Die mordenden Todesengel

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

Im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing befindet sich das Schloss Schönbrunn, die Sommerresidenz der Habsburger, die zu den bedeutendsten Palast- und Gartenanlagen der Welt zählt. In diesem Bezirk, der durch historische Villen und den Lainzer Tiergarten geprägt ist, steht auch das Krankenhaus Hietzing. Dieses hieß früher Krankenhaus Lainz. In diesem ereignete sich Ende der 1980er Jahre eine der schlimmsten Mordserien der österreichischen Kriminalgeschichte. Alles begann auf der Station D der 1. Medizinischen Abteilung im Pavillon V. Dort starben auffällig oft Patienten, wenn die 30 Jahre alte Stationsgehilfin Waltraud Wagner sowie ihre drei Kolleginnen Irene Leidolf, Stefanija Meyer und Maria Gruber Dienst hatten. Die Station D im Pavillon V galt als Endpunkt für alte, schwerkranke Menschen. Natürlich gehörten Sterbefälle zum Krankenhausalltag, aber die Zahl der Patienten war signifikant gestiegen seit dieses Schwesternquartett dort arbeitete. Ein Chefarzt erstattete Anzeige, aber eine Autopsie in einem verdächtigen Fall sowie die Befragungen der Polizei auf der Station D blieben ergebnislos, so dass die Ermittlungen zum Erliegen kamen. Doch ein Jahr nach den ganzen Todesfällen, flog das mordende Schwesternquartett auf, da eines ihrer Opfer, Franz K., den Mordversuch überlebte. Waltraud Wagner und Stefanija Meyer hatten Franz K. eine hohe Dosis Insulin verabreicht, obwohl dieser kein Diabetiker war. Eine Oberärztin fand Franz K. zufällig auf dem Flur. Dieser war zusammengebrochen und lag schon im Koma. Die Ärztin handelte blitzschnell und konnte so das Leben von Franz K. retten. Dieser erzählte am nächsten Tag, was vorgefallen war. Daraufhin wurde die Polizei eingeschaltet und am 7. April 1989 wurden alle vier Hilfsschwestern verhaftet, die ein unglaubliches Geständnis ablegten, was ihnen den Beinamen “Todesengel von Lainz” einbrachte. Zwar beteuerten sie, dass sie nur Sterbehilfe leisten wollten, um die Patienten von ihrem Leid zu erlösen. Doch töteten sie auch Patienten, die nicht im Sterben lagen. Wer sterben und vor allem wie ein Patient sterben sollte, das bestimmten sie in ihrer Zigarettenpause. Allen voran war Waltraud Wagner, die unter ihren Kollegen auch als Hexe bezeichnet wurde und gern sagte: “Wer mich ärgert, bekommt ein Gratisbett beim lieben Gott”, was tatsächlich der Realität entsprach. Begonnen hatte die entsetzliche Mordserie mit einem Mord an einem Patienten, den Waltraud Wagner 1983 mit Rohypnol ausgeführt hatte. Danach lernte sie ihre anderen drei Stationsgehilfinnen an. Die Patienten wurden entweder mit Rohypnol, Insulin oder der Mordmethode “Mundpflege” getötet. Bei dieser Methode drückten sie den Patienten mit einem Spatel die Zunge nach unten und führten ihm Wasser ein. Da der Patient nicht schlucken konnte, musste er es einatmen, so dass er langsam erstickte, was besonders qualvoll war. Der Prozess der vier Mordschwestern von Lainz begann im Januar 1991. Insgesamt mussten sie sich für 49 Morde und Mordversuche vor Gericht verantworten, von denen 42 Morde und fahrlässige Tötungen nachgewiesen werden konnten. Waltraud Wagner und Irene Leidolf wurden zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Ihre Kolleginnen Stefanija Meyer zu 20 und Maria Gruber zu 12 Jahren Haft. Die Mordserie erschütterte ganz Österreich und machte auch auf den Mangel an Pflegepersonal aufmerksam. Da es an Ärzten und Krankenschwestern mangelte, mussten die Hilfsschwestern alle anfallenden Aufgaben übernehmen, obwohl sie dafür gar nicht qualifiziert waren. Diese schwerwiegenden Mängel im System ermöglichten es den Stationsgehilfinnen überhaupt so lange und nach Lust und Laune zu töten, um so den Frust über ihr eigenes Leben zu vergessen. Sie waren nicht mehr länger Sklave des Gesundtheitssystems, sondern endlich auch einmal der Boss. Zwischenzeitlich haben die Todesengel von Lainz ihre Haftstrafen verbüßt und führen ein Leben mit neuer Identität in neuen Wohnorten. Neben den Frauen wurde auch dem Lainzer Spital im Jahr 2000 ein neuer Name verpasst, das heute offiziell Krankenhaus Hietzing heißt, doch in der Bevölkerung weiterhin Lainzer Spital genannt wird. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom wunderschönen Palastgarten des Schlosses Schönbrunn im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing. 🙂

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