Die Nikolaikirche in Leipzig: Sinnbild der Friedlichen Revolution

Isabella Müller Leipzig Sachsen @isabella_muenchen

Die älteste und größte Kirche in Leipzig ist die Nikolaikirche. Diese geschichtsträchtige Kirche, in der der legendäre Johann Sebastian Bach mit dem Thomanerchor im wöchentlichen Wechsel mit der Thomaskirche seine Kirchenmusik spielte, wurde weltweit für ihre seit 1982 stattfindenden Friedensgebete bekannt, die mit der entscheidenden Montags-Demonstration am 9. Oktober das Ende der DDR einläutete. Die Nikolaikirche wurde bei der Gründung der Stadt 1165 an der Kreuzung von zwei Handelswegen errichtet und dem Heiligen Nikolaus, der als Schutzpatron der Handelsleute und Reisenden gilt, geweiht. Ihr heutiges Aussehen verdankt sie einem Umbau im spätgotischen Stil im 16. Jahrhundert. Besonders beeindruckend ist ihr achteckiger Mittelturm, der 1555 nach den Plänen von Hieronymus Lotter entstand. Seine barocke Haube erhielt er aber erst in den Jahren von 1730 bis 1734. Die Kirche mit einer Länge von 63 Metern und einer Breite von 43 Metern hat romanische Grundmauern. Ihr Kirchenraum wurde unter dem Stadtbaudirektor Johann Friedrich Carl Dauthe 1784 bis 1797 im Stil des Klassizismus neu gestaltet. Dabei entstanden auch die wunderschönen Gemälde des Leipziger Akademiedirektors Adam Friedrich Oeser. Faszinierend ist neben den vier Passionsreliefs aus Alabaster im Altarraum vom Leipziger Künstler Felix Pfeifer, auch die Ladegas-Orgel von 1862, die mit ihren 6.804 Pfeifen, 103 Registern und 5 Manualen die größte Kirchenorgel Sachsens ist. Die Nikolaikirche Leipzig ist für mich das Sinnbild der Friedlichen Revolution. Hier fanden seit September 1982 montags um 17 Uhr die Friedensgebete statt, in denen sich kirchliche Basisgruppen aktuellen gesellschaftlichen Problemen widmeten. Ab 1987 erfuhren die Gebete eine stärkere Politisierung und die Nikolaikirche wurde von 1988 bis 1989 zu einer festen Institution des politischen Protestes. Besonders die Ausreiseantragssteller nutzten ab 1987 die Leipziger Messe, um im Schutz westlicher Journalisten nach den Friedensgebeten zu demonstrieren. Außerhalb der Messezeit lösten Polizei und Stasi diese Zusammenkünfte auf dem Nikolaikirchhof durch Festnahmen auf. Am 4. September 1989, einem Messemontag, besuchten 1.000 Personen das Friedensgebet. Danach entrollten Bürgerrechtler auf dem Nikolaikirchhof Transparente. Innerhalb weniger Sekunden wurden diese von Stasi-Mitarbeitern unter lautstarken Protest der Menge heruntergerissen. Westliche Medien übertrugen die Bilder davon weltweit. Erstmals zu hören war der Ruf: „Wir bleiben hier!“, der den Willen zu politischen und gesellschaftlichen Veränderungen zum Ausdruck brachte und zum Zusammenbruch des DDR-Staates wesentlich beitrug und schließlich in der in der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 mündete. Zum 10. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands wurde eine Erinnerungssäule auf der östlichen Seite des Kirchhofs nach dem Entwurf des Leipziger Künstlers und Typografen Andreas Stötzner aufgestellt. Der Bildhauer Markus Gläser realisierte die Nikolaisäule. Diese ist eine Kopie der Säulen des Kirchenschiffs, die mit Palmwedeln bekrönt ist. Die Säule erinnert zum einen an den friedlichen Charakter der Revolution und zum anderen wird der Aufbruch der Menschen im Herbst 1989 symbolisch aus der Kirche hinausgetragen. Die Nikolaikirche in Leipzig ist nicht nur eine Sehenswürdigkeit, sondern war der Initiator der Friedlichen Revolution, die das Ende der DDR einleitete und letzten Endes zur Wiedervereinigung Deutschlands führte. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der Nikolaikirche, deren Kirchenraum ich gegen eine kleine Spende fotografieren durfte. 🙂

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