Der fast perfekte Mord

Isabella Mueller @isabella_muenchen Neapel Italien

Eine Mittelmeerkreuzfahrt ist für viele Menschen ein lang gehegter Traum. Diesen erfüllte sich die 52 Jahre alte US-Amerikanerin Micki Kanesaki und ihr 48 Jahre alter, amerikanischer Ex-Mann Lonnie Kocontes im Mai 2006. Die Reise sollte den Neuanfang ihrer wieder entfachten Liebe symbolisieren. Beide hatte sich eine Außenkabine auf der „MS Island Escape“ gebucht, um die Schönheit der italienischen Landschaft vom Balkon aus genießen zu können. Alles schien perfekt, bis Micki eines nachts spurlos verschwand. Zunächst ging die Crew von einem tragischen Unfall oder gar einem Suizid aus, da ihr Ehemann Lonnie ihnen eine plausible Geschichte auftischte. Am Abend vor Mickis Verschwinden hatten beide noch gemeinsam im Restaurant gespeist und eine Flasche Wein getrunken. Danach besuchten sie noch das Spielcasino, bevor sie um Mitternacht ihre Kabine aufsuchten. Während Lonnie zum Schlafen eine Schlaftablette einnahm, wollte Micki gegen 1 Uhr sich noch eine Tasse heißen Tee holen. Als Lonnie am nächsten Morgen erwachte und Micki nicht neben ihm lag, durchsuchte er das ganze Schiff nach ihr. Er hatte Angst, dass sich Micki, die schon öfters ihm gegenüber Selbstmordgedanken geäußert hatte, sich das Leben genommen hatte. Vielleicht hatte der Wein diese noch bestärkt und Micki dazu bewogen über Bord zu springen. Lonnie machte sich schwere Vorwürfe. Das Paar hatte sich in Lonnies Anwaltskanzlei Anfang der Neunziger Jahre kennen gelernt, wo Micki als Rechtsanwaltsgehilfin arbeitete. Anno 1995 folgte die rauschende Hochzeit, der 7 Jahre später wegen häuslicher Gewalt und Alkoholproblemen die Scheidung folgte. Trotzdem lebte das geschiedene Paar immer noch unter einem Dach in einem Haus in der kalifornischen Kleinstadt Ladera Ranch, wo mittlerweile auch Lonnies neue Freundin Amy Nguyen lebte, von der er sich aber zwischenzeitlich wieder getrennt. Die Kreuzfahrt symbolisierte den erneuten Beziehungsversuch der beiden. Doch sie endete für Micki tödlich. Nachdem Verschwinden von Micki reiste Lonnie wieder zurück in die USA. Doch am 27. Mai 2006 barg die Crew eines Forschungsschiffs eine Frauenleiche an der Südküste Italiens. Diese stellte sich als die über Bord gegangene Micki Kanesaki heraus. Doch die Obduktion ergab, dass Micki kein Wasser in der Lunge hatte. Micki war ergo nicht ertrunken. Mickis Schädel war gebrochen und ihr Hals wies Würgemale auf. Micki war eindeutig ermordet worden, bevor sie ins Mittelmeer geworfen wurde. Durch das Meerwasser gab es jedoch keine DNA-Spuren. Diese Indizien reichten der Carabinieri für einen internationalen Haftbefehl für Lonnie Kocontes nicht aus. Da es sich aber um ein Gewaltverbrechen einer US-Bürgerin handelte, schaltete sich nun das FBI ein. Dieses nahm die Ermittlungen in diesem mysteriösen Mordfall auf. Schnell entdeckten sie, dass Lonnie Kocontes kurz vor der Kreuzfahrt versucht hatte, über 1 Million Dollar von Mickis Konto auf sein Konto zu überweisen. Darüber hinaus sagte eine Mitarbeiterin des Reisebüros aus, wo das Paar seine Reise gebucht hatte, dass Lonnie unbedingt trotz beschwerlicher Anreise über Minneapolis und London mit diesem Kreuzfahrtschiff aufgrund der Außenkabine reisen wollte. Denn von jeder dieser Außenkabinen ist ein ungebremster Fall ins Meer möglich. Das perfekte Schiff für den perfekten Mord. Weiter wurde Lonnie von einem Ex-Polizisten belastet, den er vor der Abreise über die Verwendung von Kameras im Bereich der Flure und Balkone auf Kreuzfahrtschiffen befragt hatte. Dies konnte kein Zufall sein! Lonnie wurde verhaftet, der alle Vorwürfe abstritt. Unterstützt wurde Lonnie durch positive Aussagen seiner früheren Freundin Amy Nguyen und einem befreundeten Juristen. Es gab zwar viele Indizien, die für Lonnie als Mörder sprachen, aber es gab keine DNA und Augenzeugen, weshalb die Klage abgewiesen wurde. Lonnie kam auf freien Fuß und zog ironischer Weise in die Stadt Safety Harbor in Florida, wo er ein neues Leben mit einer neuen Frau an seiner Seite begann. Vier Jahre waren nach dem Mord an Micki Kanesaki ins Land gestrichen, bis sich aus heiterem Himmel Amy Nguyen, die Ex-Freundin von Lonnie Kocontes beim FBI meldete und schwere Vorwürfe gegen Lonnie erhob. Aus Angst hatte sie bisher geschwiegen. Sie sagte aus, dass dieser ihr vor der Reise erzählt hatte, dass er einen Killer engagiert hatte, der Micki ermorden sollte. Da dieser aber nicht erschienen war, wie ihr Lonnie später erzählt hatte, hatte er die Sache selbst in die Hand genommen. Lonnie kam erneut in Haft. Amy fürchtete unterdessen um ihr Leben, da Lonnie einem Mithäftling erzählt hatte, dass er einen Killer angeheuert hatte, der Amy Nguyen, die einzige Zeugin töten sollte. Lonnie wurde vor Gericht gestellt, aber der Prozess stellte eine große Hürde dar. Da der Mord an Micki Kanesaki in internationalen Gewässern stattfand hatte, war unklar, ob die US-Strafverfolgung dafür zuständig war. Mit diesem Zweifel wollte Lonnies Anwalt den Mordprozess platzen lassen. Da aber der Mord in Kalifornien geplant worden war, war die US-Strafverfolgungsbehörde tatsächlich dafür verantwortlich. Lonnie hatte den perfekten Mord geplant, da ein Kreuzfahrtschiff sich dafür sehr gut eignet. Denn nachts sind in der Regel keine Menschen an Deck, wenn die Person über Bord geworfen und dann vom Meer verschlungen wird. Meist taucht die Leiche nicht mehr auf und wenn doch hat das Meer alle Spuren längst verschwinden lassen. Dummerweise wurde zum Leidwesen von Lonnie die Leiche von Micki sehr schnell entdeckt, die eindeutig ermordet worden war. Dadurch hatte sie Lonnie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Prozess wurde mit großem medialen Interesse verfolgt, der sich Jahre lang hinzog. Erst 14 Jahre nach dem Mord wurde Lonnie Kocontes für den Mord an Micki Kanesaki für schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft, ohne Aussicht auf Bewährung verurteilt. Damit hatte die Gerechtigkeit doch noch gesiegt. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der italienischen Hafenstadt Neapel, die ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrten im Mittelmeer ist, die Micki Kanesaki zum tödlichen Verhängnis wurde. 🙂

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