Hoch zu Ross: Die kaiserliche Wagenburg im Schloss Schönbrunn

Isabella Müller Wien

Bei meinem Besuch des Schönbrunner Schlossparks machte ich auch einen Abstecher zur kaiserlichen Wagenburg. Hier konnte ich einen Blick auf die Reste des zeitweise über 600 Fahrzeuge umfassenden Fuhrparks des Wiener Hofes riskieren. Neben Prunkwägen für die kaiserliche Familie gab es Dienstfahrzeuge für die Hofangestellten, Lastwägen für den Transport von Gütern sowie Reise-, Sport-, Freizeit- und Kindergefährte zu bestaunen. Die Hofwagen, die stets Vorfahrt hatten, wurden seit 1814 durch goldene und hofgrüne Lackierungen gekennzeichnet, wobei die Breite der goldenen Streifen an den Rädern, Aufschluss über den Rang des jeweiligen Insassen gaben. Zwar gehörten die meisten Fahrzeuge der Wagenburg zum Fuhrpark des Kaiserhauses, doch gab es auch Adelsfamilien, die das Privileg hatten, mit ihrer Kutsche in der Hofburg vorzufahren. Viele der Hofwagen wurden für die Kaiserin Elisabeth, im Volksmund Sisi genannt, gebaut. Ältere Kutschen wurden in wichtigen Momenten ihres Lebens auch von ihr benutzt. So entdeckte ich auf meinem Rundgang durch die Wagenburg auch den Einzugswagen für Sisi als kaiserliche Braut, der ursprünglich der Mailänder Krönungswagen Napoleons I. war. Selbst Sisis Hochzeitsschleppe, die sie zu ihrer Hochzeit am 24. April 1854 trug, konnte ich durch eine Glasvitrine bewundern. Bei meiner Erkundungstour kam ich auch an den Alltagswägen der kaiserlichen Familie wie dem Leib-Coupé des berühmten Wiener Wagenfabrikanten Marius aus dem Jahr 1887 sowie dem zweisitzigen Leib-Stadtwagen der Kaiserin vorbei. Darüber hinaus konnte ich die eigenen Kutschen der Kaiserkinder bewundern, die eigens von dafür abgerichteten Schafen, Ziegen oder Ponys gezogen wurden. Besonders beeindruckte mich der pompöse Krönungszug. Dieser Imperialzug wurde 1838 anlässlich der Krönung Ferdinands I. in Mailand gefertigt. Auch Rennschlitten des Wiener Hofes und viele andere Prunkfahrzeuge des Barocks konnte ich auf meinem Rundgang genau inspizieren. Meine absolute Lieblingskutsche war der schwarze Leichenwagen. Dieser imposante schwarze Leichenwagen des Wiener Hofes wurde 1876 für die gekrönten Mitglieder des Kaiserhauses gebaut. Nur für sie galt nach Spanischem Hofzeremoniell die große Trauer mit der Trauerfarbe Schwarz. Für alle übrigen Familienmitglieder gab es die kleine Trauer mit der Trauerfarbe Rot und einem eigenen roten Leichenwagen. Als Gemahlin des regierenden Kaisers wurde Sisi am 17. September 1898 mit dem schwarzen Leichenwagen zu Grabe getragen. Bei dieser letzten Fahrt war der prachtvolle Wagen mit acht Rappen bespannt und wurde von Edelknaben und Laternenträgern in schwarzer Trauerkleidung flankiert. Achtzehn Jahre später wurde auch Sisis Gemahl Franz Joseph in diesem Wagen zur Kapuzinergruft gefahren. Im Jahr 1989 fand der schwarze Leichenwagen beim Begräbnis der im Exil verstorbenen Kaiserin Zita zum letzten Mal Verwendung. Die Wagenburg in der ehemaligen Winterreitschule ließ mich ein Stück des Lebens der berühmten Monarchin und dem Leben am kaiserlichen Hof hautnah nachempfinden. So konnte ich dank der Glanzstücke des kaiserlichen Fuhrparks und den exquisiten Kleidungsstücken der Habsburger ihr imperiales Erbe authentisch erleben. Euch wünsche ich viel Vergnügen mit meinen Fotos der kaiserlichen Wagenburg im Schloss Schönbrunn. 🙂

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