Die drei Folterkörbe am Turm der St. Lamberti Kirche in Münster

Isabella Müller Münster @isabella_muenchen

Hoch oben am Turm der St. Lambertikirche in Münster hängen bis heute die drei Eisenkörbe, in denen die sterblichen Überreste der drei gefolterten Täuferanführer auf Geheiß des siegreichen Bischofs ausgestellt wurden. Anlass dafür war die Reformation, die seit 1530 sich in allen Pfarrkirchen der Stadt durchsetzte. Dies lag auch an dem ausbeuterischen Zuständen zwischen den Handwerkern und dem Klerus. Denn der Bischof machte den Handwerkern mit seinen eigenen Betrieben Konkurrenz und da die Kirche von Abgaben befreit war, war dies ein auf der Hand liegender Wettbewerbsvorteil. Aus Protest über die sozialen Missstände setzte der Stadtrat 1532 den reformatorischen Priester Bernhard Rothmann als Pfarrer der St. Lamberti Kirche ein. Unter diesem entstand die religiöse Bewegung der Täufer. Diese forderten nicht nur die Trennung von Staat und Kirche, sondern auch die Erwachsenentaufe, die Gütergemeinschaft und die Gewaltlosigkeit. Anno 1534 kam der Täufer Jan Matthys nach Münster, der aufgrund der sozialen Unruhen mit seinen mitreisenden Reden viele begeisterte Anhänger fand. In dieser Zeit wuchs die Zahl der Täufer stetig und so fanden auf dem Prinzipalmarkt täglich Massentaufen statt. Münster wurde von den Täufern zum „Neuen Jerusalem“ ausgerufen. Das „Reich Zion“ wurde gegründet und Unwillige drohte die Vertreibung. Zwar wurde Münster von den Truppen des Fürstbischofs Franz von Waldeck belagert. Doch die Täufer trotzten diesen lange. Nach der Ermordung von Jan Matthys durch gegnerische Söldner wurde Jan von Leiden der neue „König von Jerusalem“. Dieser setzte nicht nur 1534 das Recht der Vielehe ein, er selbst hatte 17 Ehefrauen, sondern hielt auch am Prinzipalmarkt Gericht. Erst nach sechzehnmonatiger Belagerung konnten die bischöflichen Truppen in der Nacht zum 25. Juni 1535 die Täuferherrschaft und somit das „Königreich Zion“ beenden. Dies mündete in einem blutigen Gemetzel. Jedoch wurde ihr Anführer Jan von Leiden, der Statthalter Bernd Knipperdolling und Bernd Krechtling gefasst. Nach ihren öffentlichen Vernehmungen am 21. und 22. Januar 1536 wurden sie am 23. Januar als abschreckendes Beispiel auf dem Prinzipalmarkt zuerst grausam mit glühendem Eisen gefoltert und anschließend erdolcht. Ihre verstümmelten Leichen wurden in den eisernen Körben an ihren Haaren aufgehängt und am Turm der St. Lamberti Kirche als Warnung für jedermann angebracht. Danach wurde Münster wieder größtenteils katholisch, was es bis heute geblieben ist. Somit endete das Täuferreich an der St. Lamberti Kirche, an der alles begann. Denn alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. In diesem Sinne viel Freude mit meinen Fotos der St. Lamberti Kirche in Münster. 🙂

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