Der Blaubart

Isabella Müller @isabella_muenchen Wien

Einer der größten Indizienprozesse in Österreichs Kriminalgeschichte drehte sich um den 68 Jahre alten ehemaligen österreichischen Postbeamten Mathias Kindlinger. Dieser tüchtige Postamtsleiter von Voralrberg soll 5 seiner Ehefrauen und Lebenspartnerinnen umgebracht haben, weshalb er von den Medien den Beinamen “Blaubart” erhielt. Mathias Kindlinger hatte bereits seine erste Ehefrau Viktoria, mit der er die beiden Kinder Ernst und Emma hatte, in ihrer Wohnung am 7. Juli 1927 erschossen. Wegen dieses Mordes wurde Kindlinger zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Bereits 1934 wurde er auf Bewährung entlassen und kam bei der Linzer Blumenhändlerin Maria Wegschneider unter, die am 10. Juli 1936 tot an einer Türschnalle hing. Kindlinger alarmierte die Polizei, die zunächst ihn verdächtigte. Da dieser glaubhaft seine Unschuld versicherte, ging die Polizei von Selbstmord aus. Kurz nach Maria Wegschneiders Tod lernte Kindlinger die 40 Jahre alte vermögende Anna Fleischer kennen, mit der Kindlinger oft an die Riviera reiste, wo er sein Vermögen am Roulettetisch in Monte Carlo verzockte. Am 2. Februar 1938 wurde Anna Fleischer erhängt an einem Ofenknopf in ihrem Haus in Aschach an der Donau gefunden. Mathias Kindlinger geriet schnell ins Visier der Ermittler und Annas Verwandte forderten sogar eine Exhumierung der Leiche. Doch letztendlich lautete die Todesursache Selbstmord. Kindlinger heiratete danach Friederike Radler, die am 5. August an den Folgen eines Gehirntumors verstarb und Kindlinger ein stattliches Vermögen hinterließ. Dieses ermöglichte Kindlinger einen luxuriösen Lebensstil, der per Zeitungsinseraten nach einer neuen Ehefrau Ausschau hielt. Darüber lernte er 1955 die reiche Witwe Margarete Mautner kennen, der eines der ersten Waldviertler Emaillierwerke in Schrems gehörte. Bald folgte die Hochzeit und Kindlinger wurde Fabrikchef. Doch Kindlinger führte ein perfektes Doppelleben. In Wien hatte er eine Geliebte, die er regelmäßig besuchte. Zudem verging er sich an einer Dreizehnjährigen. Davon durfte Margarete natürlich nichts mitkriegen, die beseitigt werden musste. Dafür inszenierte Kindlinger einen Raubüberfall. Am 29. April 1961 fand Margaretes Bruder, Hans Verhunc, seine Schwester und seinen Schwager gefesselt im Ehebett. Während Margarete tot war, lebte Kindlinger noch, der behauptete, dass sie überfallen worden waren. Dagegen sprach allerdings, dass es keinerlei Einbruchsspuren gab. Mathias Kindlinger wurde wegen dringendem Tatverdacht seine Ehefrau Margarete ermordet zu haben, verhaftet. Am 4. März 1963 startete vor dem Landgericht Krems an der Donau der Strafprozess gegen den 69 Jahre alten Mathias Kindlinger, der wegen des Mordes an seiner Ehefrau Margarete und der Schändung eines 13 Jahre alten Mädchens angeklagt war. Die Sachverständigen konnten nachweisen, dass Kindlinger den Raubüberfall nur vorgetäuscht und sich selbst gefesselt hatte. Darüber hinaus widerlegte der Wiener Gerichtsmediziner Prof. Breitenecker Kindlingers Aussage, dass dieser bewusstlos gewesen sei. Denn wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte man bei Kindlinger eine Verletzung oder schmerzende Stellen finden müssen, die dieser nicht hatte. Trotz der erdrückenden Beweise beharrte Kindlinger während des gesamten Prozesses darauf, dass er unschuldig ist. Doch das Geschworenengericht in Krems bei Wien sprach Mathias Kindlinger des Mordes an seiner dritten Ehefrau für schuldig und verurteilte ihn zu lebenslänglicher Haft. Die Reaktion Kindlingers auf das Urteil war lediglich ein Achselzucken. Kindlingers Anwalt legte zwar bei dem Obersten Gerichtshof in Wien eine Nichtigkeitsbeschwerde gegen die lebenslängliche Haftstrafe ein, doch diese wurde verworfen. Nur wenig später nach dem aufsehenerregenden Prozess erlitt Mathias Kindlinger einen Herzinfarkt und verstarb daran am 30. Juli 1964 in der Justizvollzugsanstalt Stein in Krems an der Donau. Damit war der Blaubart endgültig Geschichte. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Wien, wo einst Kindlingers Geliebte gelebt hatte. 🙂

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