, was sein Fachwissen erklärte. Nach seinem Grundwehrdienst beim Bundesheer, arbeitete von 1966 bis 1969 im Krankenhaus Lainz als Hilfspfleger, wo er zweimal an Hepatitis erkrankte. Da er bei seiner zweiten Gelbsucht kein Attest vorlegte, erhielt Sassack die Kündigung. Danach arbeitete er als Zuckerbäcker, doch er kündigte schnell wieder, da er täglich zehnmal von Wespen gestochen worden war, was ihm missfiel. Welch Gefahren doch der Zuckerbäckerjob so mit sich bringt. Nachdem ihm eine ältere Frau auf der Straße angesprochen hatte, ob er ihr Gasgerät reparieren könnte, was er auch tat und dafür 1.000 Schilling Trinkgeld erhielt, kam ihm die Idee des Gastricks. Er gab sich als Gasmann aus, gelangte so in die Wohnung. Er überprüfte die Gasgeräte und als er bei der Bezahlung die Geldverstecke sah, schlug er die Frauen mit der Handkante nieder und raubte das Geld. Mithilfe seines Komplizen Scharaditsch, den er in einer Likörstube kennen gelernt hatte, beging er anfangs nur Raubüberfälle. Das erste Opfer, dass er ausraubte war die 88 Jahre alte Amalia Maxa aus dem 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße. Danach folgte Grete Kauer. Mord war nie Absicht gewesen. Das erste Mordopfer wurde die 86 Jahre alte Elenore Hauer, die um Hilfe rufen wollte. Mit Handkantenschlägen wurde sie für immer zum Schweigen gebracht. Das einzige männliche Opfer war der 79 Jahre alte Richard Langer. Dieser wurde nicht mit Handkantenschlägen niedergestreckt, sondern an einen Sessel gefesselt und grausam misshandelt, bevor er getötet wurde. Insgesamt erlitt er 20 Rippenbrüche, eine Kehlkopfzertrümmerung und mehrere Rissquetschungen. Harald Sassack gab zu bei Richard Langer stark alkoholisiert gewesen zu sein. Neben Richard Langer und Eleonore Hauer wurden auch die 66 Jahre alte Rosa Schwarz, die 86 Jahre alte Josefa Fierlinger, die 84 Jahre alte Gabriele Hammer und die 69 Jahre alte Aloisia Meschnark getötet. Alle starben durch Würgen und Niederschlagen. Das siebte Opfer war die 88 Jahre alte Maria Aberle aus dem 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf. Bei ihr war der herbeigerufene Arzt von einem natürlichen Tod ausgegangen. Doch Harald Sassack gestand den Mord. Am 22. Januar 1974 begann der Prozess gegen Harald Sassack, dessen Vorlesen der Anklageschrift über 1 Stunde in Anspruch nahm. 6 Raubmorde, 11 Raubüberfälle sowie eine Vergewaltigung wurden ihm zur Last gelegt. An mehreren war Johann Scharaditsch beteiligt gewesen. 7 Morde hatte Harald Sassack gestanden, der selbst in Niederösterreich mit seinem Gas-Trick zwei Frauen, die 77 Jahre alte Rentnerin Anna W. aus Mödling und die Pensionistin Andrea R. überfiel, die nur knapp dem Tod entgingen. Am 17. Februar 1974 wurde Harald Sassack wegen Raubmordes an Josefa Fierlinger, räuberischen Totschlags an Richard Langer, Aloisia Meschnark, Rosa Schwarz, Maria Aberle und Eleonore Hauer sowie räuberischen Diebstahls und Raub in 9 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein Komplize Johann Scharaditsch wurde wegen Diebstahls und Raub in 2 Fällen und räuberischen Diebstahls in 2 Fällen für schuldig befunden und zu 18 Jahren Haft verurteilt. Harald Sassack akzeptierte sein Urteil und saß 39 Jahre in der Justizvollzugsanstalt Stein. Er war damit der am längsten In Österreich inhaftierte Verurteilte. Kurz nach seiner Entlassung starb er am 21. August 2013 an den Folgen einer längeren Krankheit in einem österreichischen Pflegeheim. Damit war der Gasmann endgültig Geschichte. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Schloss Schönbrunn, das sich im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing befindet, in dem Harald Sassack einst zwei wehrlose ältere Damen in ihrem Wohnheim brutal überfallen hatte. 🙂

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