Der Pakt mit dem Teufel

Isabella Müller Wien @isabella_muenchen

Ehrlicherweise bin ich schon gefühlt tausend Mal an Wiens ältestem Wahrzeichen, dem Stock-im-Eisen, vorbeigelaufen ohne mir seiner Bedeutung bewusst zu sein. Im Stock-im-Eisen-Platz 3 an der Ecke der belebten Kärntnerstraße 2 unweit vom berühmten Stephansdom befindet sich dieses Wahrzeichen. Dabei handelt es sich um den mittleren Teil eines über 550 Jahre alten Fichtenstammes mit zwei Wipfeln, der über und über mit Nägeln beschlagen und mit einem Eisenring mit Schlossattrappe versehen ist. Er zählt zu einer der ältesten noch erhaltenen Nagelbäume und wurde bereits vor 1440 mit Nägeln versehen. Ich bestaunte zum ersten Mal richtig den Stock-im-Eisen, der in einer Granit ausgeführten Nische, auf einem 1,5 Meter hohen Sockel steht. Um diesen beschlagenen Holzstamm ranken sich viele Wiener Sagen. Eine von ihnen besagt, dass ein junger Schlosserlehrling einst einen Pakt mit dem Teufel einging, um der Beste seines Handwerks zu werden. Dafür verpfändete er seine Seele dem Teufel, der sie bekommen sollte, wenn er einmal nur vergaß, die Heilige Messe zu besuchen. Der Teufel verhalf dem Lehrling zu Ruhm, indem er um einen Baumstamm ein starkes, eisernes Band mit einem unaufsperrbaren Schloss anfertigen ließ. Mit Hilfe des Teufels erfüllte er die Aufgabe erfolgreich und ging als Geselle auf Wanderschaft nach Linz, Passau, Regensburg und Nürnberg. Nach ausgiebiger Wanderschaft kehrte er nach Wien zurück, ohne je eine Heilige Messe verpasst zu haben. Als er erfuhr, dass ein Schlosser gesucht wird, der einen Schlüssel für das unaufsperrbare Schloss fertigen sollte, wollte er sich dieser schweren Prüfung stellen. Denn nur der Teufel besaß einen Schlüssel und konnte es öffnen. Viele hatten sich vergeblich daran versucht und auch der Geselle schmiedete eifrig Schlösser, deren Schlüsselbart der Teufel im Feuer immer wieder umdrehte. Doch durch eine List gelang es dem Gesellen einen Schlüssel mit falscher Richtung zu fertigen, den der Teufel nichtsahnend in die richtige Richtung drehte. Der Schlosser erlangte mit der Anfertigung des Schlüssels Ruhm und wurde zum Meister und Bürger Wiens ernannt. Sehr zum Groll des Teufels vergaß er nie die Heilige Messe zu besuchen und lebte viele Jahre glücklich und zufrieden in Wohlstand. Eines Tages jedoch verhinderte der Teufel, der sehnsüchtig auf seine Seele wartete, durch einen Streich, dass der Schlossermeister die Heilige Messe aufsuchte. Als der Schlossermeister merkte, dass er die Heilige Messe verpasst hatte, kam der Teufel und flog mit ihm in die Hölle. Zum Gedenken an den Schlosser wurde es bei der Schlosserzunft zum Brauch einen Nagel für ihn in den Baumstock zuschlagen. So die Legende vom Stock-im-Eisen, an dem ich immer fast achtlos vorbeigelaufen war. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos diesen ältesten und sagenhaftesten Wahrzeichens Wiens. 🙂

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