Das clevere Schlitzohr und der Wiener Kaiser

In Wiens Innenstadt befinden sich zahlreiche historisch und architektonisch bedeutsame Kirchen, dessen berühmteste Kirche und gleichzeitig eines der Wahrzeichen Wiens der Stephansdom ist. Eine ebenfalls sehr populäre Kirche Wiens, die zugleich auch eine der ältesten Kirchen der österreichischen Hauptstadt ist, ist die Michaelerkirche, die sich unweit der kaiserlichen Hofburg befindet und dem Erzengel Michael geweiht ist. Diese romanische Kirche mit barocken und klassizistischen Elementen ist berühmt für ihre Gruft, in der heute noch Hunderte Särge und mumifizierte Leichen zu bestaunen sind. In dieser Kirche wurde auch Mozarts letztes Werk, das Requiem, uraufgeführt. Wiens Innenstadt bietet eine Vielfalt an Sakralbauten und beherbergt die bedeutendsten Kirchen, die Einheimische sowie Besucher aus der ganzen Welt besichtigen. Doch einst lebte in Wiens Innenstadt ein Schmid namens Meister Martin, der nicht viel mit den Kirchen anfangen konnte. Dieser Mann war groß und stark, weshalb er von der Bevölkerung den Spitznamen Eisenarm verpasst bekam. Er arbeitete tagtäglich in seiner Werkstatt auch an Sonn- und Feiertagen, was gegen das Kirchengebot verstieß. Dies störte ihn aber nicht weiter. Dabei arbeitete er nur so lange bis er vier Groschen verdient hatte. Dann legte er sofort seine Arbeit nieder und kein Groschen mehr konnte ihn locken, länger zu arbeiten. Schnell wurde er aufgrund seines merkwürdigen Verhaltens zum Stadtgespräch Wiens, was auch dem Kaiser Friedrich II. zu Ohren kam, der 1237 nach Wien kam. Dieser bestellte sich den Meister Martin an den Hof und empfing ihn ungnädig, da er nicht verstehen konnte, wie er selbst an Feiertagen arbeiten konnte. Außerdem interessiert ihn, warum er ausgerechnet genau 4 Groschen an einem Tag verdienen müsse. Der Schmied antwortete dem Kaiser, das er einen Groschen verschenke, einen erstatte, einen wegwerfe und einen verbrauche. Der Kaiser verstand nur Bahnhof, darum klärte ihn Meister Martin genau auf, was es damit auf sich hatte. Den ersten Groschen verschenke er an die Armen, den zweiten Groschen gebe er seinem Vater zum Lebensunterhalt und erstatte ihm damit das zurück, was er für ihn in jungen Jahren ausgegeben hatte, den dritten Groschen überlasse er seiner Frau zur beliebigen Verwendung, was so gut wie weggeworfen ist und den letzten Groschen verwende er für sich. Der Kaiser war sprachlos und zugleich beeindruckt. Er ließ den Meister gehen, der fortan so arbeiten konnte, wie er wollte. Doch sollte er niemanden von ihrer Unterhaltung erzählen. Erst wenn er hundertmal in das Antlitz seines Kaisers geschaut habe, dürfe er darüber sprechen. Dies versprach ihm der Meister und ging in seine Werkstatt zurück. Der Kaiser ließ sogleich seine Räte zusammenrufen, deren Weisheit er testen wollte. Er fragte sie, wie sie vier Groschen verwenden würden, von denen der erste verschenkt, der zweite erstattet, der dritte weggeworfen und der vierte verbraucht ist. Doch keiner der Räte hatte eine Antwort parat und so setzte ihnen der Kaiser eine Frist von acht Tagen um das Rätsel zu lösen. Die Räte saßen tagelang zusammen, doch wollte ihnen die Lösung des Rätsels nicht einfallen. Da kam einem von ihnen die Idee, dass die Antwort etwas mit dem Schmied zutun haben müsse, der den Kaiser zuvor besucht hatte. Deshalb besuchten sie diesen, der aber nichts von der Unterhaltung mit dem Kaiser Preis gab. Doch er versprach ihnen zu helfen, wenn sie ihm 100 Goldgulden bringen. Dies taten die Räte, die sich nicht anders zu helfen wussten und nachdem der Meister Martin jede einzelne der 100 Gulden angeschaut hatte, erzählte er ihnen das Geheimnis der 4 Groschen. Überglücklich präsentierten die Räte nach Ablauf der Frist die Lösung dem Kaiser. Dieser ließ daraufhin den Schmied erneut zu sich bitten, der offensichtlich sein Versprechen gebrochen hatte. Als der Schmied am Hof war, versicherte er dem zornigen Kaiser, dass er erst nach dem er hundertmal in das Antlitz seines Kaisers, das auf den Goldgulden gestanzt war, geschaut hatte, die Lösung den Räten verraten hatte. Der Kaiser konnte sich ein lautes Lachen über das clevere Schlitzohr nicht verkneifen und machte ihm ein ansehnliches Geschenk. Der Meister Martin kehrte mit doppelten Gewinn und einem Lächeln auf seinen Lippen in seine Werkstatt zurück. So die stadtbekannte Legende vom schlauen Meister Martin. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von der schneeweißen Michaelerkirche nahe der weltberühmten Hofburg im Herzen Wiens. 🙂

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