Wiens Einbrecherkönig

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

Ein Mann, der als Wiens Einbrecherkönig á la Robin Hood Manier in die Kriminalgeschichte einging und dessen Begräbnis fast 40.000 Menschen beiwohnten, war Johann Breitwieser, auch Schani genannt. Schani erblickte 1891 als sechstes von insgesamt zwölf Kindern im Armenviertel der Meidlinger Vorstadt das Licht der Welt. Sein Vater war Schustergeselle und seine Mutter Wäscherin. Schani wuchs in großer Armut auf. Damit die Familie etwas zu essen hatte, baute ihr Vater, der außer seinem Job noch als Gelegenheitsarbeiter am Meidlinger Friedhof tätig war, auf freien Flächen Kartoffeln an. Diese waren die Hauptnahrung der Familie, die alle in einem kleinen Raum schliefen. Schanis Bett war ein schwarzer Koffer mit Lumpen. Bereits früh entdeckte er seine akrobatischen Talente und unterhielt die Leute auf der Straße im Alter von vier Jahren damit, um sich ein paar Kreuzer dazu zu verdienen. Sein Rückzugsort von den beengten Wohnverhältnissen war neben dem Wäldchen um Meidling, der Meidlinger Friedhof und das Schloss Schönbrunn. In dieses stieg er ein, wenn niemand da war, um eine Nacht in dieser prunkvollen Residenz zu verbringen. Seine große Leidenschaft galt den Affen und Bären im Schönbrunner Tiergarten, die er später als seine Lehrer bezeichnete. Schani begann zwar eine Lehre als Steinmetz, doch brach er diese schnell wieder ab. Danach begann seine Karriere als Dieb. Um ein Mädchen zu beeindrucken, begann er Diebstähle, damit er sich einen schicken Anzug leisten konnte. Denn das Mädchen wollte nur mit einem anständig gekleideten Mann zusammen sein. Seine Diebstähle brachten ihn am 5. Februar 1906 erstmals vor Gericht. Als der Richter Schani nach seinem Motiv für die Einbruchserie fragte, sagte dieser schlicht „Not“. Für seine Diebstähle verknackte ihn der Richter zu einem Monat Kerker. Nach seiner Kerkerhaft verübte er weitere Einbrüche und schlug sich als Gelegenheitsarbeiter durchs Leben. Anno 1908 tauchte er unter, um einer sechsmonatigen Haftstrafe zu entgehen. In dieser Zeit lernte er die Diebesbande „Bruderschaft der schwarzen Larve“ kennen, die ihn bei sich aufnahm. Diese überfielen vornehmlich die reiche Oberschicht und verschenkten einen Teil ihrer Beute den Armen. Besonders Schani war äußerst spendabel und unterstützte die Bedürftigen sehr, wodurch der Robin Hood Mythos entstand. Seine spezielle Technik Tresore und Geldkassetten zu knacken, brachte ihm den Beinamen „Einbrecherkönig von Meidling“ ein. Um einer Zwangsarbeit nach der Kerkerhaft zu entgehen, meldete er sich 1916 sogar zum Kriegsdienst, doch er desertierte sofort wieder, weshalb ihm die Todesstrafe drohte. Dieser entging er jedoch, da er perfekt einen Geisteskranken spielte und dadurch in die Landesirrenanstalt nach Steinhof eingeliefert wurde, aus der er wenig später floh. Danach brach er ins Kriegsministerium ein, öffnete den Safe mithilfe eines Schweißapparates und ergaunerte so 80.000 Kronen. Ein wahrhaft großer Coup gelang ihm am 18. Januar 1919 als er die Hirtenberger Waffen- und Munitionsfabrik überfiel und eine halbe Million Goldkronen erbeutete. Schani ließ sich kurz danach zusammen mit seiner 17 Jahre alten Freundin Anna Maxian in St. Andrä Wördern bei Wien nieder. Dort hatte er sich unter falschen Namen ein Haus gemietet, in dem er ein Einbrecherlaboratorium mit allerhand selbstgebastelter Gerätschaften eingerichtet hatte. Doch ausgerechnet dort wurde er am 1. April 1919 beim Versuch der Festnahme durch die Polizei zu fliehen, erschossen. Zu seiner Beerdigung auf dem Meidlinger Friedhof kamen 40.000 Menschen, die ihren Rächer der Enterbeten huldigten und dessen Grab seit seinem Tod immer mit frischen Blumen und Kerzen schmückten. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Tiergarten Schönbrunn, dem ältesten Zoo der Welt, den Johann Breitwieser zu seinen Lebzeiten so gern besuchte. 🙂

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