Das Blutgeld des Hexenmeisters

Isabella Mueller @isabella_muenchen Trier

In der frühen Neuzeit wurden allein in Deutschland 25.000 Menschen als Hexen und Hexer verfolgt und hingerichtet. Dabei galt die Region um Trier wegen ihrer extremen Hexenverfolgung als berühmt und berüchtigt, da zwischen 1586 bis 1596 einzig im Territorium der Reichsabtei St. Maximin bei Trier 400 Menschen hingerichtet wurden. Dies entsprach ein Fünftel der Bevölkerung. Aber warum war ausgerechnet dort der Hexenwahn so außerordentlich hoch? Dies lag vor allem daran, dass sich Trier zu dieser Zeit in einer Krise befand und die Bevölkerung durch Missernten, Pestepidemien und Hungersnöten gebeutelt war. Darum mussten Schuldige gefunden werden, die dafür verantwortlich waren und diese fand die Bevölkerung in Hexen und Hexern. Dabei konnte jeder der Hexerei bezichtigt werden unabhängig von seinem Geschlecht und gesellschaftlichen Rang. So auch der angesehene Dr. Dietrich Flade. Dieser wurde 1534 als Sohn des ehrbaren Stadtschreibers Johann Flade geboren. Nach erfolgreichen Abschluss seines Jurastudium ehelichte er 1557 die vermögende Witwe Barbara Reichwein. Anno 1559 wurde er von dem Kurfürsten und Erzbischof Johann VI. von Leyen zum kurfürstlichen Rat ernannt. Im Jahr 1567 wurde er Schultheiß der Dompropstei und 1571 sogar Schultheiß in Trier und Besitzer des Hofgerichts Koblenz. Wenige Jahre danach wurde er 1578 Professor der Universität Trier und 1586 auch deren Rektor. Dr. Dietrich Flade war der reichste Mann in Trier, der selbst als Richter mehrere Hexenprozesse geleitet und Todesurteile ausgesprochen hatte. Ihm warf 1587 ein Junge vor, dass er Dr. Dietrich Flade mehrfach als Anführer auf dem Hexensabbat gesehen habe. Zudem sollte Dr. Dietrich Flade auch für den Giftanschlag auf den Erzbischof und Kurfürsten Johann VII. mitverantwortlich gewesen sein. Für die Verbreitung dieser üblen Gerüchte sorgte der Weihbischof Peter Binsfeld. Dr. Dietrich Flade wurde daraufhin am 4. Juli 1588 verhaftet. Am 3. Oktober 1588 unternahm er einen Fluchtversuch, wurde jedoch am 12. Oktober 1588 wieder nach Trier zurückgebracht und am 22. April 1589 erneut verhaftet. Unter mehrfacher Folter legte er ein Geständnis ab, worauf er am 18. September 1589 zum Feuertod verurteilt wurde. Dieses Urteil wurde durch vorherige Strangulation abgemildert und noch am selben Tag auf der Trierer Gerichtsstätte bei Euren vollzogen. Sein stattliches Vermögen wanderte in die Kasse des katholischen Erzbischofs und Kurfürsten Johann VII.. von Schönenberg. Im Nachlass von Dr. Dietrich Flade befand sich auch ein Schuldschein über 4.000 Goldgulden der Stadt Trier. Dr. Dietrich Flade hatte diese der Stadt geliehen, damit diese einen Prozess für ihre Unabhängigkeit vom Kurfürsten führen konnte, den die Stadt jedoch verlor. In seiner Funktion als Kurfürst verpflichtete Johann VII. die Stadt Trier Zinsen für das geliehene Geld an die 5 Innenstadtpfarreien zu zahlen. Bis heute wandern 362,50 Euro jährlich als Posten “Verpflichtungen aus dem Fladeschen Nachlass” in die Kasse der Stadtpfarreien, da die katholische Kirche auf die Zahlungen ausdrücklich besteht. An die Opfer der Hexenprozesse erinnert eine Gedenktafel vor der Porta Nigra an der Fassade des Stadtmuseums Simeonstift aus dem Jahr 2015. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der Pfarrei Liebfrauen in Trier, die aufgrund des alten Vertrages aus dem Vermögen des vor 430 Jahren in Trier als Hexenmeister getöteten Dr. Dietrich Flade jährlich Geld kassiert, an dem bekanntlich Blut klebt. 🙂

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