Der Mord im Wiener Nobelhotel Bristol

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

Der Mord an der englischen Staatsbürgerin Juliane Earl, einer Gesellschafterin der Baronesse von Vivante, im Luxushotel Bristol in der Kärntnerstraße 1 in Wien am 22. Mai 1918 erschütterte ganz Österreich. Dieser äußerst raffinierte und zugleich kaltblütige Raubmord wurde ausgerechnet vom Neffen der Baronesse, dem Wiener Versicherungsangestellten Emmo Davit und dessen 17 Jahre alten Arbeitskollegen Kurt Franke geplant und ausgeführt. Aber der Reihe nach. An jenem Tag hatte ein Tapezierer im Zimmer Nr. 51 die Leiche von Juliane Earl gegen 16.00 Uhr gefunden und sofort die Polizei informiert, die wenig später am Tatort eintraf. Die ermittelnden Kriminalbeamten befragten zunächst Julianes Arbeitgeber und das Hotelpersonal. Dieses hatte Juliane Earl gegen 15.15 Uhr dabei gesehen, wie diese das gemietete Hotel-Panzerschließfach geöffnet und eine Krokodilledertasche entnommen hatte. Doch von der Ledertasche fehlte jede Spur. Das Hotelpersonal berichtete zudem, dass Juliane Earl eine halbe Stunde bevor sie tot auf ihrem Zimmer gefunden worden war, Besuch von Emmo Davit gehabt hatte. Nach diesem wurde daraufhin sofort die Fahndung eingeleitet. Bereits wenige Stunden später konnte Emmo Davit beim Ringstraßenkorso verhaftet werden. Auffällig war, dass dieser bei seiner Verhaftung weder seinen Mantel, den er noch im Hotel getragen hatte, noch seinen Wohnungsschlüssel bei sich hatte. Davit gab an, dass sich sowohl sein Mantel auch sein Zimmerschlüssel im Büro befanden. Doch dies stellte sich als Lüge heraus. Verdächtig war, dass Davit ein Notizbuch bei sich trug, dass eine Skizze der Hotelsuite der Baronesse Vivante sowie den Eingang zum Zimmer von Juliane Earl aufwies. Anhand dieser Skizze vermuteten die Kriminalbeamten, dass Davit einen Komplizen gehabt haben musste. Sie stießen auf dessen Bürokollegen Kurt Franke, den sie in seiner Wohnung in der Wasagasse 52 im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund aufsuchten, wo sie Davits Wohnungsschlüssel, ein Sparbuch, ein blutiges Rasiermesser und die Ledertasche der Baronesse fanden. Aufgrund der erdrückenden Beweise, legte Kurt Franke ein Geständnis ab. Er und Davit hatten bereits zahlreiche Betrügereien während ihrer beruflichen Tätigkeit begangen und wollten nun ans Vermögen der Baronesse und deren Ehemann. Ein halbes Jahr lang schmiedeten sie einen Plan, um Zugang zum Hotelsafe zu bekommen. Die Schlüsselfigur dabei war Juliane Earl, die seit 16 Jahren beim Ehepaar Vivante angestellt war. Diese hatte freien Zugang zum Hotelsafe. Davit umgarnte Juliane, die ihm die Ledertasche aus dem Safe, in der neben Bargeld, auch wertvoller Schmuck des Ehepaares aufbewahrt wurde, bringen sollte. Juliane kam dieser Bitte ohne große Bedenken zu haben nach, da sie nicht glaubte, das Davit sie danach kaltblütig durch Kurt Franke ermorden würde. Dieser hatte sich als Jockey verkleidet, da Julianes Bruder Jockey war. Es sollte so der Verdacht entstehen, dass Julianes Bruder der Mörder war. Über einen Nebeneingang gelangte Kurt Franke ins Zimmer von Juliane, wo er dieser mithilfe einer Wurfkeule wuchtige Hiebe auf den Kopf verpasste. Als Juliane zu Boden sank, würgte er sie mit einer Schnur. Danach wollten Franke und Davit Juliane in einen Wäschekorb legen und so die Leiche abtransportieren. Doch Juliane regte sich plötzlich, weshalb Franke ihre Kehle mit einem Rasiermesser durchschnitt. Durch die starke Blutung war ein Abtransport nicht möglich. Da Davits Mantel blutbefleckt war, nahm Franke diesen an sich und verließ das Hotel in seiner Jockey-Verkleidung wieder. Nach dem Geständnis von Kurt Franke, blieb Emmo Davit nichts anderes übrig als den brutalen Raubmord zu gestehen. Am 5. August 1918 begann der Gerichtsprozess im Wiener Landgericht, der mit zwei Schuldsprüchen für Emmo Davit und Kurt Franke am 7. August 1918 endete. Kurt Franke wurde wegen des tückischen Raubmordes zu 15 Jahren schweren Kerkers verurteilt, während Emmo Davit, der Drahtzieher des Verbrechens, wegen bestellten tückischen Raubmordes zum Tode durch den Strang verurteilt wurde. Emmo Davit hatte großes Glück, da die Todesstrafe in der Ersten Republik abgeschafft wurde, weshalb er der Hinrichtung gerade noch entging. So wandelte der Oberste Gerichtshof am 26. Januar 1919 über Empfehlung des deutsch-österreichischen Staatsrates die Todesstrafe über Emmo Davit in eine lebenslange, verschärfte Kerkerstrafe um. Nur 9 Jahre später wurde Emmo Davit am 19. Dezember 1928 durch den österreichischen Bundespräsidenten begnadigt, der am 20. Dezember 1928 aus der Justizstrafanstalt Stein entlassen wurde und noch am selben Tag aus Wien abreiste. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von der Kärntner Straße in Wien, wo einst der Mord an Juliane Earl im legendären Hotel Bristol stattfand. 🙂

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