Münchens wildromantischer Dichtergarten

Isabella Müller München @isabella_muenchen

Eine wildromantische Parkanlage mit alten Bäumen, verzweigten Wegen und Statuen von Dichtern und Denkern, ist der etwas versteckt liegende Dichtergarten zwischen dem Finanzministerium und dem Prinz-Carl-Palais in der bayerischen Landeshauptstadt München. Diese zwei Hektar große Naherholungsoase auf einem kleinen Hügel befindet sich auf dem Areal einer ehemaligen Befestigungsanlage aus dem Dreißigjährigen Krieg. Anno 1644 diente das Gelände den Mönchen des neu gegründeten Theatinerklosters als Nutzgarten. Danach ließ der neue Besitzer, der ehemalige Staatsminister Abbé Pierre de Salabert, gegen Ende des 18. Jahrhunderts einen Park anlegen und das Prinz-Carl-Palais errichten. Davon zeugt bis heute das Untergeschoss eines Pavillons, in dessen Verlies sich hinter Gittern eine Frauen-Plastik befindet. Diese Bronzeplastik in der sogenannten Dichtergrotte wurde von 1957 bis 1958 von Toni Stadler angefertigt und wird offiziell als Heinrich-Heine-Brunnen bezeichnet, da von der Bodenplatte Wasser sprudeln kann und dieses Denkmal Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Schriftsteller ehren soll. Dieser lebte von 1827 bis 1828 in München und bewarb sich dort vergeblich um eine Professur. Nachdem Abbé Pierre Salabert gestorben war, kaufte König Maximilian I. Joseph das Gelände. Unter Friedrich Ludwig Sckell wurde dieses mit Obst und Blumen für den königlichen Hof bepflanzt, ehe eine Anbindung an den angrenzenden Englischen Garten gelang. Von 1825 bis 1875 wurde der Park von Prinz Carl, dem Sohn des Königs genutzt. Ab 1876 war der Park Sitz der Österreichisch-Ungarischen Gesandtschaft und des Obersten Rechnungshofs Bayern. Nachdem das bayerische Finanzministerium in die Ludwigsstraße zog, wurde der Park von diesem genutzt, was ihm seinen früheren Namen Finanzgarten einbrachte. Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Park starke Beschädigungen und wurde ab den 1950er Jahren als Tankstelle und für Parkplätze genutzt. Sein heutiges Aussehen verdankt die kleine Parkanlage der Bayerischen Schlösserverwaltung, die die Grünfläche seit 1954 betreut und der Öffentlichkeit zugänglich machte. Anfang der 1980er Jahre wurde der Westteil des Parks wieder bepflanzt. Sein heutiger Name Dichtergarten stammt von den Statuen der Dichter und Literaten, die querbeet im Park aufgestellt wurden. Neben der Statue von Fjodor Iwanowitsch Tjultschew, steht seit 2007 auch die Statue des chinesischen Dichters und Philosophen Konfuzius anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Partnerschaft von Shandong und München dort. Seit 2010 gibt es im Dichtergarten auch die Statue des polnischen Komponisten Frédéric Chopin zu bewundern, der wie Fjodor Iwanowitsch Tjultschew in der Zeit um 1830 in München war. Der Dichtergarten ist eine fast geheime Parkanlage mitten im Herzen Münchens, die mich mit ihren üppigen Büschen, ihrem alten Baumbestand sowie ihren verwinkelten Wegen auf hügeligem Gelände gepaart mit den Dichter-Statuen bei meinem Besuch magisch in ihren Bann gezogen hatte. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieser verträumten Parkanlage in Münchens Zentrum. 🙂

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