Der Mafiakiller

Isabella Mueller @isabella_muenchen Neapel Italien

Ein kaltblütiger Mord, der einer Hinrichtung glich, ereignete sich am 28. Juli 1997. In jener warmen Sommernacht parkte gegen 23 Uhr der italienische Geschäftsmann Luigi Ferrara seinen dunklen Fiat Tempra Kombi vor seiner Eigentumswohnung im beliebten Ludwigsburger Stadtteil Pflugfelden. Als er ausstieg und zur Haustür laufen wollte, trafen ihn nur 10 Meter von dieser entfernt 3 Schüsse. Lugi brach vor seiner Haustür zusammen, während sein Killer, wie später Zeugen berichteten, laut lachte. Danach lief der Mörder zu dem am Boden liegenden Luigi und jagte ihm noch 2 Kugeln in weniger als 60 Zentimeter Entfernung in seinen Kopf. Erst dann verschwand dieser in der Dunkelheit der Nacht. Als die Ermittler am Tatort eintrafen, fehlte jede Spur von dem Mann. Schnell war klar, dass ein Profikiller hier am Werk gewesen war, der den Mord im Auftrag der Mafia ausgeführt hatte. Denn schon lange ist dieses Verbrechersyndikat in ganz Deutschland und im Bundesland Baden-Württemberg tätig, dessen Hochburg neben Stuttgart, auch Ludwigsburg ist, die von Clans aus Kalabrien geleitet werden. Es wurde eine Sonderkommission mit 30 Mann ins Leben gerufen und anhand von Zeugenaussagen ein Phantombild erstellt. Luigis Killer war demnach zwischen 30 bis 35 Jahre alt und 1,80 Meter groß. Er hatte eine sportliche Figur, dunkelblonde Haare, die bis zum Nacken reichten und trug einen Schnurrbart. Luigi war mit einer russischen Makarow mit argentinischer Munition der Fabrica Militar Luis Bertran getötet worden. Doch warum? Um diese Frage zu beantworten, durchforsteten die Ermittler das Leben von Luigi Ferrara. Dieser hatte am 12. Oktober 1958 in der Kleinstadt Avetrana in Apulien als Sohn von Theodoro und Santa Ferrara das Licht der Welt erblickt. Lugi wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, der nach der 7. Klasse die Schule ohne Abschluss verließ. Im Alter von 18 Jahren kehrte er seinem Heimatland Italien den Rücken und zog zu seiner Tante nach Fellbach, da er in Deutschland bessere Zukunftsperspektiven für sich sah. Fortan schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durchs Leben, bis er Vertreter von Bettdecken der Firma Lauretta wurde. Sein Blatt schien sich zum Guten zu wenden, als er Mitte der achtziger Jahre den Landsmann Giuseppe Martone kennenlernte, der aus Frigento bei Neapel stammte. Guiseppe gehörte die Firma Imperiale, die italienische Gastarbeiter mit Alltagsgegenständen versorgte. Die Geschäfte liefen gut. Giuseppe hatte eine hübsche Tochter namens Giuseppina, die nach wenigen Monaten die Ehefrau von Luigi wurde, der nun in die Firma seines Schwiegervaters einstieg. Anno 1989 bekam das Ehepaar Ferrara einen Sohn und vier Jahre später eine Tochter. Das Glück schien perfekt. Wenig später übergab Giuseppe seinem Schwiegersohn aus Altersgründen sein Geschäft. Er zog zurück nach Frigento. Luigi war ein guter Geschäftsmann, der weder Affären, noch Schulden oder Vorstrafen hatte. Er galt als Saubermann, der keinerlei Drogen konsumierte und auch nicht mit seinem Wohlstand prahlte. Denn 1993 hatte er sich und seine Ehefrau eine chice Eigentumswohnung in Pflugfelden gekauft und parallel ließen sie sich ein Haus in Avetrana bauen. Dafür arbeitete Luigi, der sehr auf sein Äußeres achtete und mehrmals in der Woche das Sonnenstudio besuchte, hart. Der Preis war, dass Luigi kaum Zeit für Freunde hatte. Er hatte lediglich zu seinem Bruder Antonio, einem Carabinieri in Turin und zu Riccardo, einem Freund der Familie seines Schwiegervaters, engeren Kontakt. Letzterer tröstete nach dem Tod von Luigi seine nun verwitwete Ehefrau. Die Ermittler gingen über 1.300 Spuren nach. Doch ohne Erfolg. Leider waren einige wichtige Zeugen bereits zwei Tage nach dem Mord an Luigi in die Sommerurlaub gefahren, wo sich einige in Frigento bei den Martones trafen. Danach konnten diese sich nicht mehr so richtig erinnern, was recht seltsam war. Bei der Mafia gilt der Ehrencodex der Omertá, einer Schweigepflicht, die keiner bricht, da er sonst keine Zukunft hat. Ob Luigi aus persönlichen Gründen ermordet wurde oder er einfach kein Schutzgeld, sogenanntes „Pizzo“ zahlte, was über 90 Prozent aller italienischen Gastwirte und Geschäftsleute, die in Deutschland leben, an die Mafia abdrücken müssen, dies blieb bis lang ungeklärt, genauso wer der Killer von Luigi war. Da Mord nie verjährt, bleibt ein kleines Fünkchen Hoffnung, dass dieser Cold Case doch noch aufgeklärt wird. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der Mafia-Hochburg Neapel. 🙂


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