Die tote Studentin

Isabella Müller @isabella_muenchen Trier

Einer der rätselhaftesten Kriminalfälle Deutschlands ereignete sich am 6. Juni 2007. An diesem Abend verschwand auf einer Sommerparty der Fachhochschule Trier, die in der Nähe des Moselufers stattfand und bei der mehr als 10.000 Menschen ausgelassen feierten, die 21 Jahre alte Lehramtsstudentin Tanja Gräff. Die 1,70 Meter große, rothaarige Tanja Gräff wurde noch gegen 3.50 Uhr auf dem Parkplatz der Fachhochschule von einer Gruppe gesehen wie sie mit jemanden telefonierte, mit dem sie sich in Tiers Innenstadt am Nikolaus-Koch-Platz treffen wollte. Sie fragte die Gruppe noch, wie sie zu dieser Zeit dorthin kommen könnte. Eine halbe Stunde zuvor gegen 3.30 Uhr hatte ein Bekannter sie an der Bühne gesehen und gefragt, ob er sie nach Hause begleiten sollte. Doch ein unbekannter 1,80 Meter großer Mann, den Tanja Gräff offensichtlich kannte, mischte sich ein, in dem er sagte, dass er Tanja in Ruhe lassen sollte. Daraufhin begab sich ihr Bekannter allein auf den Heimweg. Danach wurde Tanja Gräff noch neben einem auffälligen Mann mit einem Spitzbart gesehen. Das letzte Mal telefonierte die Studentin um 4.13 Uhr mit ihrem Bekannten, der in der Innenstadt am Nikolaus-Koch-Platz auf sie wartete. Doch dort kam sie nie an. Um 4.30 Uhr hörte ein Anwohner panische Frauenschreie in der Nähe der stillgelegten, heute abgerissenen Kabinenbahn, die sich unmittelbar zur Fachhochschule befand. Eine andere Gruppe hatte zwischen 5 Uhr und 5.30 Uhr eine Frau gesehen, die Tanja Gräff ähnelte, die sich mit einem Mann stritt. Diese Beobachtung machte auch ein Veranstaltungshelfer. Eine Gruppe von Jugendlichen bemerkte ebenfalls den Streit, als zwei Männer der Gruppe zum Paar gingen, entfernte sich der Mann. Danach sah ein Veranstaltungshelfer wie ein dunkelhaariger Mann in einem blauen Peugeot 307 mit einem Kennzeichen aus Luxemburg das Partygelände verließ. Seit dem Morgen des 7. Juni 2007 galt die lebenslustige Tanja Gräff als vermisst. Die Polizei leitete eine Großfahndung mit Polizeihundertschaften, die die Wälder rund um die Hochschule durchkämmten, mit Hubschraubern ausgestattet mit Wärmesensoren entlang der Mosel sowie mit Spürhunden ein. Die SoKo FH mit 60 Ermittlungsbeamten wurde zudem gegründet. Diese wertete 6.000 Fotos aus, die auf der Sommerparty der Fachhochschule entstanden waren und ging über 3.000 Hinweisen nach. Ein Kripobeamter ermittelte sogar undercover als Uni-Professor. Aber die Ermittlungen führten ins Leere. Von Tanja Gräff fehlte jede Spur. Selbst ein TV-Beitrag über das Verschwinden von Tanja Gräff am 30. März 2011 in der ZDF-Sendung “Aktenzeichen XY … ungelöst” brachte keine neuen Hinweise. Die Sonderkommission FH wurde darum im Januar 2009 aufgelöst. Zwar ermittelte ein dreiköpfiges Team von Herbst 2010 bis November 2011 erneut, aber auch diesmal blieb die Suche nach Tanja Gräff erfolglos. Dann passierte nach 8 langen Jahren das Unglaubliche. Am 11. Mai 2015 fanden Waldarbeiter bei Rodungsarbeiten in der Nähe des Hochschulgeländes unterhalb der 50 Meter hohen Felswand des Roten Felsens die Leiche von Tanja Gräff sowie ihren Studentenausweis und ihr Handy. Die Obduktion ergab, dass Tanja Gräff beim Sturz an der Felswand gestorben war. Spuren von Gewalteinwirkungen wurden nicht festgestellt. Zudem machte die Unfallstelle, eine steil abfallende Böschung, es sehr unwahrscheinlich, dass eine zweite Person Tanja Gräff hinabgestoßen hatte. Mithilfe eines Dummy-Tests wurde der Sturz rekonstruiert. Dieser ergab, dass die Studentin 26 Meter tief abgestürzt und mit gebrochener Wirbelsäule tot in einer Astgabel hängengeblieben war. In den folgenden Jahren bog sich die Astgabel, so dass die sterblichen Überreste am Boden landeten. Die Staatsanwaltschaft stellte daraufhin die Ermittlungen am 28. Juni 2017 ein, da der tödliche Sturz mit “hoher Wahrscheinlichkeit ” ein Unfall war. Der Tod der vermissten Studentin entpuppte sich als tragischer Unfall, obwohl Fragen offen blieben. Warum stand Tanja Gräff am Felsvorsprung, der wegen Absturzgefahr mit einem Metallzaun gesichert war und nicht in die Stadt führte, wo Tanja Gräff sich mit ihrem Bekannten treffen wollte. Weshalb war sie dorthin gegangen? So gibt es noch viele Fragen, die wohl nie mehr geklärt werden. Fakt ist, dass Tanja Gräff am 7. Juli 2007 ihr Leben gelassen hatte. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der Trierer Innenstadt, in der sich die Studentin noch auf dem Nikolaus-Koch-Platz mit ihrem Bekannten treffen wollte, aber nie dort ankam. 🙂

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