Die Opa-Gang

Southampton England UK Isabella Mueller @isabella_muenchen

Wir schreiben das Jahr 2015 als im Londoner Stadtteil Hatton Gardon zu den Osterfeiertagen einer der spektakulärsten Raubüberfälle des Jahrhunderts stattfand, bei dem Wertgegenstände in Höhe von 14 Millionen Pfund erbeutet wurden. Hatton Garden mit seinen engen Gassen und hohen Gebäuden gilt seit dem 19. Jahrhundert als das Londoner Diamantenviertel, in dem sich die Juwelier- und Schmuckgeschäfte die Klinke in die Hand geben, dessen Herzstück die Firma Hatton Garden Safe Deposit war. Diese war eine Art Hochsicherheitsanlage, in der viele Geschäftsleute ihre Wertgegenstände nach Ladenschluss oder am Wochenende in deren Schließfächern deponierten, die als bombensicher galten, was sich später als falsch herausstellte. Denn am Gründonnerstag, den 2. April 2015 fuhr ein weißer Lieferwagen vor das Gebäude. Die Osterfeiertage waren bewusst gewählt worden, da die Straßen ruhiger waren. In dem Auto saß eine Gruppe von Männern, die wie Arbeiter gekleidet waren. Sie trugen neongelbe Signalwesten und hatten Bauhelme auf. Über einen Notausgang gelangten sie in das Gebäude, wo sie den Fahrstuhl außer Betrieb setzten. Danach kletterten sie durch den Fahrstuhlschacht, um in den Keller zu gelangen, wo sich der Tresorraum befand. Danach bohrten sie ein Loch in die 2 Meter dicke Wand, um in den Tresorraum zu gelangen. Zwar lösten sie dabei Alarm aus, doch die Polizei ignorierte den Alarm und die Nachtwächter der privaten Sicherheitsfirma schauten nur kurz nach, ob die Eingangstür unbeschädigt war, da dies der Fall war, rückten sie wieder ab. Danach benutzten die Einbrecher eine 35 Kilogramm schwere Hilti-Diamantbohrmaschine Typ DD350 um die 50 Zentimeter dicke Betonwand des Tresors zu bohren. Nachdem ihnen dies tatsächlich gelungen war, mussten sie die Tresorschränke, die fest mit der Tresorrückwand verschraubt waren, aus dem Weg räumen. Dies geschah mithilfe einer Hydraulikpumpe, mit der sie die Metallschränke einfach weg sprengten. Nachdem sie den Tresor geknackt hatten, konnten die Einbrecher 72 der fast 1000 Schließfächer öffnen und deren Inhalt entnehmen, den sie in Mülltonnen packten und in ihren Lieferwagen transportierten, bevor sie am Ostersonntag um kurz vor 7 Uhr morgens davon fuhren. Nachdem Jahrhundertcoup wurde die Sondereinheit des Metropolitan Police Services auf die Einbrecher angesetzt, die dank Überwachungsvideo und einer zurückgelassenen Tasche, mit Hinweisen auf deren Identität schnell ausfindig gemacht und nur 6 Wochen nach der Tat verhaftet werden konnten. Doch das Staunen war groß, da sich die Einbrecher als Rentner mit krimineller Laufbahn entpuppten, deren Rädelsführer der 76 Jahre alte Brian Reader, „The Master“ genannt war. Drei Jahre lang hatte sich die 7-köpfige Rentner-Gang jeden Freitag im Pub „The Castle“ getroffen, um den Raubüberfall zu planen. Das Bohren hatten sich die „bösen Opas“, wie sie in den britischen Medien genannt wurden, durch YouTube Videos selbst beigebracht. Zu der Gang gehörte auch der 75 Jahre alte John Collins, besser bekannt als „Kenny“, der 60 Jahre alte Daniel Jones, der 67 Jahre alte Terrence Perkins und der 58 Jahre alte Carl Wood sowie der 60 Jahre alte William Lincoln alias „Billy the Fish“ und der irische Klempner Hugh Doyle, der den Opas nach dem Banküberfall mit der Geldwäsche geholfen hatte. Am 9. März wurden am Woolwich Crown Court John Collins, Daniel Jones und Terry Perkins zu 7 Jahren Haft verurteilt. Danach wurde William Lincoln ebenfalls zu 7 Jahren Haft und Carl Wood zu 6 Jahren Haft verurteilt. Brian Reader, der Drahtzieher der Opa-Gang wurde am 21. März 2016 zu 6 Jahren und 3 Monaten Haft verurteilt. Hugh Doyle erhielt eine 21-monatige Haftstrafe und eine Geldstrafe. Ein achter Mann namens John Harbinson wurde für nicht schuldig befunden und entlassen. Jedoch kam Scotland Yard einem weiteren Gang-Mitglied der Opa-Bande auf die Schliche. Dieser war Michael Seed, der 2019 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Michael Seed war Alarmspezialist und einer der beiden Männer, die durch das Loch in den Tresorraum geklettert waren. Nachdem Terry Perkins 2 Jahre seiner Strafe verbüßt hatte, verstarb dieser im Gefängnis. Kurz zuvor war am Woolwich Crown Court entschieden worden, dass die verurteilten Opa-Gangster eine hohe Summe an Schadenersatz zu zahlen hatten oder ihre Haftstrafen verlängert werden. Die Firma Hatton Garden Security Desposit erholte sich von dem Einbruch nicht mehr und musste schließlich Konkurs anmelden. Der Großteil der Beute blieb übrigens bis heute verschollen. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der englischen Hafenstadt Southampton. 🙂


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