Einer der genialsten Geldfälscher der österreichischen Kriminalgeschichte war der betagte adelige Finanzier und Industrielle Peter Ritter von Bohr, der den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär verwirklichte und danach so tief gesellschaftlich fiel, dass er fast blind und völlig einsam im Gefängnis starb. Doch wie konnte es soweit kommen, dass einer der angesehensten Industriellen Österreichs zum Geldfälscher wurde? Peter Bohr wurde am 30. Juni 1773 im luxemburgischen Stadtbredimus geboren. Sein Vater war der Kunstlehrer Johann Bohr, der schon früh das zeichnerische Talent seines Sohnes erkannte. Im Alter von 14 Jahren durfte er aufgrund seines vermögenden Onkels Charles Ferdinand Vesque die Malschule des Zisterzienserklosters Orval in den Ardennen besuchen. Drei Jahre später hospitierte er an der Akademie der Künste in Paris. Zu dieser Zeit herrschte in Frankreich die Französische Revolution. Peter Bohr trat in den Künstlercorps der Armee ein und ließ sich 1793 zum 6. Artillerieregiment versetzen. 1795 beendete er seine Militärkarriere und auf seinem geplanten Weg nach Wien, landete er letztendlich in Linz, wo er 1796 den Feldzeugmeister “Baron Beaulieu” kennenlernte. Dieser war seine Eintrittskarte in die Hautevolee, der oberen Gesellschaftsschicht. Der ehemalige Offizier und passionierte Künstler heiratete am 28. Oktober 1798 die Tochter eines Zeichenlehrers, Clara Poestion. Ihr Leben schien perfekt. Er war ein gefragter Porträtmaler der Schönen und Reichen, der französische Armee-Bestände kaufte und gewinnbringend verkaufte sowie erfolgreich mit Wertpapieren spekulierte. Bereits in jungen Jahren konnte er sich so ein beachtliches Vermögen anhäufen. Im Jahr 1814 verkaufte er sein Eigentum in Linz und zog zunächst in die österreichischen Gemeinden Erlaa und dann nach Mauer, die vor den Toren der Donaumetropole Wien liegen. Anno 1818 erlitt er den ersten Schicksalsschlag als seine geliebte Ehefrau Clara starb. Danach wandelte sich sein bis dato bescheidener Lebensstil völlig. Er kaufte sich für 127.000 Gulden, was heute ungefähr einem Wert von 2,5 Millionen Euro entspricht, das Märchenschloss Kottingbrunn und für 94.000 Gulden, fast 2 Millionen Euro, ein Palais im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt. Peter Bohr galt als der “Glücksritter von Luxemburg”, der sogar 1819 nach Vorlage neuer Urkunden, die er wahrscheinlich gefälscht hatte, den Adelstitel “Ritter” tragen durfte. Dies genehmigte ihm der Kaiser Franz I. höchstpersönlich. Damit war Peter Ritter von Bohr, wie er sich fortan nannte, endgültig in der obersten Gesellschaftsschicht angekommen. Zu seinem Glück fehlte nur noch eine neue Frau an seiner Seite, die er in der 27 Jahre alten Gräfin Mathilde von Christallnik fand. Er ehelichte diese am 5. August 1821 und feierte ein pompöses Fest mit 700 Gästen im Leopoldstädter Theater. Peter Ritter von Bohr war auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Fürst Metternich und Kaiser Franz I. zählten zu seinen ständigen Gästen im Schloss Kottingbrunn. Er war ein angesehener Mann, der Mitbegründer der “Ersten Österreichischen Spar-Casse”, der Nationalbank, der Donau Dampfschifffahrtsgesellschaft, des Polytechnischen Instituts Wien und Erfinder der Guillochier Maschine, die Banknoten fälschungssicher machte. Doch ausgerechnet am Zenit seiner Bilderbuchkarriere kam der tiefe Fall. 1827 hatte er den Auftrag für die “Verwaltung der Güter des Franz Seraphicus Fürst von Orsini-Rosenberg in Kärnten” angenommen, dem der Bankrott drohte. Doch Bohr übernahm sich damit. Deshalb begann er ab 1838 “500-Gulden-Scheine” im Keller seines Schlosses zu fälschen, um den drohenden Bankrott abzuwenden, was ihm aber nicht gelang. Am 13. Dezember 1839 musste er selbst Konkurs anmelden. Welch Schmach für den hoch bejubelten Self-Made-Millionär, den selbst der Adel akzeptiert hatte. Peter Ritter von Bohr musste sein geliebtes Schloss und seine anderen Besitztümer verkaufen. Der gefeierte Finanzstar war finanziell ruiniert, weshalb ihn die feine Gesellschaft wie eine heiße Kartoffel fallen ließ. Anno 1840 zog er zusammen mit seiner Ehefrau Mathilde in eine kleine Wohnung nach Wien. Um nicht vollkommen gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden, begann Peter Ritter von Bohr 10- und 100- Guldenscheine trotz stark eingeschränkten Sehvermögens herzustellen. Dies glückte ihm bis zum 24. August 1845. An diesem Tag flogen bei einer Revision in der Nationalbank die gefälschten 10- und 100- Guldenscheine, bei denen nur ein i-Punkt fehlte, auf. Nur ein Experte hatte die fast perfekten Geldscheine anfertigen können. Doch wer war der Meisterfälscher, dem es gelungen war 28.000 Gulden auf diese Weise zu ergaunern? Auf die Spur von Peter Ritter von Bohr gelangte der ermittelnde Kriminalkommissar Max von Felsenthal dadurch, dass dieser eine Uhr gekauft hatte, die er mit den gefälschten Geldscheinen bezahlte. Daraufhin ordnete der Kriminalkommissar eine Hausdurchsuchung bei Bohr an, bei der jedoch nichts gefunden wurde. Trotzdem wurde Peter Ritter von Bohr zusammen mit seiner Ehefrau Mathilde wegen des Verdachts auf Staatsbetrug verhaftet. Beide legten daraufhin ein umfassendes Geständnis ab. Am 23. März 1846 wurden Peter und Mathilde Bohr, denen ihre Adelsprädikate aberkannt worden waren, zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde am 15. Oktober 1846 in eine Kerkerhaft umgewandelt. Mathilde Bohr wurde sogar von Kaiser Ferdinand I. am 2. November 1847 begnadigt und aus der Haft entlassen. Nur wenige Tage zuvor war ihr Ehemann Peter Bohr am 15. Oktober 1847 fast blind und von Der Gicht gezeichnet in der Strafanstalt Leopoldstadt gestorben. So tragisch endete das Leben des einstigen “Glücksritters von Luxemburg”. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom legendären Wiener Prater im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt, in dem Peter Bohr einst lebte und wo er starb. 🙂














































