Die blauroten Totenflecken

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

In einer Wiener Wohnung wurde im Sommer 1962 eine junge, nackte Frauenleiche auf dem Küchenboden liegend gefunden. Diese hielt einen Gasanzünder in ihrer Hand. Daneben lag ein zerbrochenes Glas und es gab Flüssigkeitsreste, die einen Schuhabdruck aufwiesen. Ein Nachbar hatte die Polizei gerufen, da er im Haus einen Gasgeruch bemerkt hatte. Die Polizei ging von Selbstmord durch eine Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung aus, da der Backofen offen stand und der Gashahn aufgedreht war. Doch eines machte den Gerichtsmediziner Dr. Norbert Wölkert und den Gerichtschemiker Dr. Gottfried Machata stutzig. Warum hatte die Leiche blaurote Totenflecke? Wenn eine Person an einer Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung stirbt, weist die Leiche hellrote Totenflecke auf. Denn das Gas verbindet sich 200mal leichter als Sauerstoff mit einem Hämoglobin in den roten Blutkörperchen. Das Blut wird folglich arteriell und bekommt eine hellrote Färbung. Die Sauerstoffzufuhr stoppt ad hoc, man wird ohnmächtig und erstickt. Der tote Körper hatte jedoch keine hellroten, sondern blaurote Totenflecke. Die Obduktion der Frauenleiche ergab, dass diese beim Erbrechen wie oft üblich bei einer Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung erstickt war. Doch die Labortests schlossen den Tod durch eine solche Vergiftung aus, da kein Kohlenstoffmonoxid im Blut der Toten gefunden wurde. Was hatte dann zur Erstickung geführt? Der Gerichtschemiker Dr. Gottfried Machata benutzte für die Klärung dieser Frage ein Einsiedeglas. In dieses legte er die bei der Obduktion entnommene Lunge der Toten und verschloss dieses mit einem Deckel, der einen Gummistopfen hatte. In den darauffolgenden Stunden entwich die Luft aus der Lunge und wurde im Einsiedeglas gefangen. Danach wurde eine Untersuchung im Gaschromatographen gemacht. Diese ergab, dass der letzte Atemzug der jungen Frau das organische Lösungsmittel Trichlormethan, besser bekannt als Chloroform enthielt. Daraus konnte geschlossen werden, dass die Frau erst betäubt und dabei getötet wurde. Mit diesem Ergebnis konfrontierten die Ermittler den Ehemann der toten Frau. Dieser gestand, dass er zusammen mit seiner Geliebten verreisen wollte. Deswegen kam es zum Streit mit seiner Ehefrau, die er mit Chloroform ermordete. Um den Mord als Selbstmord zu tarnen, drehte er den Gashahn auf. Damit keiner Verdacht an dem fingierten Selbstmord schöpfte, ermordete er auch seine Schwiegermutter, die nie an einen Suizid ihrer Tochter geglaubt hätte. Diese betäubte er ebenfalls mit Chloroform und legte sie anschließend kopfüber in die Badewanne. Dann ließ er Wasser in die Wanne laufen, so dass diese ertrank. Somit entpuppte sich der anfängliche Selbstmord als heimtückischer Doppelmord, der nur durch die blauroten Flecken aufflog. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Wiens Foltermuseum im historischen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. 🙂

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