Romeo und Julia im Landschloss Tschifflick des vertriebenen Polenkönigs Stanislaus I. Leszczynski

Isabella Müller Zweibrücken @isabella_muenchen

Mitten im Naherholungsgebiet Fasanerie befindet sich das Romantik-Hotel Landschloss Fasanerie. Unweit davon erinnern bis heute Überreste an das Lustschloss Tschifflick des verstorbenen Polenkönigs und Großfürst von Litauen Stanislaus I. Leszczynski. Diesem wurde von Karl XII., dem Schwedenkönig und Herzog von Pfalz-Zweibrücken, anno 1714 Asyl in Zweibrücken gewährt. Der abgesetzte Polenkönig kam zusammen mit seiner Gemahlin, den beiden Töchtern und seinem Hofstaat am 4. Juli 1714 nach Zweibrücken, wo er unter dem Decknamen Graf Kronstein zunächst in einem repräsentativen Gebäude in der Oberstadt residierte bis sein vom schwedischen Architekten Jonas Erikson Sundahl geplantes Landschloss mitten im Wald mit imposanten Garten und Wasserspielen 1716 fertiggestellt war. Dieses kleine Lustschloss taufte der Polenkönig auf den türkischen Namen Tschifflick, das „Landgut“ bedeutet und eine Hommage an seine Exilzeit in der Türkei war. Besonders Stanislaus ältere Tochter Anna liebte das Landgut mitten im Wald, wo sie stundenlang spazieren ging. Eines Tages begegnete sie unter einer uralten Buche dem Hirtenjungen Leander. Beide verliebten sich unsterblich ineinander und trafen sich fortan täglich unter der Buche. Dies kam auch ihrem Vater zu Ohren, der vor Wut tobte und Anna jeglichen Umgang mit dem nicht standesgemäßen Hirtenjungen verbot. Daraufhin flüchtete Anna trotz Sturm aus dem Landschloss und suchte Schutz unter der Buche. Doch wie das Schicksal es wollte, wurde sie genau dort von einem abstürzenden Ast erschlagen. Als ihr Geliebter von ihrem Tod erfuhr, nahm er sich sein Leben. Seitdem wuchs neben der Buche eine Eiche. Die beiden Stämme erscheinen fast miteinander verschmolzen und sind heute noch zu sehen. So die Sage von Zweibrückens tragischem Liebespaar, die nie belegt wurde. Doch gewiss ist, das Stanislaus ältere Tochter Anna tatsächlich am 20. Juni 1717 völlig überraschend in Zweibrücken verstarb und anschließend in der Klosterkirche Gräfinthal, einem Lieblingsort der Familie, beigesetzt wurde. Der Polenkönig musste das Landschloss bereits 1719 wieder räumen, da Karl XII. am 11. Dezember verstarb und das durch Krieg und Armut gezeichnete Pfalz-Zweibrücken die immensen Kosten für die Hofhaltung des sich im Exil befindenden Polenkönigs nicht tragen wollte und konnte. Daraufhin suchte Stanislaus Zuflucht in Weißenburg im Elsass und in Landau. Seine jüngere Tochter Maria heiratete 1725 den französischen König Ludwig XV., wodurch Stanislaus das Herzogtum Lichtenstein erhielt. Das Landschloss wurde anno 1728 unter Herzog Gustav Samuel Leopold komplett fertiggestellt, verkam aber mangels Pflege zusehends. Eine Wiederbelebung des Landschlosses mit Park fand im Auftrag von Herzog Christian IV. statt, der von 1757 bis 1769 eine Fasanerie im Gartenbereich errichten ließ, wodurch sein heutiger Name „Fasanerie“ entstand. Danach zerfiel das Landschloss erneut und im Jahr 1887 kaufte die Stadt Zweibrücken schließlich das gesamte Areal und belebte dieses durch ein Ausflugslokal, in dem sich heute ein Hotel befindet. In den 1970er Jahren wurde der Wildrosengarten gegenüber dem heutigen Hotel angelegt. Zur selben Zeit wurde die aus dem 12. Jahrhundert stammende Turmburg Ruine gefunden und anschließend freigelegt. Heute zählt die Tschifflick-Ruine zusammen mit dem Hotel und dem malerischen Wildrosengarten zu einem der touristischen Hotspots der pfälzischen Rosenstadt Zweibrücken, der auch ich einen Besuch abstattete und dabei tief in eine längst vergangene Zeit eintauchte. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von den Relikten des Landschlosses Tschifflik. 🙂

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