Die Klosterstadt

Isabella Müller @isabella_muenchen

Umringt von prächtigen Fachwerkhäusern mitten in der Altstadt der hessischen Gemeinde Seligenstadt befindet sich die Klosterstadt. Diese ist mit ihren Gärten, Wirtschaftshöfen, Vorratskellern, Brunnen und Skulpturen, Mönchzellen und Prunkräumen nicht nur ein Musterbeispiel barocker Architektur, sondern gibt darüber hinaus beeindruckende Einblicke in das Klosterleben im 17. und 18. Jahrhundert. Die fast komplett erhaltene Klosteranlage wurde von Einhard, einem Berater von Kaiser Karl dem Großen und dessen Sohn Ludwig der Fromme um 830 gegründet. Aus dieser hat sich das bis 1803 aufgelöste Benediktinerkloster entwickelt. Zum Dank für seine treuen Dienste hatte Einhard 815 die Königsgüter in Michelstadt und Obermulinheim, dem späteren Seligenstadt, als Geschenk erhalten. Einhard erbaute im heutigen Seligenstadt eine Abteikirche, die zur Wallfahrtsstätte der Heiligen Marcellinus und Petrus wurde, da sich im Hauptaltar der Silberschrein mit den Reliquien der Märtyrer Marcellinus und Petrus aus Rom befanden. Die Klosteranlage wuchs stetig. Hinter den schützenden Klostermauern entwickelte sie sich zu einer Stadt in der Stadt. Hier gab es alles, was die Mönche zum täglichen Leben benötigten. Dabei sicherten die Brunnen die Grundwasserversorgung. Anno 1574 wurde die Klostermühle und der Mühlgarten errichtet. Zudem fertigten Handwerker innerhalb der Klostermauern alle notwendigen Güter. Der Dreißigjährige Krieg unterbrach den wirtschaftlichen und politischen Aufschwung des Klosterlebens, da das Kloster mehrfach geplündert und dessen Gebäude schwer beschädigt wurden. Ab 1693 wurde die Anlage im Barockstil ausgebaut. Zunächst wurde 1695 die zweigeschossige Alte Abtei fertiggestellt, in der die Verwaltungsbereiche, die Abtswohnung und ab 1720 auch die Klosterapotheke untergebracht war. Das Portal der Alten Abtei führte zu den Kellerhöfchen mit den Abgängen in die Weinkeller sowie zum Konventgarten, der ein anschauliches Bild vom vielfältigen Einsatz der in barocker Zeit kultivierten Nutz- und Zierpflanzen zeigte. Anno 1686 wurde der Konventbau errichtet. Die 1699 erbaute Prälatur war nicht nur der neue Wohntrakt des Abtes, sondern hier befand sich auch das Kaiserappartement und weitere Gästezimmer, in denen hohe Herrschaften standesgemäß beherbergt wurden. 1734 entstand das Engelgärtchen im nördlich gelegenen Abteihof. Die Orangerie wurde 1757 erbaut. Nach der Säkularisierung 1803, ging das Kloster in den Besitz des Landgrafen von Hessen über und war seitdem Sitz verschiedener Institutionen und Behörden. Seit 1998 befindet sich in der ehemaligen Benediktinerabtei die kulturgeschichtliche Sammlung des Kreises Offenbach. Bereits 1938 gründete Dr. Otto Müller das Museum. In den 1980er Jahren wurde die Klosteranlage von der Hessischen Schlösserverwaltung nach und nach restauriert. Das Kloster Seligenstadt ist ein wunderbares Kulturgut, das mich auf den Spuren der Benediktinermönche wandeln ließ. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von diesem herrlichen barocken Gesamtensemble. 🙂

Verfasst von

Webseite: www.isabellamueller.com . Email: post@isabellas.blog . Instagram: @isabella_muenchen . Facebook: @IsabellaMuenchen . Twitter: @IsabellaMuelle9