Die Bestie

Isabella Mueller @isabella_muenchen München

11 Jahre lang hielt eine Serie von sexuellen Übergriffen auf junge Frauen Münchens Westen in Atem. Dabei verliefen die sexuellen Überfälle immer nach demselben Schema. Die Frauen wurden von dem Täter angegriffen, mit einem Messer oder einer Pistole bedroht und missbraucht. Für fünf der jungen Frauen endete der brutale Überfall jedoch tödlich. Vom Täter fehlte jahrelang jede Spur bis dieser auf frischer Tat von Passanten ertappt wurde, als dieser dabei war ein Mädchen zu überwältigen. Dadurch konnte der Täter, der in der Presse als „Bestie von Aubing“ bezeichnet wurde, gefasst werden. Bei dem Frauenmörder handelte es sich um den verheirateten, zweifachen Familienvater Johann Eichhorn. Dieser war ein 32 Jahre alter, etwa 1,73 Meter großer, schlanker und kräftiger Mann, der am 8. Oktober 1906 in Aubing das Licht der Welt erblickte. Seine Eltern waren Johann, dessen Vater der verurteilte Raubmörder Johann Berchtold war, und Magdalena Eichhorn, die beide von Beruf Hilfsarbeiter waren. Johann erlernte den Beruf des Schlossers und arbeitete seit 1934 bei der Deutschen Reichsbahn. Bereits im Sommer 1928 versuchte er ein junges Mädchen und danach eine Erntehelferin zu vergewaltigen, was ihm aber nicht gelang. Johann Eichhorn, der nach außen hin ein gut bürgerliches Leben führte, hegte schon immer Gewaltphantasien gegen Frauen, die er mal mehr und mal weniger in den Griff bekam. Selbst vor seinen eigenen Schwestern machte er ab 1931 keinen Halt mehr und vergewaltigte diese mehrfach. Seinen ersten Mord übte er am 11. Oktober 1931 aus. Auf dem Münchner Oktoberfest hatte er Bekanntschaft mit der 16 Jahre alten Maurerstochter Katharina Schätzl aus Wolznach gemacht. Beide fanden sich sympathisch und so verabredeten sie sich in den kommenden Tagen zu einer Fahrradtour. Als sie diese unternahmen, stieß Johann Eichhorn völlig unerwartet Katharina Schätzl beim Kloster Schäftlarn vom Fahrrad. Er vergewaltigte sie zuerst und erwürgte sie dann. Danach warf er ihren toten Körper in die Isar. Nach diesem Mord übte Eichhorn immer wieder sexuelle Übergriffe auf junge Frauen aus. Seinen zweiten Mord begann er am 30. Mai 1934. Im Forstenrieder Park überfiel er die 26 Jahre alte Anna Geltl, die frisch verheirate Frau eines Friseurs. Diese stieß er wie Katharina von ihrem Fahrrad, vergewaltigte und erschoss sie. Ihren Unterleib hatte er mit einem Messer verstümmelt. Ihren Leichnam warf er eine zuvor ausgehobene Grube. Wenige Monate danach begegnete er am 9. September 1934 nachts in der Lerchenauer Straße in Milbertshofen der 25 Jahre alten Kontoristin Berta Sauerbeck, die mit ihrem Fahrrad von einer Feier in die Wohnung ihrer Eltern zurückfuhr. Auch diese riss er vom Fahrrad herunter, schoss ihr mit einer Pistole in den Hinterkopf und vergewaltigte sie. Danach warf er die Schwerverletzte in eine Müllgrube, in der sie ihren schweren Verletzungen erlag. Im Jahr 1935 verliebte sich Johann Eichhorn in Josefa. Er heiratete sie im Dezember 1937 und zeugte mit ihr zwei Kinder. Alles schien perfekt, hätte er nicht kurz vor seiner Hochzeit die 25 Jahre alte Näherin Rosa Eigelein in der Nähe von Germering vom Fahrrad gestoßen, vergewaltigt und erschossen. Wie bei dem Mord an Anna Geltl verstümmelte er ihre Genitalien. Doch diesmal ließ er das Opfer ohne es zu verstecken am Tatort auf einer Wiese neben einer Straße liegend zurück. Sein fünftes Opfer wurde am 29. September 1938 die 21 Jahre alte Hausangestellte Maria Jörg, deren Leiche nahe eines Forsthauses in München gefunden wurde. Die Polizei, die extra eine Sonderkommission eingerichtet hatte, konnte den Täter nicht ausfindig machen. Erst durch den Überfall auf das 12 Jahre alte Mädchen am 29. Januar 1939, konnte endlich die Identität der „Bestie von Aubing“ festgestellt werden und diese war Johann Eichhorn. Niemand hätte den fürsorglichen Familienvater und liebenden Ehemann je für verdächtig gehalten. Er hatte es geschafft, ein perfektes Doppelleben zu führen und tarnte seine tiefen sexuellen Abgründe hinter einer heilen Welt Fassade, die er über Jahre perfekt aufgebaut hatte. Johann Eichhorn wurde verhaftet und gestand die fünf Morde und zahlreichen Vergewaltigungen in seiner Untersuchungshaft einem Mithäftling, der bei der anschließenden Gerichtsverhandlung als Belastungszeuge aussagte. Am 30. November 1939 wurde Johann Eichhorn, der laut psychiatrischen Gutachten voll zurechnungsfähig und verantwortlich für seine Gewalttaten war, vom Münchner Sondergericht wegen vierfachen Mordes und 90facher Vergewaltigung zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Warum nur zu vier, wenn er doch fünf Morde begangen hatte? Der erste Mord wurde als Sexualverbrechen mit Todesfolge bewertet, da Johann Eichhorn während der Vergewaltigungen der Frauen diese immer würgte und bei Katharina Schätzl zu stark zudrückte, so dass sie starb, was nicht geplant war. Am 1. Dezember 1939 wurde Johann Eichhorn in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim hingerichtet. Seine Ehefrau Josefa hatte sich in der Zwischenzeit scheiden und den Familiennamen ändern lassen. So endete das Leben von Johann Eichhorn, der „Bestie von Aubing“. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Schloss Nymphenburg, das sich unweit vom Münchner Stadtteil Aubing befindet, in dem Johann Eichhorn geboren wurde und bis zuletzt gelebt hatte. -)

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