Johann Christian Woyzeck: Leipzigs letzter öffentlich Hingerichteter

Isabella Mueller @isabella_muenchen Leipzig

Die letzte öffentliche Hinrichtung in Leipzigs historischer Innenstadt war die des Soldaten und Perückenmacher Johann Christian Woyzeck, dessen tragische Lebensgeschichte den gerade einmal 23 Jahre alten Schriftsteller Georg Büchner zu seinem weltberühmten Dramenfragment Woyzeck inspirierte. Johann Christian Woyzeck wurde am 03. Januar 1780 in Leipzig geboren. Schon in jungen Jahren wurde er Vollwaise. Erst starb 1788 seine Mutter, fünf Jahre später sein Vater. Er absolvierte erfolgreich eine Lehre als Perückenmacher, was jedoch ein aussterbender Beruf war, so dass er nie lange eine Anstellung hatte. Anno 1798 mit 18 Jahren begab er sich auf Wanderschaft. Während dieser Zeit diente er auch als Soldat bei Truppen unterschiedlicher Staaten im Ostseeraum. Er hatte ein amouröses Verhältnis zu einer Frau namens Wienberger. Aus dieser Liaison ging ein Kind hervor. Zu einer Heirat kam es nicht, da die Frau auch Affären zu anderen Soldaten unterhielt. Woyzeck verfiel zusehends dem Alkohol und wurde depressiv, was dazu führte, dass er unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde. 1818 kehrte Woyzeck schließlich in seine Heimatstadt Leipzig zurück. Er führte ein unstetes Leben, das von Alkoholexzessen, Gelegenheitsjobs und 10 Wohnungswechseln bis Juni 1821 geprägt war. In dieser Zeit lernte er die fünf Jahre ältere Witwe Johanna Christiane Woost kennen. Woyzeck und sie begannen eine zerstörerische Beziehung, die von Leidenschaft und heftigen Eifersuchtsszenen seitens Woyzecks gepaart mit körperlicher Gewalt gegen Johanna Christiane Woost dominiert wurde. Wie Woyzecks vorherige Partnerin, vergnügte sich die Witwe auch mit anderen Männern. Woyzeck, der keine feste Arbeit hatte und täglich Unmengen Alkohol trank, fing er an Stimmen zu hören. Nachdem er am 21. Juni 1821 von der Witwe versetzt worden war, kaufte er sich eine abgebrochene Degenklinge und montierte einen Griff daran. Am Abend lauerte er ihr in ihrem Hausflur in der Sandgasse auf und stach wie im Rausch sieben Mal auf sie ein. Danach stellte er sich der Polizei und gab an, dass ihm der Mord von imaginären Stimmen befohlen worden war. Woyzecks Anwalt plädierte aus diesem Grund auf Unzurechnungsfähigkeit. Doch Leipzigs Stadtphysikus Prof. Dr. Johann Christian August Clarus, ein renommierter Gerichtsmediziner, erstellte ein Gutachten, das Woyzeck die Zurechnungsfähigkeit attestierte. Am 22. Februar 1822 wurde er zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung wurde für den 13. November 1822 anberaumt. Es kam jedoch zur Wende als ein Augenzeuge Woyzeck tatsächlich Verwirrung bescheinigte. Das Urteil wurde erstmal aufgeschoben und ein weiteres Gutachten wurde vom Gericht beantragt, das von demselben Gerichtsmediziner wie das erste angefertigt wurde. Auch diesmal bescheinigte Clarus Woyzeck erneut trotz Hinweise auf eine psychische Erkrankung seine volle Zurechnungsfähigkeit. Aufgrund dieses Gutachtens wurde der Angeklagte am 04. Oktober 1823 als zurechnungsfähig eingestuft und zum Tode am 27. August 1824 verurteilt. Zu Woyzecks Hinrichtung auf dem Leipziger Marktplatz kamen 5.000 Schaulustige. Das Schafott war mittig auf dem Markt aufgebaut worden. Gegen 10.30 Uhr wurde Woyzeck vom Rathaus aus zum Schafott geführt. Er ging allein aufs Schafott, kniete sich nieder, um kurz zu beten, dann setzte er sich auf den Stuhl und der Scharfrichter schlug ihn gekonnt den Kopf mit seinem Schwert ab, der auf der Klinge liegen blieb. Der kopflose Woyzeck wurde zusammen mit seinem Kopf die Falltür hinunter geworfen. Dann wurde er in einen Sarg gelegt und in die Anatomie gebracht. So endete das tragische Leben des erst 44 Jahre alten Johann Christian Woyzeck, den Georg Büchner in seinem Drama das legendäre Zitat: ” Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einen, wenn man hinabsieht ” sagen ließ. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom historischen Leipziger Marktplatz. 🙂

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