Eine in der Geschichte der Kriminalistik einzigartige Aktion fand 1981 in der DDR statt. Um den Mord an dem 7 Jahre alten Lars Bense aufzuklären, wurden von der Volkspolizei insgesamt 551.198 Schriftproben in Halle-Neustadt eingeholt und ausgewertet. Tatsächlich führte eine dieser Proben zum Täter. Aber der Reihe nach. Lars Bense, ein 7 Jahre alter Erstklässler der Bernard-Koenen-Schule in Halle-Neustadt, wollte am 15. Januar 1981 die Nachmittgasvorstellung des nahegelegenen Kinos besuchen. Doch er kam nie dort an. Sofort leitete Siegfried Schwarz, Leiter der Mordkommission, eine Großfahndung nach dem Grundschüler ein. Dieser wurde 14 Tage später von dem 19 Jahre alten Uwe Theuerhorn, einem Streckenläufer der Deutschen Reichsbahn an der Bahnstrecke Halle-Leipzig auf dem Streckenkilometer 107,4 in einem braunen Reisekoffer gefunden. Dieser lag im Schnee neben den Gleisen. Die Leiche des 1,18 Meter großen Jungen war regelrecht in den Koffer gepresst worden und lag unter zusammengeknüllten Zeitungen, in denen die Kreuzworträtsel ausgefüllt waren. Die Obduktion des Gerichtsmediziners Prof. Dr. Wolfgang Dürwald ergab, dass Lars Bense sexuell missbraucht und mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden war. Sein Oberkörper wies mehrere Stichverletzungen auf. Da der Koffer ein Massenprodukt war, stellten die ausgefüllten Kreuzworträtsel die einzige heiße Spur dar. Diese stammten laut Sachverständigen von einer Frau im mittleren Alter, die wohl die Schriftenverursacherin, aber nicht die Täterin war. Die Volkspolizei durchwühlte daraufhin über 60 Tonnen Altpapier nach Zeitungen mit Kreuzworträtseln. Zudem wurden im Zuge der Ermittlungen insgesamt über eine halbe Million Schriftproben in Halle-Neustadt eingeholt und von Hand ausgewertet. Bis heute gilt dieser Kriminalfall weltweit als der mit der größten Überprüfung von Schriftproben. Doch die Fleißarbeit zahlte sich aus, nach zehn Monaten intensiver Untersuchungen war eine Schriftprobe dabei, die identisch mit dem Kreuzworträtseln im Koffer war. Diese stammte von einer Frau G., die als Saisonkraft in einem Strandcafé an der Ostsee arbeitete und im fünfgeschossigen Block 398 in Halle-Neustadt lebte. Dieser Volltreffer der Schriftprobe führte zu deren 18 Jahre alten Schwiegersohn Matthias S., der als Saisonarbeiter in einem Ferienheim in Friedrichsroda tätig war. Als die Ermittler diesen verhörten, gestand er Lars Bense am 15. Januar 1981 mit Spielzeugautos in die Wohnung seiner Schwiegermutter gelockt zu haben. Dort missbrauchte er den Jungen sexuell und schlug anschließend mit einem Hammer in der Badewanne auf ihn ein. Da Lars immer noch lebte, nahm er ein Messer und stach mehrfach in die Brustgegend ein. Danach presste er den toten Jungen in den Koffer, bedeckte den Körper mit Zeitungen, die er in der Wohnung fand und entsorgte den Koffer bei einer Zugfahrt von Halle nach Leipzig, in dem er ihn aus dem Fenster warf. Er konnte nicht ahnen, dass in den Zeitungen die ausgefüllten Kreuzworträtsel seiner Schwiegermutter waren. Im darauffolgenden Prozess kam heraus, dass seine Freundin ihm Geschichten von kleinen Jungs erzählen musste, um ihn sexuell zu stimulieren. Ferner sagte Matthias S. aus, dass er seit dem Zuschauen wie sein Opa Schweine abgeschlachtet, Tötungsfantasien entwickelt hatte. Matthias S. wurde im Sommer 1982 wegen Mord in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch zu lebenslanger Freiheitsstrafe mit Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Anno 1991 beauftragte die Staatsanwaltschaft die Wiederaufnahme des Verfahrens, da Matthias S. zur Tatzeit erst 18 Jahre alt war. Er wurde am 20. Mai 1992 wegen Mordes zur Höchststrafe verurteilt, die bei der jetzt geltenden Jugendstrafe noch zehn Jahre mit anschließender Einweisung in den Maßregelvollzug betrug. Im Jahr 1996 wurde Matthias S. im Landeskrankenhaus für Forensische Psychiatrie Uchtspinge untergebracht. Danach lebte er drei Jahre lang in einem Projekt für betreutes wohnen. Bis zu seinem Tod am 15. Januar 2013, genau der Tag als er Lars Bense brutal missbraucht und ermordet hatte, lebte er mit einer Frau und deren Sohn in Magdeburg. Er starb an einer schweren Krankheit. So endete das Leben von Matthias S., der von den Medien den Spitznamen, der Kreuzworträtselmörder erhalten hatte und dem die Kreuzworträtsel-Leidenschaft seiner Schwiegermutter zum Verhängnis worden war. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Leipzig, auf dessen Bahnstrecke Halle-Leipzig einst der Koffer mit der toten Leiche des erst 7 Jahre alten Lars Bense gefunden wurde. 🙂





































