Schwedens letzte und zugleich einzige Hinrichtung mit der Guillotine

Isabella Mueller @isabella_muenchen Stockholm Schweden

Der letzte, der in Schweden hingerichtet wurde, war Johan Alfred Andersson Ander. Dieser hatte am 5. Januar 1910 die 24 Jahre alte Kassiererin Victoria Hellsten in Gerells Wechselstube in der Malmtorgsgatan 3 in Stockholm ausgeraubt und so schwer verletzt, dass diese nur eine Stunde nach dem Raubüberfall an ihren Verletzungen im Serafinnerlazarett verstarb. Ander konnte mit 6000 Kronen entkommen. Da sich die Polizei sofort an die Öffentlichkeit um Mithilfe gewandt hatte, meldete sich das Personal des Stockholmer Hotels Temperance, denen ein Gast wegen seiner Nervosität und seinem seltsamen Verhalten aufgefallen war. Die ermittelnden Polizisten Fagerström und Holmér suchten sofort das Hotel auf. Zwar war der Gast nach Vaxholm gereist, hatte jedoch seinen Koffer in seinem Zimmer zurückgelassen, den er am nächsten Tag abholen wollte. Die Polizisten nahmen den Koffer zur Polizeiwache mit und öffneten diesen. Darin fanden sich ein Bündel mit ausländischen Banknoten, eine Brieftasche mit dem eingestickten Namen und der Adresse der ermordeten Kassiererin Viktoria Hellsten sowie ein Foto von Ander, den der Hausmeister Larsson des Hotels Temperance als Gast identifizierte. Daraufhin reisten 10 Polizisten nach Vaxholm, wo sie Ander im Haus seines Vaters, in dem er mittlerweile mit seiner Ehefrau lebte mitten in der Nacht festnahmen und ins Gefängnis nach Stockholm brachten. Am 28. Februar 1910 wurde der Fall Ander vor dem Stockholmer Rathausgericht verhandelt. Ander, der am 7. Oktober 1873 in Ljusterö geboren wurde, war von Beruf Gastwirt, der ständig in finanziellen Schwierigkeiten aufgrund seiner Alkoholprobleme steckte. Von 1893 bis 1894 hatte er Militärdienst beim Küstenartillerie-Regiment von Vaxholm geleistet. Danach heiratete er und versuchte seinen Lebensunterhalt als Kellner und Hotelbesitzer mehr schlecht als recht zu bestreiten. Während der Gerichtsverhandlung wurde auch seine Ehefrau angehört, die aussagte, dass ihr Ehemann zu Gewaltausbrüchen neige und sie ständig um ihr Leben fürchtete. Bis zum Mord an der Kassiererin galt Ander als Kleinkrimineller, der dreimal wegen Diebstahl verurteilt worden war. Zwar beteuerte Ander die Tat nicht begangen zu haben. Doch auf einem Teil des gestohlenen Geldes befanden sich Bluttropfen von Ander, die ihn eindeutig als Täter überführten. Am 14. Mai 1910 wurde Ander zum Tode verurteilt. Anschließend ging er mehrfach in Revision, die jedoch in allen Instanzen abgelehnt wurde. Auch ein Begnadigungsantrag von Ander und seinem Vater, in dem sie den König Gustav V. um Verzeihung baten, wurde abgelehnt. Die Hinrichtung von Ander fand am 23. November 1910 im Gefängnis Längholmen in Stockholm durch Albert Gustav Dahlmann mithilfe der Guillotine statt. Diese war 1903 von Frankreich nach Stockholm gebracht worden und wurde zum ersten und auch zum letzten Mal verwendet. Anno 1921 wurde in Schweden die Todesstrafe für Friedenszeiten und 1973 endgültig abgeschafft. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Stockholm, wo Johan Alfred Andersson Ander einst verurteilt wurde und durch die Guillotine als letzter Hingerichteter starb. 🙂

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