Das Wahrzeichen der rheinland-pfälzischen Stadt Speyer ist ihre imposante romanische Domkirche St. Maria und St. Stephan. Diese besaß einst einen faszinierenden Ölberg aus Sandstein aus den Vogesen, der zu den bedeutendsten gotischen Denkmälern Deutschlands zählte. Diesen Ölberg stiftete der Domherr Wiprecht von Finsterlohe, der am 5. August 1503 im Speyrer Dom beigesetzt wurde. In den Jahren von 1505 bis 1512 wurde dieses monumentale Denkmal durch Nikolaus Elser und Hans Seyfer im Zentrum des Kreuzgangs errichtet. Der Ölberg stellt die biblischen Ereignisse der Nacht der Festnahme Jesu im Garten Getsemani dar. Diese Gefangennahme von Jesu in Bildgruppen im gotischen Baustil war zu Beginn des 16. Jahrhunderts en vogue und lockte zahlreiche Gläubige in die Domstadt. Selbst der Reformator Martin Luther erwähnte den Ölberg zu Speyer anerkennend, der eine architektonische Meisterleistung für seine Zeit war. Der sechseckige Zentralbau mit Pyramidendach, das von sechs Pfeilern getragen wurde, war rund 15 Meter hoch. In seinem Zentrum verteilte sich über eine künstliche Felslandschaft eine lebensgroße Skulpturengruppe. In die Felslandschaft wurden Bäume und Büsche sowie Wildkräuter und Farnkraut gepflanzt, damit dieser besonders lebendig wirkte. Jedoch wurde der Ölberg im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch die Truppen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. schwer beschädigt. Endgültig zerstört wurde er durch die Jakobiner im französischen Revolutionskrieg. Ein Wiederaufbau in vereinfachter Form fand gegen Ende des 19. Jahrhunderts statt. Dabei wurden die Skulpturen von dem Bildhauer und Künstler Gottfried Renn geschaffen. Der Ölberg, der heute im südlichen Domgarten steht, dem ehemaligen Zentrum des zerstörten Domkreuzgangs, verbirgt bis heute in seinem Inneren eine kleine Kapelle, die dem Erzengel Michael geweiht ist. Überdacht wird der Ölberg von einem gotischen Kreuzgratgewölbe, um ihn so vor den Zerfall zu schützen. Trotz seines vereinfachten Aufbaus ist der Ölberg auch heute noch ein beliebtes Fotomotiv neben dem gewaltigen Kaiserdom. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieses übrig gebliebenen Ölbergs in Speyers Altstadt. 🙂









