Der poetische Jack Unterweger: Einer der schlimmsten Serienkiller der Welt

Isabella Mueller Wien @isabella_muenchen

Seit jeher fasziniert uns Menschen das Böse. Zwar will keiner von uns einem Serienmörder persönlich begegnen, doch verfolgen viele zu gern die grausamen Verbrechen eines Killers, die einen gewissen Nervenkitzel in uns hervorrufen. Einer der berüchtigtsten Serienkiller der Welt war der charmante Johann Jack Unterweger. Dieser 1974 in Judenburg in der Steiermark geborene junge Mann war der Sohn einer Prostituierten und eines US-Soldaten, der bei seinem alkoholsüchtigen Großvater in Kärnten aufwuchs. Mit diesem beging er früh Diebstähle, so dass er in eine Bundesanstalt für erziehungsbedürftige in Kaisererbersdorf in Wien eingewiesen wurde. Im Alter von 24 Jahren war er bereits wegen Einbrüchen, Gewaltdelikten an Frauen und Zuhälterei verurteilt worden. Im Dezember 1974 tötete er in der hessischen Stadt Herborn eine 18-jährige junge Frau, die sich auf dem Heimweg nach einer Weihnachtsfeier befand. Er erdrosselte sie mit ihrem eigenen Bh, den er zu einem Henkersknoten gebunden hatte, was sein Markenzeichen wurde. Am 31. Mai 1976 wurde er in Salzburg zu lebenslanger Haft verurteilt. Zwar gab es ein zweites ähnliches Tötungsdelikt, doch er kam zumindest in diesem Fall ungeschoren davon. In der Strafvollzugsanstalt in Stein in Niederösterreich holte er nicht nur seine Schulbildung nach, sondern er begann auch mit dem Schreiben. Schnell avancierte er zu einem angesagten Knastpoeten, der nicht nur seinen eigenen Verlag gründete und die Literaturzeitschrift „Wort-Brücke“ herausbrach, sondern auch Bücher schrieb. Sein autobiografischer Roman „Fegefeuer eine Reise ins Zuchthaus“ wurde zum Bestseller, der sogar verfilmt 1989 in Montreal mit dem Wiener Filmpreis geehrt wurde. Das Interesse an dem gut aussehenden Knast-Autor war groß. Viele namhafte Persönlichkeiten setzten sich für seine Begnadigung ein und anno 1990 wurde Jack Unterweger, der sogar in Amerika als „Jack the Writer“ bekannt war, vorzeitig aus der Haft entlassen. Mit offenen Armen wurde er als Musterbeispiel einer geglückten Resozialisierung von der Wiener Hautevolee empfangen. Er arbeitete fortan für den ORF, ging mit seinen Theaterstücken auf Tournee, gab Lesungen und tötete reihenweise Frauen. Jack Unterweger, der talentierte Schriftsteller hatte eine charismatische Ausstrahlung und keiner ahnte, dass seine dunkle Seite wieder ausgebrochen war. Nur sechs Monate nach seiner Entlassung begann eine entsetzliche Mordserie an Prostituierten, die in der ganzen Welt verteilt waren. Dabei wurden alle mit ihrer Unterwäsche, die kunstvoll zu einem Henkersknoten gebunden war, stranguliert. Die Ähnlichkeit zu Unterwegers Mord im Jahr 1974 war genauso wie die Tatsache, dass Unterweger stets in der Nähe der Tatorte Lesungen abgehalten hatte, frappierend. Er wurde vom gefeierten Knast-Autor schnell zum verdächtigen Täter. Im Sommer 1991 reiste er für Recherchen einer Wiener Illustrierten über Prostitution nach Los Angeles. Kurz darauf wurden drei Prostituierte mit ihrer Unterwäsche erwürgt, die zu einem Henkersknoten geknüpft war. Nach seiner Rückkehr nach Europa, reiste er nach Tschechien. Wenig später wurde dort ein Mordfall publik, in dem eine Prostituierte mit ihrer Unterwäsche in Form eines Henkersknoten erwürgt wurde. Jack Unterweger geriet immer mehr ins Visier der Ermittler und floh zusammen mit seiner 18-jährigen Freundin zunächst in die Schweiz, dann nach Frankreich und von dort nach Amerika. Am 27.2.1992 wurde er in Miami vom FBI verhaftet und nach Österreich ausgeliefert. Sein Prozess begann am 10.4.1994 vor dem Grazer Landgericht, in dem Unterweger wegen 11fachen Mordes angeklagt wurde. Seine Verteidigung übernahm eine junge Juristin, die sich in den smarten Frauenschwarm verliebte. Aufgrund der erdrückenden Indizien, wie ein Kopfhaar der in Tschechin ermordeten Prostituierten im Auto von Unterweger sowie Fusseln von seinem roten Schal an einer anderen erwürgten Frau und des besonderen Henkersknoten mit dem die Opfer stranguliert wurden, wurde Unterweger am 29.6.1994 wegen 9fachen Mordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Urteil wurde jedoch nie rechtskräftig, da sich Unterweger in der folgenden Nacht mit der Kordel seiner Jogginghose und einem Schnürsenkel erhängte. Dabei war der Knoten genauso wie bei den erwürgten Frauen geknüpft worden. Unterweger hatte jedoch vor Gericht bis zuletzt geleugnet die Morde begangen zu haben. Jack Unterweger, der talentierte Knast-Poet, ging als Österreichs charmantester Serienkiller ein, dessen Leben bis heute Stoff für viele Bücher und Filme gibt. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Wolfgang Amadeus letzter Ruhestätte, dem schönen Biedermeierfriedhof St. Marx. 🙂

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