Ein abgebrühter Ganove, der nicht einmal davor zurückschreckte, Kinder zu bestehlen, war der mehrfach vorbestrafte 22 Jahre alte Schuhmachergehilfe Georg Prödinger, der 1900 in der Donaumetropole Wien sein Unwesen trieb. Dieser wurde auch als der Kinderschreck bezeichnet, da er die armen Kinder mit dem damals gängigen Botengang-Trick köderte und anschließend um ihren Besitz brachte. Dieser Gauner-Trick bestand darin, die Kinder bevor diese ihre Waren, die sie für ihre Eltern im Pfandhaus versetzten sollten, um dafür Geld zu erhalten, abzufangen. Dies war eine Art vorübergehender Kredit, den sie bis zu einer Frist wieder ablösen konnten. Wenn nicht verkaufte sie das Pfandhaus und strich sich den Gewinn ein. Georg Prödinger lockte die Kinder mit einem stattlichen Trinkgeld, die für ihn Briefe an Adressen bringen sollten. Natürlich existierten diese Adressen nicht. Er wollte solange auf die Ware für das Pfandhaus aufpassen. Doch statt darauf aufzupassen, brachte er die Sachen selbst dorthin und kassierte so das Geld dafür ab. Die Kinder gingen leer aus und handelten sich noch Schläge für ihr achtloses Verhalten bei ihren Eltern ein. Georg Prödinger, der bereits im Alter von 12 Jahren in eine Besserungsanstalt in Eggenburg gelandet war, konnte jedoch am 11. März 1904 in Meidling verhaftet werden. Als er dem Volksschüler Heinrich Enzmann mit dem Botengang-Trick 5 Kronen abgeluchst hatte. Er wurde daraufhin zusammen mit seinem 28 Jahre alten Arbeitgeber Leopold Hofstetter, dessen Ehefrau Julie sowie seinem Arbeitskollegen Johann Kopriva angeklagt, die allesamt mit Prödinger unter einer Decke steckten. Während des Prozesses wurden 15 Zeugen gehört. Dabei ging die Anklage von 30 Geschädigten und einer Schadenssumme von 500 Kronen aus. Im Mai wurde die ganze Truppe wegen ihrer Gaunerstreiche verurteilt. Georg Prödinger erhielt wegen seiner Gaunereien eine Strafe von 8 Jahren schweren Kerkers. Leopold Hofstetter wurde zu vier und dessen Ehefrau Julie zu zwei Monaten schweren Kerkers verurteilt. Johann Kopriva erhielt einen Monat Arrest. Nachdem Georg Prödinger im Januar 1905 seine Strafe verbüßt hatte, war dieser keineswegs davon geläutert. Das Gegenteil war der Fall, denn er setzte seine Gaunerstreiche weiter fort bis er erneut im August 1905 von den Beamten des Polizeikommissariats Schmelz verhaftet wurde und wieder im Kerker landete. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Wien, wo einst Georg Prödinger sein Unwesen als waschechter Gauner ohne jegliches Gewissen trieb. 🙂











