Die Legende des Münchner Brezenreiters

Eines der ältesten noch erhaltenen Sakralbauten Münchens ist die Heilig-Geist-Kirche im Tal. Diese katholische Pfarrkirche liegt direkt neben dem legendären Viktualienmarkt. Die Kirche entstand auf dem ehemaligen Spital, das Herzog Ludwig I. der Kehlheimer 1208 am Thalburgtor, dem heutigen Turm des Alten Rathauses errichten ließ. Das Spital, das auch über eine Kapelle verfügte, die der Heiligen Katharina von Alexandrien geweiht war, wurde immer wieder vergrößert. Jedoch brannte es samt Kapelle im verheerenden Stadtbrand 1327 vollständig nieder. Daraufhin wurde eine gotische Hallenkirche errichtet, deren Bau 1392 vom Baumeister Gabriel Ridler fertiggestellt wurde. Ihre barocke Innenausstattung erhielt die Kirche in den Jahren von 1724 bis 1730 durch Johann Georg Ettenhofer und den Gebrüdern Asam. Im Zuge einer erneuten Renovierung 1844 wurde die Kirche zur Pfarrei der Stadt erhoben. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt die Kirche schwere Beschädigungen. So wurde die Turmspitze, der Dachstuhl, der Kirchraum und die Sakristei vollständig zerstört. Lediglich die Fassade blieb übrig. Ihr Wiederaufbau erfolgte in den Jahren von 1946 bis 1952. Unter dem Architekten Erwin Schleich wurde der Innenraum mit seinem Hochaltar und den beeindruckenden Fresken der Gebrüder Asam rekonstruiert. Eine besondere Ehre wurde der Kirche 2012 zuteil, als sie zu den drei bestehenden Glocken, die die Namen Heiliggeist, Maria und Josef tragen, eine vierte Glocke, die sogenannte Brezenreiter-Glocke erhielt. Diese Glocke wurde nach der Legende der Münchner Kaufmannsfamilie Wadler benannt, die 1318 die Stiftung zur Armenspeisung gründete und einmal im Jahr eine Brezen per Reiter an Bedürftige verteilen ließ. Bis 1801 wurden jährlich über 3000 Brezen an Bedürftige gespendet. Doch der wunderschöne Brauch endete nach über 483 Jahren aufgrund der Tatsache, dass der Reiter zu wenig Brezen dabei hatte und daraufhin vom Pferd gerissen und letztendlich verprügelt wurde. Heute gedenkt ein Deckenfresko von Cosmas Damian Asam ebenso wie die Brezenreiter-Glocke an diese Tradition. Aus diesem Grund ist an der Vorderseite der Glocke eine Brezen sowie eine lateinische Inschrift angebracht. Übrigens reitet jedes Jahr zum Stadtgeburtstag Münchens ein Brezenreiter samt Brezenkorb durch die Stadt und jeder kann gegen eine kleine Spende für soziale Einrichtungen an die Münchner Bürger eine Brezen käuflich erwerben. Die Brezen gehören neben dem Bier und der Weißwurst einfach zu München. Der Sage nach soll die Brezen am 11. Februar 1839 zum ersten Mal dort verköstigt worden sein. Damals wollte Wilhelm Eugen von Ursingen, ein königlich-württembergischer Gesandter in einem Münchner Café einkehren, um eine Brezen zu essen. Diese wurden früher jedoch süß hergestellt. Die heute typische Lauge erhielt die Brezen durch eine Unachtsamkeit des Bäckers Anton Nepomuk Pfannenbrenner, der sie anstatt in Zuckerwasser in Natronlauge tränkte, das zum Reinigen der Bleche vorgesehen war. Die Brezen wurde wie üblich im Backofen gebacken und kam knusprig braun aus dem Ofen. Der Rest ist Geschichte. So begann das bis heute andauernde Erfolgsgeheimnis des bayerischen Kulturguts. Die Heilig-Geist-Kirche erinnert an diese Legende und ist mit ihrer barocken Innenausstattung für mich eine der schönsten Kirchen der Stadt, der ich liebend gern einen Besuch abstatte. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieser Münchner Sehenswürdigkeit. 🙂

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