Die bestialische Tötung

Isabella Mueller @isabella_muenchen Dresden

Seit dem 11. Dezember 1946 wurde in der Elbmetropole Dresden die 40 Jahre alte Käthe Stiehler und ihr 7 Jahre alter Sohn Heinz vermisst. Diese wurden zuletzt beim Verlassen der Wohnung in der Großenhainer Straße 106 gegen 16 Uhr gesehen. Danach fehlte jede Spur von ihnen. Was war passiert und wo steckten die beiden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich bald die Volkspolizei. Käthe Stiehler war eine Kriegswitwe, die im Dresdner Glühlampenwerk als Wicklerin arbeitete. Sie galt als äußerst zuverlässig und beliebt. Eine besonders innige Freundschaft verband sie mit der kinderlosen 34 Jahre alten Frieda Lehmann, deren Ehemann seit 1944 als vermisst galt. Keiner ahnte, dass Frieda Lehmann ihre Freundin samt deren Sohn kaltblütig und auf bestialische Art ermordet hatte. Zwar hatte die Dresdner Tageszeitung am 28. Dezember 1946 eine Vermisstenanzeige von Käthe Stiehler und ihrem Sohn herausgegeben, doch führte diese zu keinem Ergebnis. In der Zwischenzeit fand eine Holzsammlerin am 17. Dezember 1946 auf dem Alaunplatz im Schutt der alten Exerzierhalle in der Dresdener-Neustadt zwei in Zeitungspapier gewickelte Unterschenkel einer Frau. Danach wurden noch mehr vermoderte Leichenteile, die sich in einem Sack in Zeitungspapier gewickelt waren, gefunden. Doch wer war die Ermordete? Einziger Hinweis darauf gab das Zeitungspapier, das grüne Tintenkleckse aufwies. Diese grüne Tinte führte zu dem Dresdner Glühlampenwerk, in dem seit dem 11. Dezember 1946 die vermisste Käthe Stiehler beschäftigt war. Das war die erste heiße Spur und tatsächlich ergaben die polizeilichen Ermittlungen, dass es sich bei den Leichenteilen um Käthe Stiehler handelte. Schnell geriet ihre Freundin Frieda Lehmann ins Visier der Ermittler, in deren Wohnung in der Talstraße 9 eine solche grüne Tinte gefunden wurde. Zudem wurden weitere Leichenteile in der Nähe ihrer Wohnung entdeckt. Frieda Lehmann, die lange vehement bestritt ihre Freundin ermordet zu haben, legte schließlich aufgrund der immer mehr erdrückenden Beweislast ein Geständnis ab. Sie hatte ihre Freundin am 11. Dezember 1946 unter dem Vorwand Heinz ein Weihnachtsgeschenk überreichen zu wollen, in ihre Wohnung gelockt. Dort bot Frieda Lehmann ihr einen Platz in der Küche an, während Heinz im Wohnzimmer spielte. Frieda Lehmann, die 5 Jahre lang als Hausmädchen beim Fleischermeister Hirschfeld in Leubnik-Neuostra gearbeitet und sich von den Gesellen das Fleischerhandwerk ein wenig abgeguckt hatte, ermordete mit dem zuvor beim Fleischermeister Hirschfeld gestohlenen Messer zuerst Käthe Stiehler und dann deren Sohn Heinz. Dies tat sie auf äußerst brutale Weise. Von hinten umfasste sie Käthe Stiehlers Kopf, die auf dem Küchenstuhl saß, bog diesen zurück und schnitt mit ihrem Messer von der Kehle bis zum Halswirbel durch. Zwar sprang Käthe Stiehler noch auf, brach dann aber zusammen. Dann rief Frieda Lehmann Heinz und schnitt diesem ebenfalls mit dem Messer die Kehle durch. Die Leichen zerstückelte sie, wickelte sie in Zeitungspapier und brachte sie aus der Wohnung. Das wohl makaberste dabei war, dass sie große Fleischstücke von den Leichen als angebliches Pferdefleisch an Bekannte verschenkte, das aufgrund des Hungerwinters nur zugern in deren Kochtöpfen landete. Doch warum musste ihre Freundin Käthe Stiehler und deren Sohn Heinz sterben? Was war das Motiv? Dieses war ganz banal, Frieda Lehmann tötete aus Habgier. Denn nach mehr als 5 Jahren Krieg waren die gute Bettwäsche und Kleidung sowie das edle Essbesteck von Käthe Stiehler für Frieda Lehmann wahre Kostbarkeiten, die sie auf dem Schwarzmarkt oder auf dem Land gegen Lebensmittel, die knapp waren, eintauschen konnte. Darum suchte Frieda Lehmann nach dem Mord von Käthe Stiehler und deren Sohn ihre Wohnung auf und entwendete unbemerkt von den Nachbarn die wertvollen Gegenstände. Das Diebesgut deponierte sie bei Bekannten. Ob sie die Tat allein ausgeübt hatte, blieb bis zuletzt unklar. Denn dazu schwieg Frieda Lehmann eisern, die wegen zweifachen Mordes zum Tode mit dem Fallbeil verurteilt wurde. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von der einst zerbombten und wiederaufgebauten Dresdner Frauenkirche. 🙂

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