Der Saufbold

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

Eine wahre Familientragödie, die mit dem Tod eines Tyrannen endete, ereignete sich am 22. November 1923 in der Donaumetropole Wien. In jener Nacht wurde der 46 Jahre alte Gastwirt August Fritschko, besser bekannt als Revolver-Gustl, da er trotz Verbots stets eine geladene Waffe bei sich trug, ermordet. Dieser Bär von einem Mann war nicht nur alkoholkrank, sondern auch ein amtsbekannter Gewalttäter, der nicht nur seine Gäste, sondern auch seine Ehefrau Marianne und die 14 Jahre alte Tochter Hildegard regelmäßig im angetrunkenen Zustand terrorisierte. Ermordet wurde der bullige Hüne ausgerechnet von der Tante seiner Ehefrau, der 70 Jahre alten, weißhaarigen und gebrechlichen Marie Picka, die so klapprig auf den Beinen war, dass sie einen Gehstock benötigte. Aber der Reihe nach. August Fritschko war Gastronom, der aufgrund seiner Alkoholsucht und Wutausbrüche sein Kaffeehaus im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt verkaufen musste. Danach erwarb er zusammen mit seiner Ehefrau Marianne eine Gastwirtschaft im Hause Clementinengasse 11 im 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus. Dorthin zog auch Marie Picka, die Marianne groß gezogen hatte. Diese half nicht nur in der Küche mit, sondern hatte auch ihre ganzen Ersparnisse in die Gastwirtschaft gesteckt. Doch die Gäste blieben aufgrund von August Fritschkos Gewaltexzessen aus, weshalb sie die Wirtschaft wieder verkaufen mussten. Alles war schon in Kisten und Koffern verpackt. Es war die letzte Nacht in der Clementinengasse. Während Marie Picka ein letztes Mal in der Küche schlief, die fortan im Altersheim leben würde, nächtigte Marianne zusammen mit ihrer Tochter Hildgard im Zimmer nebenan bis diese durch August wach wurden, der sturzbesoffen nach Hause zurückgekehrt war. Er wollte sich auf die Kisten mit zerbrechlichen Inhalt legen, was Marianne verhindern wollte. Es kam zu einem Streit zwischen den beiden, in dem August handgreiflich gegenüber Marianne wurde, die um Hilfe rief. Schnell eilte ihr Marie zu Hilfe, die blindlings dreimal mit einem Messer auf August einstach, während dieser sie am Hals würgte bis er tot zu Boden sank. Marie wurde verhaftet. Wochenlang wurde über den Tod von dem Trunkenbold August Fritschko in den Zeitungen berichtet. Anno 1929 fand der Prozess gegen Marie Picka statt, die zu einem Monat strengen Arrest verurteilt wurde, da sie aus Notwehr gehandelt hatte. Da Marie Picka bereits zwei Monate in Untersuchungshaft verbracht hatte, wurde ihr dies auf das Strafmaß angerechnet, so dass Marie Picka als freie Frau den Gerichtssaal verlassen konnte. Damit hatte die Gerechtigkeit doch noch gesiegt. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Prater, der Sehenswürdigkeit im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt, in dem einst August Fritschko zusammen mit seiner Ehefrau Marianne ein Kaffeehaus betrieben hatte, bis er die Gastwirtschaft in der Clementinengasse 11 gekauft hatte, die zu seiner persönlichen Tragödie wurde und ihm letztendlich das Leben gekostet hatte. 🙂

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