Der prunkvolle Tempel auf Wiens ältestem Platz

Isabella Müller Wien @isabella_muenchen

Am Hohen Markt im Herzen Wiens befindet sich ein prächtiger Tempel in Form eines Brunnen, dem Vermählungsbrunnen. Der Hohe Markt gilt als Wiens ältester Platz und schon die Römer errichteten dort ein Praetorium, in dem Kaiser Marc Aurel längere Zeit residierte und 180 n. Chr. starb. Im Mittelalter war der Hohe Markt das Zentrum für den Textil- und Lebensmittelhandel, diente aber auch als Hinrichtungsstätte mit Pranger, Galgen und Gerichtshaus samt Kapelle. Im Zweiten Weltkrieg wurden die dort stehenden Herrschaftshäuser und das Palais rund um den Platz zerstört und danach nur zweckmäßig wiederaufgebaut. Trotzdem zählt der Hohe Markt zu einem der schönsten Plätze Wiens. Dies mag zu einem an dem Jugendstilwerk der Ankeruhr von Franz Matsch und zum anderen an dem prächtigen Vermählungsbrunnen liegen, der die Mitte des Platzes dominiert. Die Geschichte des Vermählungsbrunnens reicht bis 1702 zurück als Kaiser Leopold I. gelobte, eine Säule zu Ehren des Heiligen Joseph zu errichten, wenn sein erstgeborener Sohn Joseph I. nach Sieg über die Festung Landau glücklich aus dem Spanischen Erbfolgekrieg zurückkehren würde. Als dies geschah, löste jedoch Joseph I. selbst das Gelübde seines Vaters ein, da dieser kurz nach dessen Rückkehr verstarb. Im Jahr 1707 wurde der Vermählungsbrunnen nach den Entwürfen von Johann Bernhard Fischer von Erlach als Holzkonstruktion errichtet. Aufgrund der Witterungsverhältnisse kam es zu Beschädigungen und so veranlasste Kaiser Karl VI. 1725 die Abtragung des Brunnens. Ein neuer Brunnen aus weißem Marmor und Bronze wurde nach den Entwürfen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, dem Sohn von Johann Bernhard Fischer von Erlach gebaut. Am 14. April 1732 wurde er von Kardinal Graf von Kollonitsch geweiht. Der Brunnen ist der Vermählung von Jesus Eltern, Maria und Josef gewidmet. In der Mitte des Brunnens stehen auf einem Sockel die Statuen von Maria, Josef und dem Hohepriester. Auf den Vorsprüngen sind vier Engel, drei davon tragen Rosen und einer einen Trauring, angebracht. Die herrlichen Marmorfiguren stammen vom venezianischen Bildhauer Antonio Corradini. Die Vermählung ist überdacht von einem bronzenen Baldachin auf vier korinthischen Marmorsäulen. Der mit ornamentalen und pflanzlichen Motiven verzierte Bronzebaldachin wurde von der Glockengießerei Johann Baptist Dival geschaffen. Der 18,5 Meter hohe Tempel hat an beiden Seiten prunkvolle Springbrunnen, die von Lorenzo Maltielli gestaltet wurden. Der Brunnen wurde im Zweiten Weltkrieg bei Bombenangriffen stark beschädigt, aber in den Jahren von 1950 bis 1955 wieder aufgebaut. Der Vermählungsbrunnen am Hohen Markt mit vergoldetem Wappen Kaiser Karl VI. auf der südlichen Brunnenseite ist eine wunderschöne Sehenswürdigkeit im historischen Kern von Wien. Ich besuche diesen Brunnen unheimlich gern und das am liebsten pünktlich um 12 Uhr, wenn bei der Ankeruhr alle 12 Persönlichkeit aus der Wiener Geschichte über eine Brücke, untermalt mit Musik, paradieren. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieses außergewöhnlichen Vermählungsbrunnens am Hohen Markt in Wien. 🙂

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