Marokkanisch kochen mit der Tajine wie in 1001 und einer Nacht

Isabella Mueller, @isabella_muenchen

Bei meiner Reise nach Marokko lernte ich das Kochen mit der Tajine kennen. Die Tajine ist ein traditionelles Kochgeschirr aus Marokko mit spitz zu laufendem Deckel aus gebrannten Ton. Durch die besondere Form des Deckels entsteht im Innern der Tajine ein Kreislauf aus Wasser und Dampf, der alle Lebensmittel durchströmt und die Zutaten im eigenen Saft gart. Dadurch zirkulieren die Aromen, woraus der unvergleichliche Geschmack resultiert. Ich hatte die Tajine in einem Kaufhaus, das spezialisiert ist auf den Handel mit Waren aus fernen Ländern, entdeckt. Ich kaufte mir die Tajine für 7 Euro und mein Kochexperiment konnte beginnen. Für den ersten Gebrauch der Tajine hieß es erstmal geduldig warten. Denn die Tajine muss vor dem ersten Gebrauch eine Nacht lang komplett mit Wasser bedeckt werden. Danach feuchtete ich die unglasierte Unterseite des Bodens an und befüllte den Topf mit einer Tasse Wasser und einem Esslöffel Olivenöl. Dann stellte ich die leere Tajine verschlossen in den kalten Backofen. Ich erhitzte den Backofen auf 50 °C für 10 Minuten, danach stellte ich ihn auf 100 °C hoch für 10 Minuten und im letzten Schritt erhöhte ich die Temperatur auf 150 °C für 45 Minuten. Die Aufheizung ist wichtig, da ansonsten das Tongefäß bei zu großem Temperaturunterschied Spannungsrisse bekommen kann. Nachdem ich diese Prozedur erfolgreich durchgeführt hatte, ließ ich die Tajine in Ruhe abkühlen. Wichtig bei der schonenden Zubereitung ist, die Tajine vor jedem Gebrauch eine halbe Stunde zu wässern. Nachdem ich auch dies getan hatte, konnte es losgehen. Mein Tajine-Rezept bestand aus folgenden Zutaten: 1 Paprikaschote, 1 Stange Lauch, 100 g Champignons, 1 kleine Ingwer-Wurzel, 1 Knoblauchzehe, 1 Zitrone und 250 g Hähnchenbrustfilet. Ich wusch alle Zutaten, putzte sie und schnitt sie in mundgerechte Stücke. Danach stellte ich aus 100 ml Olivenöl, 1 Esslöffel Tandoori-Gewürz, 1 Teelöffel Salz sowie etwas Pfeffer und Chilipulver eine Marinade her, die ich in eine große Schüssel gab. Zuerst marinierte ich damit das Fleisch, denn dieses kommt als erste in die Tajine, da es am längsten garen muss. Danach marinierte ich hintereinander alle anderen Zutaten. Denn die Zutaten werden je nach Garpunkt übereinander in den Topf geschichtet. Man beginnt mit den Zutaten, die die längste Zeit zum Garen benötigen. Die Tajine befüllte ich mit 200 ml Wasser und danach legte ich das Fleisch darauf, über das Fleisch kam die Paprikaschote, dann Ingwer, Lauch, Champignons, Knoblauch und die Zitrone. Ich verschloss die Tajine mit ihrem Deckel und gab in die Vertiefung des Deckels etwas Wasser. Dieses Wasser kühlt den Deckel von außen während des Zubereitungsprozesses und stellt eine Dampfsperre dar. Der konisch geformte Deckel behält die Feuchtigkeit im Topf. Der Dampf steigt während des Schmorens auf, kondensiert an den Wänden des Deckels und läuft wieder zurück in den Topf hinein. Dadurch befindet sich immer ausreichend Flüssigkeit im Topf und die Speise kann nicht anbrennen. Die Zutaten behalten durch diesen Effekt ihren individuellen Geschmack, da sie sozusagen in ihrem eigenen Saft dämpfen. Ich stellte die Tajine für 45 Minuten bei 180 °C in den vorgeheizten Backofen. Die Garzeit kann je nach Inhalt zwischen 30 bis 90 Minuten variieren. Als ich die Tajine nach 45 Minuten öffnete, strömte mir der Zitronenduft sofort in die Nase. Es duftete herrlich nach Zitrone und Ingwer und alle Zutaten waren zart und das Fleisch besonders saftig. Ich erlebte dank der intensiven Aromen in meinem Mund eine wahre Geschmacksexplosion. Der Aufwand hatte sich gelohnt und ich wurde mit einem köstlich schmeckenden Essen belohnt. Das Zubereiten der Speisen in der Tajine ist sehr einfach, einzig allein der erste Gebrauch der Tajine bedarf etwas Zeit. Ansonsten ist der traditionelle Tontopf wunderbar simpel zu bedienen und durch das schonende Schmoren entfalten sich die Aromen sehr intensiv. Ich fühlte mich, als ob ich ein Gericht aus 1001 und einer Nacht essen würde. In diesem Sinne viel Freude mit meinen Fotos von meinen leckeren Tajine-Gericht. 🙂

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