Die Morde im Namen der Wissenschaft

Isabella Müller Münster @isabella_muenchen

Ein Kriminalfall, der aus einem Horrorbuch entsprungen sein könnte, waren die sogenannten West-Port-Morde. Wir schreiben das Jahr 1827 als die schottische Stadt Edinburgh als das Zentrum der anatomischen Forschung gilt, in dem zum ersten Mal Wissenschaftler legal Leichen sezieren durften. Diese Leichen durften laut Gesetz nur von im Gefängnis Verstorbenen, Selbstmordopfern und von Findelkindern oder Waisen stammen. Die Nachfrage nach den Leichen war so groß, dass es schnell zu einem Mangel an legalem Angebot kam. Da das Beschaffen von Leichen äußerst lukrativ war und bis zu 10 Pfund Sterling brachte, witterten darin einige ein gewinnbringendes Geschäft. So auch die Freunde William Burke und William Hare. Die Idee kam ihnen, als ein Untermieter in Hares Haus überraschend gestorben war. Da sie das Geld gut gebrauchen konnten, entfernten sie vor der Trauerfeier dessen Leiche aus dem Sarg, den sie mit Baumrinde füllten und verkauften kurzerhand die Leiche an den renommierten Arzt Dr. Robert Knox. Dieser war der Leiter des Medical College, den Hare und Burke nun regelmäßig mit Leichen versorgten. Denn Knox sezierte in seinen zwei Vorlesungen, die er täglich vor 400 Zuschauern hielt, die Leichen im Namen der Wissenschaft. Im Zeitraum von 10 Monaten töteten Hare und Burke in Edinburgh 16 Menschen, deren Leichen verkauften sie an Dr. Robert Knox, der diese für seine Anatomievorlesungen benötigte. Ihre Opfer lockten sie alle in die Pension Tanners Close, in der William Burke mit seiner Ehefrau lebte und die von William Hare und dessen Ehefrau betrieben wurde. Nachdem sie ihr Opfer betrunken gemacht hatten, setzte sich einer der beiden Männer auf das Opfer und hielt ihm Mund, Auge und Nase zu. Dadurch starb das Opfer durch Sauerstoffmangel zwar langsam und qualvoll, aber die Leiche war makellos und zeigte keine Spur einer Gewalteinwirkung. Alles lief wie am Schnürchen bis ihnen ein dummer Zufall einen Strich durch die Rechnung machte, da die Leiche von ihrem letzten Opfer, Margaret Docherty, von 2 Hausgästen unter dem Bett entdeckt worden war. Zwar versuchten Hare und Burke diese noch zu bestechen, aber die Hausgäste gingen nicht auf das Angebot ein und alarmierten stattdessen die Polizei. Diese verdächtigten zwar Burke und Hare des Mordes an Margaret Docherty. Doch das Problem war, dass die Forensiker an der Leiche keinen Mord nachweisen konnten, weshalb der schottische Staatsanwalt Sir William Rae, William Hare einen Deal anbot. Er versprach ihm Immunität, wenn dieser gegen seinen Freund William Burke aussagen würde. Tatsächlich verriet Hare seinen Freund, in dem er alle Details über den Mord an Docherty und die anderen 15 Todesfälle gestand. Dieses Geständnis von Hare führte dazu, dass William Burke zum Tode verurteilt und am 28. Januar 1829 öffentlich auf dem Lawnmarket in Edinburgh erhängt wurde. Danach wurde seine Leiche im Anatomiesaal der University of Edinburgh seziert. Sein Skelett ist bis heute im Anatomischen Museum der Edinburgh Medical School zu bewundern. Sesin Freund William Hare sowie der Arzt Dr. Robert Knox wurden für ihre Vergehen nie zu Rechenschaft gezogen. Wie so oft trifft auch hier zu: „Die Jagd nach einem Sündenbock ist die Einfachste.“ In diesem Sinne viel Freude mit meinen Fotos vom legendären Loch Ness, einer der Sehenswürdigkeiten Schottlands. 🙂


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