Die Bestie vom Schwarzwald

Isabella Müller Freiburg Breisgau @isabella_muenchen

Im Jahr 1959 versetze ein Serienmörder die Gegend des Schwarzwaldes vier Monate lang in Angst und Schrecken. Alles begann mit dem Mord an der 49 Jahre alten Hilde Konter. Am 27. Februar 1959 fand ein Kellner auf dem Weg zu seiner Arbeit an der Durlacher Allee in Karlsruhe deren Leiche. Hilde Konter hatte nach ihrer Arbeit bei den Gablonzer Schmuckwerkstätten noch Milch, Gebäck, Zucker, Schlagsahne und einen Apfel gekauft. Danach wollte sie in ihre Wohnung, doch dort kam sie nie an. Denn auf ihrem Weg dorthin hatte ihr ein Mann aufgelauert, sie von hinten gepackt und sich mit ihr eine Böschung hinunterrollen lassen. Dann schnitt er ihr mit einem Rasiermesser die Kehle durch und verging sich an der Leiche. Anschließend trank er die Milch, die Hilde Konter im Supermarkt gekauft hatte, bevor er in der Dunkelheit verschwand. Bereits am 25. März wurde eine weitere Frauenleiche am Ufer der Gutach gefunden. Die 18 Jahre alte Karin Wälde war vergewaltigt und mit einem Stein erschlagen worden. Am 31. Mai 1959 fuhr die 21 Jahre alte Dagmar Klimek in einem Urlaubersonderzug D 969 mit bis sie von einem Mann ein Messer in die Brust gerammt bekam. Danach warf der Täter die tote Frau aus der nach Basel fahrenden Bahn, zog die Notbremse und lief zur Leiche. Diese schleppte er zu einem Waldweg, wo er sich sexuell an ihr verging. Der vierte Mord ereignete sich am 9. Juni 1959 in der Nähe von Baden-Baden, wo die 16 Jahre alte Rita Walterspacher vergewaltigt und erwürgt wurde. Die Polizei tappte völlig im Dunkeln, wer der brutale Frauenmörder und Vergewaltiger war bis ihnen ein Zufall zur Hilfe kam. Im kleinen Städtchen Hornberg wollte ein junger Mann einen bestellten Anzug beim Schneider abholen und vergaß dort seine Tasche. Der Schneider schaute kurz in die Tüte und entdeckte ein abgesägtes Kleinkalibergewehr. Dieses war am 10. Juni 1959 bei einem Einbruch in einem Waffengeschäft in Baden-Baden gestohlen worden, um damit am 18. Juni 1959 einen Schalterbeamten im Bahnhof Karlsruhe-Durlach zu überfallen, bei dem der Täter 540 DM erbeutete. Der Schneider alarmierte die Polizei und gab den Ermittlern die Personendaten des Mannes. Noch am selben Tag wurde der junge Mann von der Polizei auf dem Bahnhofsvorplatz verhaftet, der im anschließenden Verhör 65 Straftaten, darunter auch die vier Frauenmorde gestand. Doch wer war der junge Mann? Bei dem Mann handelte es sich um den menschenscheuen 21 Jahre alten Hilfsarbeiter Heinrich Paul Max Pommerenke aus Bentwisch. Dieser Milchbubi mit dem Mädchengesicht hatte am 6. Juli 1937 in Bentwisch das Licht der Welt erblickt. Sein Vater war Hafenarbeiter in Rostock. Nachdem dieser im Zweiten Weltkrieg ums Leben kam, zog seine Mutter ohne ihre Kinder in die Schweiz. Fortan wuchsen Pommerenke und seine Geschwister bei den Großeltern auf. Bereits als Schüler wurde er zum Vergewaltiger, der nach dem Abschluss einer Malerlehre, erneut vergewaltigte. Er floh aus der DDR in die BRD, damit er nicht für seine abscheulichen Taten zur Rechenschaft gezogen werden konnte. Von West-Berlin aus wurde er zu seiner in der Schweiz lebenden Mutter geschickt, wo er auf einer Kirmes in Schaffhausen Arbeit fand. Doch er beging wieder eine Vergewaltigung, weshalb er zehn Jahre lang nicht mehr in die Schweiz einreisen durfte. Pommerenke verübte daraufhin mehrere Raubüberfälle und Sittlichkeitsverbrechen im süddeutschen Raum und im österreichischen Bregenz. Doch was war der Auslöser, die Frauen nicht nur zu vergewaltigen, sondern nun auch zu ermorden? Pommerenke gab an, dass ihn das Schauen des Films “Die 10 Gebote” am 27. Februar 1959 im Karlsruher Kino, in dem leicht bekleidete Frauen um ein goldenes Kalb tanzten, erkennen ließ, dass die Wurzel allen Übels die Frauen seien. Er projizierte seinen ganzen Hass auf das weibliche Geschlecht. Noch am selben Tag beging er seinen ersten Mord. Damit war die Bestie vom Schwarzwald geboren, die abends bei diesigen, nebligen Wetter tötete. Daher sprach man bei einem solchen Wetter später in Süddeutschland vom “Pommerenke-Wetter”. Pommerenke, der sich selbst im Verhör als “kein Mensch, sondern der Teufel” bezeichnete und angab, dass er absichtlich seine Tasche vergessen hatte, um geschnappt zu werden, wurde am 22. Oktober 1960 vom Freiburger Schwurgericht wegen Mordes in 4 Fällen, wegen Mordversuchs in 12 Fällen, Unzucht mit einem Kind, Vergewaltigungen, Diebstahl, schweren Raubes und räuberischer Erpressung zu sechsmal lebenslangen Zuchthaus und weiteren 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Pommerenke saß bis zu seinem Tod am 27. Dezember 2008 über 48 Jahre lang im Gefängnis. Er war damit bis zu seinem Ableben, der am längsten einsitzende Häftling in der BRD. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der Schwarzwaldmetropole Freiburg, wo einst Heinrich Paul Max Pommerenke vor Gericht stand und wegen seiner grauenhaften Verbrechen verurteilt worden war. 🙂

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