Der Prügelknabe

Isabella Müller Wien Österreich @isabella_muenchen

Wie in fast allen Betrieben gibt es unter den Angestellten oftmals einen Prügelknaben, der für die Verfehlungen anderer die Strafe erhält und über den gespottet wird. Ein solcher Prügelknabe war der 22 Jahre alte Schlossergeselle Johann Karl Hack, der zusammen mit dem 24 Jahre alten Karl Jenker und dem gleichaltrigen Anton Kebert in einer Schlosserwerkstatt in Gumpendorf arbeitete und mit diesen dort zusammen in einer Stube wohnte. Karl Hack, der wegen seiner Eitelkeit und Ungeschicktheit beim Arbeiten nicht sonderlich beliebt bei seinen Kollegen war, war schwer in die Freundin der Tochter des Schlossermeisters namens Kathi verliebt. Diese hatte jedoch ein Auge auf Anton Kebert geworfen. Kurz vor Weihnachten saßen die drei Schlossergesellen mit ihrem Schlossermeister, dessen Ehefrau und Tochter sowie deren Freundin Kathi zusammen. Karl Jenker unterhielt die illustre Runde mit seinen Anekdoten über Betäubungsmittel. Dabei pries er das ägyptische Betäubungsmittel in den höchsten Tönen an. Neugierig wollte nun Kathi ausgerechnet von Karl Hack wissen, ob dieser sich trauen würde, das Wunderkraut zu testen. Dieser wollte sich nicht die Blöße geben und bejahte, wusste er doch, dass dieses Mittel aus dem Orient schwer zu bekommen war. Doch Karl Jenker erzählte, dass er von einem Freund, einem Matrosen, der den Orient bereist hatte, ein Quantum davon geschenkt bekommen hatte. Er fragte nun Karl Hack, ob dieser Wort halten und es testen wollte. Da dieser vor Kathi nicht kneifen wollte, stimmte er zu das Wundermittel zu probieren. Schnell holte Jenker ein Glas mit einer braunen Flüssigkeit, die wie Rum roch. Natürlich hatte dieser sich mit Kerber einen Scherz erlaubt und nicht wie sie erzählten 40 Tropfen des Betäubungsmittels, sondern 80 prozentigen Strohrum ins Glas gegeben. Sie wollten sich mal wieder auf Kosten des eitlen Karl Hack amüsieren. Dieser leerte das Glas auf ex und sank danach sofort zu Boden. Am nächsten Morgen wachte er völlig verkatert auf einer Bank in einem Wirtshaus auf. Der Wirt hatte ihn vor seiner Toreinfahrt gefunden und wollte nicht, dass dieser bei den eisigen Temperaturen erfror, darum hatte er ihn zum Schlafen auf die Bank ins Wirtshaus gelegt. Völlig fertig kehrte Karl Hack zur Schlosserwerkstätte zurück und schwor sich, Rache an seinen beiden Kollegen zu nehmen. Diesmal hatten die beiden Gesellen es zu weit getrieben. Schon lange brodelte ihn im der Hass auf die beiden Gesellen, die mehr Arbeitslohn erhielten und sich auf seine Kosten über ihn lustig machten. Besonders wenn Kathi zu Besuch bei der Schlossertochter war, führten sie ihn vor. Darum versteckte er in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1830 einen Schmiedhammer unter seinem Kopfpolster. Damit schlug er gegen 7 Uhr morgens zuerst zweimal auf den Kopf von Jenker und dreimal auf den Kopf von Kebert ein. Danach nahm er aus Keberts Truhe 1 Gulden, 10 Konventionstaler sowie dessen silberne Taschenuhr. Als dieser den Kopf hob, holte er aus der Werkstatt den Bankhammer und schlug abermals auf Keberts Kopf ein. Karl Jenker starb am Vormittag des 25. Dezembers ohne nochmals das Bewusstsein erlangt zu haben an seinen Kopfverletzungen. Wie durch ein Wunder überlebte Anton Kebert die schweren Kopfverletzungen. Als die Polizei eintraf, gestand Karl Hack sofort die Tat. Er wurde wegen Meuchelmord, versuchtem Mord und schweren Diebstahl zum Tode am Galgen verurteilt. Am 19. Mai 1931 wurde Karl Hack hingerichtet. Damit endete die Geschichte vom Prügelknaben Karl Hack. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der Rahlstiege im 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf, der sich vom einstigen Gumpendorf, in dem Karl Hack arbeitete und lebte, zur Vorstadt von Wien entwickelte, die 1850 eingemeindet wurde und heute zum Gemeindebezirk Mariahilf zählt. 🙂

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