Das Paket im Kornfeld

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Man schrieb das Jahr 1922 als am 17. Juli einem heißen Sommertag ein Bauer im Kornfeld im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering ein Paket fand. Da dieses Blutflecken hatte und stark nach Verwesung stank, alarmierte der Bauer die Polizei. Als diese das Paket öffneten, stieg ihnen nicht nur ein bestialischer Gestank in die Nase, sondern ihnen blieb auch nicht ein schauderhafter Anblick einer bestialisch zugerichteten männlichen, kopflosen Leiche erspart. Die Obduktion ergab, dass die männliche Leiche ungefähr 1,65 Meter groß, über 60 Jahre alt und einen schlecht verheilten Oberschenkelbruch gehabt hatte, weshalb der Mann wahrscheinlich gehinkt hatte. Mit dieser Information wandte sich der Chef des Sicherheitsbüros, der Hofrat Dr. Wahl, an die Öffentlichkeit. Schon wenig später meldeten sich Mieter aus einem Haus in der Sedlitzkygasse. Diese informierten die Polizei, dass sie seit dem 5. Juni 1922 ihren Nachbarn den 67 Jahre alten Dachdeckergehilfen Simon Mikschofsky vermissten, der seit seinem Sturz vorm Dach vor 17 Jahren hinkte. Merkwürdig empfanden sie vor allem das Verhalten seiner Ehefrau, die das Verschwinden ihres Mannes mit fadenscheinigen Ausreden begründete. Zudem hatte die verwahrloste Frau akribisch ihre Wohnung nach dem Wegbleiben ihres Ehemannes gereinigt. Diesen Hinweisen gingen die Kriminalbeamten nach. Denn die Beschreibung von Simon Mikschofsky passte von der Größe, dem Alter und seinem Handicap, dass er hinkte genau zu der gefundenen Leiche im Kornfeld . Der Gerichtsmediziner Werkgartner telefonierte nun mit den Archivaren der Wiener Krankenhäuser, um an Simons Mikschofskys Krankengeschichte sowie seine Röntgenbilder zu erhalten. Er wurde fündig und stellte nun anhand von diesen Unterlagen fest, dass der damalige Verletzungsbefund von Simon Mikschofsky mit dem bei der Obduktion festgestellten Spuren des Oberschenkelbruchs übereinstimmte. Damit konnte die Leiche eindeutig als Simon Mikschofsky identifiziert werden. Mit dieser Information suchten die Kriminalbeamten nun die Wohnung von Marie Mikschofsky auf. Da diese nicht öffnete, brach die Feuerwehr die Tür auf. In der bescheidenen Wohnung fanden die Kriminalbeamten Spuren, die von einem regelrechten Blutbad zeugten. Neben blutdurchtränkten Lappen, wurde auch ein blutbeflecktes Messer und eine Hacke mit Blutkrusten gefunden. Die Fahndung nach Marie Mikschofsky lief auf Hochtouren. Nach einigen Tage wurde diese ausfindig gemacht und verhaftet. Als die Kriminalbeamten Marie Mikschofsky mit den belastenden Beweismaterial konfrontierten, gestand diese den grausamen Mord an ihrem Ehemann völlig emotionslos. Am Tag des Mordes hatte sie sich wegen eines Waschtroges mit ihrem Ehemann gestritten. Bei der Auseinandersetzung stieß sie ihren Ehemann zurück, der nach hinten taumelte und mit seinem Kopf aus das eiserne Ofenrohr fiel. Dabei hatte er sich das Genick gebrochen. Da sie die Leiche nicht am Stück wegschaffen konnte, zerstückelte sie diese mit einer Hacke und einem Messer. Den Kopf entsorgte sie im Donaukanal, während sie die anderen Körperteile in ein Paket packte, das sie ins Simmeringer Kornfeld warf. Simon Mikschofskys Tod hätte wahrscheinlich verhindert werden können, wenn dieser nicht seine Ehefrau, die kurz nach der Heirat wegen Paranoia in die Landesnervenheilanstalt Gugging eingeliefert worden war, nicht 1907 aus dieser geholt hätte. 15 Jahre später hatte er wegen seines Mitleids von damals mit seinem eigenen Leben dafür bezahlt. Marie Mikschofsky entging wegen dieser starken Paranoia eine Haftstrafe. Sie wurde statt ins Gefängnis in das Irrenhaus gebracht. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Wiens Bestattungsmuseum, der Sehenswürdigkeit des 11. Wiener Gemeindebezirks Simmering, in dessen Kornfeld damals Marie Mikschofsky die Reste ihres Mannes entsorgt hatte. 🙂

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