Wiens kultiger Kaffeehausbesitzer: Leopold Hawelka

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

Die Donaumetropole Wien ist weltberühmt für ihre traditionellen Kaffeehäuser. Eines der bekanntesten ist das Café Hawelka in der Dorotheergasse 6 im 1. Wiener Gemeindebezirk. Dieses wurde von Leopold Hawelka gegründet, der eine wahre Wiener Kultfigur ist. Alles begann im Lokal „Paul Dreierl“, in dem Leopold Hawelka eine Kellnerlehre absolvierte und danach saisonal in Bad Gastein arbeitete. Anno 1933 kehrte er zu seinem Lehrbetrieb „Dreierl“ zurück. Dort lernte er Josefine Danzberger kennen, die er 1936 heiratete. Bereits zwei Tage später eröffneten sie im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten in der Bäckerstraße 9 das Lokal „Kaffee Alt Wien“. Im sogenannten Kaffeekammerl des Cafés lebte das junge Ehepaar zunächst, um Kosten zu sparen. Das Kaffeehaus florierte, weshalb das Ehepaar drei Jahre nach der Eröffnung ein anderes Lokal eröffnen wollte. Denn im 1. Wiener Gemeindebezirk in der Dorotheergasse 6 bot sich die Chance an das legendäre, aber heruntergekommene „Kaffeehaus Karl L“ preiswert zu erwerben. Das im Jugendstil von Rudolf Schindler eingerichtete Lokal, war bereits 1906 als „Chatham-Bar“ mit einem chambre separée gegründet worden, deshalb nannten die Wiener es auch „Je-t´aime-Bar“. Das Ehepaar Hawelka eröffnete das Kaffeehaus 1936 und führte es unter seinem alten Namen fort. Im Zweiten Weltkrieg hörten die Eheleute mit ihrem Kaffeehaus auf, da Leopold Hawelka 1940 von der Wehrmacht in den Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eröffneten die Hawelkas im September 1945 ihr wie durch ein Wunder nicht zerstörtes Kaffeehaus wieder. Diesmal aber unter ihrem Namen „Hawelka“. Dieses wurde zum beliebten Treffpunkt von Künstlern und Literaten, die wie jeder Gast von Leopold Hawelka höchstpersönlich oftmals mit den Worten: „Grias Eich – suachts a Platzerl, der Zug fährt ab!“ begrüßt wurden. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die selbstgemachten böhmischen Buchteln von Josefine Hawelka, die sie täglich ab 22 Uhr ihren Gästen anbot. Josefine Hawelka starb am 22. März 2005 im Alter von 91 Jahren. Dieser Tag war ein Dienstag, der einzige Ruhetag des Cafés. Nach ihrem Tod führte der gemeinsame Sohn Günter zusammen mit seinem Vater das Café, der fortan die Buchteln den Gästen kredenzte. Nach einem Familienzoff übertrug Günters Schwester Herta ihm ihre Anteile. Leopold Hawelka, der bis zu seinem Tod täglich im Kaffeehaus anwesend war, starb am 29. Dezember 2011. Heute betreibt das Café Hawelka die Enkel Amir und Michael von Leopold und Josefine Hawelka, deren Geist man bis heute im Kaffeehaus spüren kann. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieser Wiener Institution. 🙂

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