Die neue wissenschaftliche Art des Mordens

Isabella Mueller @isabella_muenchen Neapel Italien

Ein wahrhaftiger Teufel in Menschengestalt war der charismatische Karl Hopf, der eine neue wissenschaftliche Art des Mordens erfand und als Serienmörder sich in der Kriminalgeschichte Deutschlands verewigte. Karl Hopf wurde am 26. März 1863 in Frankfurt am Main als Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren, der auf die Musterschule, ein Gymnasium in Frankfurt ging, das er nach der Untersekunda verließ. Danach absolvierte er in London eine Ausbildung als Drogist. Dort und später in Marokko lernte er das Florett- und Säbelfechten, das er par excellence beherrschte und sogar Weltmeister im Säbelfechten in London wurde. Nach seinem Aufenthalt in Marokko, reiste er nach Indien bis er dies wegen einer Malariaerkrankung wieder verlassen musste. Karl Hopf, den es schon immer in die weite Welt hinausgezogen hatte, kehrte schließlich um die Jahrhundertwende nach Deutschland zurück, wo er 1890 in Wörsdorf bei Idstein ein Unternehmen gründete. Zu dieser Zeit begann er eine Affäre mit seiner Haushälterin. Mit ihr zeugte er einen unehelichen Sohn, der knapp ein Jahr nach der Geburt laut Karl Hopf an einem Zahngeschwür verstarb. 1898 verkaufte er seine Firma und eröffnete in Niederhöchstadt eine Hundezucht. Karl Hopf war ein Filou, der gern über seine Verhältnisse lebte und dies auf Kosten seines Vaters Paul, der ihm immer wieder große Geldbeträge lieh und überraschend nach häufigen Besuchen seines Sohnes an einem Blasenleiden verstarb. Anno 1899 heiratete Karl Hopf Josefa Henel. Sein Geschäft mit der Hundezucht florierte. Er verkaufte sogar einen Bernhardiner für staatliche 10.000 Goldmark, aber sein Lebensstil war äußert kostspielig, weshalb er immer wieder Schulden machte. Im September 1902 schloss er eine gemeinsame Lebensversicherung mit seiner Frau Josefa in Höhe von 20.000 Mark ab. Zwei Monate danach verstarb diese am 28. November völlig überraschend. Hopf kassierte nach dem Tod von Josefa 19.400 Mark von der Versicherung. Von dieser Summe zahlte er 1.348 Mark an seinen Schwiegervater bei dem er Schulden hatte. Karl Hopf war nicht nur ein passionierter Hundezüchter, sondern auch ein begeisterter Tüftler. So entwickelte er ein Gegenmittel für die Viruskrankheit der Hundestaupe. Für seine Experimente brauchte er biologisches Material, das er vom bakteriologischen Institut in Wien bezog, denen er glaubhaft versicherte, dass dieses für ein bakteriologisches Laboratorium sei. Jedoch ging dieses an ihn als Privatmann. Er experimentierte damit unentwegt. Zwei Jahre nach dem Tod von Josefa ehelichte Karl Hopf die 20 Jahre jüngere Auguste Christine Schneider, mit der er 1906 eine Tochter bekam. Doch die kleine Elsa starb bereits fünf Wochen nach ihrer Geburt völlig unerwartet. Kurz danach erkrankte auch Christine, die glaubte, dass ihr Ehemann sie und zuvor ihre Tochter vergiftet hatte. Sie trennte sich von Karl Hopf. Schnell machten Gerüchte die Runde, dieser habe seine Ehefrau und das Kind vergiftet. Selbst die Presse berichtete darüber. Doch Karl Hopf erstickte alles im Keim, in dem er alle, die dies behaupteten wegen Verleumdung verklagte. Seine mittlerweile geschiedene Ehefrau heiratete erneut, verstarb aber im folgenden Jahr mutmaßlich an Schwindsucht. Ihre Eltern klagten Karl Hopf wegen Giftmord an ihrer Tochter an. Doch die Staatsanwaltschaft Wiesbaden stellte das Verfahren ein. Die Versicherungssumme von 30.000 Goldmark, die er auf Christine einst abgeschlossen hatte, konnte er diesmal aber nicht kassieren. Im Jahr 1908 verkaufte Karl Hopf sein Anwesen in Niederhöchstadt und kehrte in seine Geburtsstadt Frankfurt am Main zurück. Dort begann er nun eine Karriere als Varietékünstler unter dem Künstlernamen Athos. Er trat im Schumann-Theater auf, wo er das Publikum mit seinen Säbelkünsten begeisterte. Eine seiner Lieblingsnummern war es einen