Hamburgs Zitronenjette

Isabella Mueller @isabella_muenchen Hamburg

Ein echtes Hamburger Original war Henriette Johanne Marie Müller, besser bekannt als die Zitronenjette, da die nur 1,30 Meter große Frau seit ihrem 13. Lebensjahr als Zitronenhändlerin tätig war. Henriette stammte ursprünglich aus Dessau, wo sie am 18. Juli 1841 das Licht der Welt erblickte. Nur wenige Monate nach ihrer Geburt, zog Henriettes Mutter nach Hamburg, um zu heiraten. Die kleinwüchsige Henriette, die geistig zurückgeblieben war, musste schon früh zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Statt wie die anderen Kinder nach der Schule zu spielen, erledigte Henriette allerhand von Arbeiten, die der Familie Geld in die Kasse spielten. Aufgrund ihrer Körpergröße und ihres merkwürdigen Kleidungsstils von einem viel zu kurzen Rock mit vorgebundener Schürze, spotteten viele Menschen über Henriette, die ihre Zitronen von Matrosen am Hamburger Hafen erwarb. Diese pries sie dann mit dem Spruch: „Zitroon, frische Zitroon!“, wie sauer Bier tagsüber im Stadtteil Grasbrook und nachts in Neustadt und auf St. Pauli an. Auf der Reeperbahn spendierten Henriette viele Kneipengäste gern einen Schnaps, da die „Lütte Deern“, wie die Matrosen Henriette oftmals nannten, dann schmutzige Lieder zum Besten gab. Durch den ständigen Alkoholkonsum wurde Henriette zur Alkoholikerin, die 1894 im Alter von 53 Jahren von der Polizei aufgegriffen wurde. Henriette wurde entmündigt und aufgrund ihrer Trunkenheit und geistiger Verwirrung in die „Separat-Irrenanstalt“ Friedrichsberg im Stadtteil Barmbek eingeliefert. Diese war die erste Irrenanstalt ohne vergitterte Fenster, in der Henriette 22 Jahre lang bis zu ihrem Tod am 8. Juli 1916 lebte. Henriette war in Hamburg so berühmt, dass noch zu ihren Lebzeiten 1900 ein nach ihr benanntes Schauspiel im St. Pauli Theater aufgeführt wurde. In der Ludwig-Erhard-Straße unweit vom berühmten Hamburger Michel steht eine Statue von der Zitronenjette. Diese trägt einen Korb voll mit Zitronen. Eine Zitrone hält sie in der Hand und reicht sie jedem, der sie nehmen will. Am Denkmal befindet sich ein Gedicht auf Plattdeutsch. Dieses lautet in hochdeutsch wie folgt: „Dein Leben war sauer wie die Zitronen, soll sich das Erinnern an dich lohnen? Dein Schicksal weist auf all die Leute, für die das Glück gar keine Zeit hat.“ Geschaffen wurde das Denkmal 1968 von dem Bildhauer Hansjörg Wagner. Übrigens soll diese jedem Glück bringen, der ihre Hand berührt. Auch ein Erinnerungsstein am Ohlsdorfer Friedhof im „Garten der Frauen“ gedenkt an die Zitronenjette. Der Garten wurde 2001 angelegt, um an bedeutende Frauen in der Hamburger Geschichte zu erinnern. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Hamburgs Alster und einen schönen Valentinstag. 🙂

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