Die Geliebte des Königs

Isabella Mueller @isabella_muenchen München

Am 17. Februar 1821 erblickte Elizabeth Rosanna Gilbert das Licht der Welt. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner, dass diese Frau als Lola Montez die Männerwelt um die Finger wickeln und selbst der König von Bayern, Ludwig I., ihr hoffnungslos verfallen würde. Elizabeth war die Tochter des schottischen Offiziers Edward Gilbert und der irischen Landadeligen Eliza Oliver. Anno 1822 zog die Familie nach Kalkutta. Wenig später starb Elizabeths Vater an Cholera. Ihre Mutter heiratete erneut und Elizabeth wuchs bis 1834 bei ihrem Stiefvater Captain John Craigie auf. Später lebte sie für einige Jahre bei ihrem Stiefonkel in Schottland bevor sie bis 1837 im englischen Bath ein Internat für höhere Töchter besuchte. Danach sollte Elizabeth eine arrangierte Ehe mit dem älteren, aber standesgerechten Richter Sir Abraham Lumley eingehen. Doch Elizabeth hatte zu dieser Zeit bereits einen Geliebten, den englischen Offizier Thomas James. Mit ihm floh sie nach Irland. Wenig später gingen beide den Bund der Ehe ein. Im Jahr 1838 reiste das Ehepaar nach Indien. Dort hatte Elizabeth eine Affäre mit einem anderen Mann, weshalb sie sich von ihrem Ehemann trennte. Aber die neue Liaison hielt nicht und Elizabeth stand plötzlich vor dem Nichts. Fortan nutzte sie ihre Schönheit, um sich ihr Leben von der Männerwelt finanzieren zu lassen. Sie reiste 1942 nach London, wo sie die spanische Sprache und Tänze erlernte. Als Bühnentänzerin Maria de los Dolores de Porris y Montez, kurz Lola Montez, aus Sevilla verdrehte sie den Männern reihenweise die Köpfe. Als sie nach ihrem Bühnendebüt am 3. Juni 1843 als Hochstaplerin aufflog, reiste sie durch Europa, wo sie mit ihren Affären mit einflussreichen Männern für zahlreiche Skandale sorgte. Sie nutzte die Schwäche der Männer und lebte auf deren Kosten in Saus und Braus. Nach zwei Jahren in Paris, reiste sie durch Deutschland. Sie trat als Tänzerin auf und lupfte dabei gekonnt ihr Röckchen. Am 5. Oktober 1846 kam die verruchte Lola nach München. Sie stieg standesgemäß im Luxushotel Bayerischer Hof am Promenadeplatz ab. In München wollte sie auf der Münchner Hofbühne als Tänzerin auftreten, was der Intendant August von Frays nicht duldete. Daraufhin bat sie um Audienz bei dem bayerischen König Ludwig I., der sie am 7. Oktober 1846 empfing. Bereits 3 Tage später durfte sie am Münchner Hof-und Nationaltheater auftreten. Die 25 Jahre alte Lola hatte dem 60 Jahre alten König gehörig den Kopf verdreht. Nur einen Monat und 10 Tage nach ihrem Auftritt änderte der König sein Testament. Darin wurde Lola eine Auszahlung von 100.000 Gulden zugesagt, wenn sie bei seinem Tod weder verheiratet noch Witwe wäre. Zudem sollte ihr bis zu einer erneuten Heirat jährlich 2.400 Gulden gezahlt werden. Lola lebte als offizielle Geliebte des Königs fortan in einem Palais in der Barer Straße Nr. 7 in München. Zwar lag ihr der König von Bayern zu Füßen, nicht aber das Volk. Als dieser ihr die bayerische Staatsangehörigkeit verleihen wollte, protestierte die Bevölkerung, die die Champagner trinkende, Zigarre rauchende Lola verachteten, da sie als verschwenderische Kurtisane des Königs galt. Alle Minister baten daraufhin am 11. Februar 1847 um ihre Entlassung, die tatsächlich am 1. März erfolgte. Ein neues Kabinett wurde gebildet und Lola wurde nicht nur eingebürgert, sondern ihr wurde auch der Titel Gräfin von Landsfeld zuteil. Der König war für Lola wie ihre Dogge Turk ein dressiertes Hündchen, das seinem Frauchen aufs Wort gehorchte. Bald schon gewann sie eine studentische Leibgarde für sich und begann eine leidenschaftliche, aber heimliche Affäre mit dem Corpsstudenten und Vorsitzenden der studentischen Verbindung Elias Peißner. Aus dem Senior und weiteren Corpsburschen des Corps Palatia München wurde die Corps Alemannia. Dies sorgte für mächtig Ärger in den Studentenschaften, die in Aufständen gipfelten, worauf auf Anordnung des Königs die Universität geschlossen und wegen der Proteste bereits einen Tag später am 10. Februar wieder geöffnet wurde. Es erging nun der Befehl, dass Lola die Stadt verlassen musste. Diese flüchtete am 11. Februar 1848 in einer Kutsche über Schloss Blutenberg nach Lindau und in die Schweiz. Am 16. März wurde Lola von Ludwig I. die bayerische Staatsangehörigkeit entzogen und am 17. März wurde ein Fahndungsaufruf erlassen. Nachdem bekannt geworden war, dass Lola heimlich zu Ludwig I. zurückgekehrt war, dankte Ludwig I. ab. Lola hatte ihn den Thron gekostet. Fortan durfte er ihr Leben in einem Schloss am Genfer See finanzieren, wo sie auf den Hochstapler Auguste Papon alias Marquis de Sard hereinfiel. Als Ludwig I. von der einstigen Affäre mit Peißner erfuhr, kühlte sich das Verhältnis zu Lola merklich ab. 1849 ging Lola nach London, wo sie den steinreichen Offizier George Trafford Heald heiratete. Da ihre erster Ehemann Thomas James noch lebte, wurde sie wegen Bigamie angeklagt und musste aus Großbritannien fliehen. Ihre neue Ehe ging in die Brüche und Lola reiste nach Paris und Belgien, wo sie als Tänzerin ihren Lebensunterhalt verdiente. Nach der Veröffentlichung ihrer Memoiren ging sie in die Vereinigten Staaten, wo sie 1852 am Broadway auftrat. Sie tourte durch die Ostküste und ehelichte im Juli 1853 Patrick Hull. Mit diesem lebte sie in der Goldgräberstadt Grass Valley. Anschließend tourte sie durch Australien und eröffnete in Casthenaine ein Theater. 1857 verschlug es sie nach New York. Mit ihren Lesungen verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt. Die wilde Lola wurde dort zur bekennenden Christin, die sich sozial engagierte. Im Alter von 39 Jahren erkrankte sie an einer Lungenentzündung. Wenig später starb sie am 17. Januar 1861 an den Folgen in New York noch bevor sie das 40. Lebensjahr erreichte. Damit endete das aufregende Leben einer Frau, die ihrer Zeit voraus war und sich nahm, was sie wollte, ohne Rücksicht auf Verluste. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Münchner Promenadeplatz, wo sich das legendäre Hotel Bayerischer Hof befindet, in dem Lola Montez wie auch Michael Jackson einst logiert hatten. 🙂

Verfasst von

Webseite: www.isabellamueller.com . Email: post@isabellas.blog . Instagram: @isabella_muenchen . Facebook: @IsabellaMuenchen . Twitter: @IsabellaMuelle9