Apfel, der auf der Kehle seiner Assistentin lag, mit seinem Säbel durch einen Hieb zu zerteilen. Trotz allem Ruhm war Karl Hopf chronisch pleite und musste sogar einen Offenbarungseid leisten. Ein Jahr danach verstarb nach regelmäßigen Besuchen bei seiner Mutter diese völlig überraschend. Karl Hopf erbte die stolze Summe von 80.000 Mark. Der umtriebige Karl Hopf feierte anschließend in London seine Hochzeit mit der aus Dresden stammenden Wally Siewiec und schloss sogleich eine gegenseitige Lebensversicherung in Höhe von 80.000 Mark ab. Natürlich erkrankte Wally nach dem Abschluss der Lebensversicherung urplötzlich. Sie litt an einer schlimmen Magen-Darm-Krankheit und Karl Hopf kümmerte sich aufopferungsvoll. Statt sie ins Krankenhaus zu bringen, engagierte er Pflegeschwestern und täglich kam der Hausarzt. Bis dieser Anfang 1913 von einem Kollegen vertreten wurde. Dieser erkannte Wallys Symptome als Vergiftungserscheinungen und ließ diese ins Diakonissenkrankenhaus einweisen. Dort besuchte Karl Hopf seine Wally täglich und brachte ihr Blumen mit, die jedoch mit Rotzbazillen versehen war, um Wally endgültig ums Eck zu bringen. Doch wie durch ein Wunder verbesserte sich Wallys Zustand zusehends. Als ein Anwalt, der damals die verklagten Personen in Niederhöchstadt vertreten hatte, von Wallys Gesundheitszustand hörte, schaltete dieser die Staatsanwaltschaft ein. Daraufhin kam es bei Karl Hopf zu einer Hausdurchsuchung. Bei der nicht nur ein Schrank voller Gift, sondern auch jede Menge pornografisches Material gefunden wurde. Denn Karl Hopf verkehrte regelmäßig mit Prostituierten und übte mit ihnen perverse Sexspiele aus. Aus Briefen ging hervor, dass er dies schon zu Zeiten der Verlobung mit Wally tat. Am 14. April 1913 wurde Karl Hopf im Krankenhaus als er seine Ehefrau besuchte, verhaftet. Bei seiner Verhaftung hatte er ein Fläschchen mit Zyankali bei sich, mit dem er sich umbringen wollte, doch die Polizei war im zuvor gekommen. Wally kehrte nach ihrem Krankenhausaufenthalt völlig schockiert in ihre Geburtsstadt Dresden zurück. Nach der Verhaftung wurden die Leichen von Karl Hopfs Eltern, seiner beiden früheren Ehefrauen und den beiden Kinder exhumiert. Die Obduktion führte der Frankfurter Chemiker Georg Popp, eine Koryphäe der mikroskopisch und naturwissenschaftlichen Forensik durch, der bei allen Leichen Gift nachweisen konnte. Selbst in der Asche der Mutter konnte er weltweit zum ersten Mal Arsen nachweisen. Doch Karl Hopf hatte nicht nur Arsen zum Töten eingesetzt, sondern auch die damals schwer nachweisbaren Bakterien wie Rotz, Cholera und Typhus. Diese Art des Tötens ging als „neue wissenschaftliche Art des Mordens“ in die Kriminalgeschichte ein. Am 9. Januar 1914 begann der weltweit aufsehenerregende Prozess vor dem Königlichen Preußischen Landgericht in Frankfurt am Main. Karl Hopf, der einst gefeierte Varieté-Star, Hundezüchter und Unternehmer, wurde eine Woche später am 17. Januar dort zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde am 23. März 1914 gegen 7 Uhr morgens im Hof des Gefängnisses Frankfurt Preungesheim mit dem Handbeil durch den Scharfrichter Carl Gröpler aus Magdeburg vollstreckt. Nach der Hinrichtung wollte niemand den Leichnam von Karl Hopf beerdigen, der deshalb den Studenten von Marburg zu Lehrzwecken vermacht wurde. Damit endete die Geschichte des Serienmörders Karl Hopf, der aus Geldgier zum heimtückischen Mörder wurde und zuletzt einsam starb. Denn wie schon Buddha sagte: „So wie der Acker verdorben wird durch Unkraut, wird der Mensch verdorben durch seine Gier.“ In diesem Sinne viel Freude mit meinen Fotos von Dresden, dem Ort an dem einst Karl Hopfs dritte Ehefrau Wally zurückkehrte, die als einzige seine Giftanschläge überlebt hatte. 🙂

Verfasst von

Webseite: www.isabellamueller.com . Email: post@isabellas.blog . Instagram: @isabella_muenchen . Facebook: @IsabellaMuenchen . Twitter: @IsabellaMuelle9