Vor dem imposanten Kaiserdom, dem Wahrzeichen der rheinlandpfälzischen Stadt Speyer und die größte romanische Kirche Europas, befindet sich mitten auf dem Domplatz vor dem Westportal des Doms der Domnapf. Diese große kelchartige Schale aus Sandstein auf einem achteckigen Podest von 14 Quadratmetern markierte im Mittelalter die Grenze zwischen der Freien Reichsstadt Speyer und dem Hochstift. Dadurch kam dem Domnapf, der vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet und 1314 erstmals urkundlich erwähnt wurde, eine besondere Bedeutung im Strafrecht zu. Denn jeder, der das städtische Recht verletzt hatte und zum Domnapf flüchtete, war vor der Strafverfolgung geschützt, da dort das kirchliche Recht galt. Dieses bischöfliche Strafrecht war milder als die städtische Rechtsordnung. An diese Funktion erinnert auch ein Messingband am oberen Rand des Domnapfes, das eine lateinische Inschrift trägt. Diese verweist zudem auch auf die weitere Rolle des Domnapfes als Weinschale. Denn nach jeder Neuwahl des Bischofs wurde der Domnapf, der ein Fassungsvermögen von 1580 Liter hat, mit Wein für die Bevölkerung gefüllt. Das letzte Mal wurde dieser zum 950-jährigen Weihejubiläum des Doms zu Speyer am 02. Oktober 2011 mit Wein gefüllt. Darüber hinaus wurden im Mittelalter auch Urteile am Domnapf vollstreckt. So mussten wegen Ehebruchs Verurteilte mit einem schweren Sandstein am Hals in gebückter Haltung und fast vollständig entkleidet vom Domnapf über 700 Meter durch die Maximilianstraße bis zum westlichen Stadttor, dem Altpörtel, unter dem Gespött der Bevölkerung laufen. Ähnlich wie der Gang der Buße von Cersei in der US-amerikanischen Fantasy-Fernsehserie “Game of Thrones”. Doch dies war bei weitem noch nicht alles. So wurden Verbrecher, die im Stadtgebiet gefasst wurden, am Domnapf bestraft. Neben Ausstechen der Augen, Abschneiden der Zungen, war auch das Auspeitschen als Strafe beliebt. Der heutige Domnapf, der außen mit Wappen des Bischofs und des Hochstifts Speyer verziert ist, geht auf eine Restaurierung aus dem Jahr 1490 zurück und stellt ein wichtiges Kulturgut vor dem mächtigen Kaiserdom dar, der seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos davon. 🙂









