Stadtgefängnis, Tanzhaus und Spielzeugmuseum: Das Alte Rathaus am Marienplatz in München

Isabella Müller München @isabella_muenchen

Das Herz Münchens, der weltberühmte Marienplatz, beherbergt mit dem Neuen und Alten Rathaus gleich zwei Rathäuser. Das Alte Rathaus befindet sich im Osten des Marienplatzes und seine Anfänge reichen bis ins Jahr 1310 zurück. Denn dort wird erstmals ein Rathaus urkundlich erwähnt. Dieses bildete zusammen mit der leonischen Stadtbefestigung, dessen Tor zum 56 Meter hohen Rathausturm umgebaut wurde, den Ausgangspunkt des Rathauses. In den Jahren von 1392 bis 1394 erhielt das Rathaus noch einen großen Saal. Fast 60 Jahre später brannte der gesamte Gebäudekomplex durch einen Blitzeinschlag nieder. Ab 1470 bis 1480 wurde ein neues Rathaus unter dem Baumeister Jörg von Halspach, genannt Ganghofer, dem Erbauer der Münchner Frauenkirche, im spätgotischen Stil errichtet. Dabei fungierte der Rathauskeller als Stadtgefängnis und das Erdgeschoss wurde als Brothaus genutzt. Im ersten Stock befand sich das Tanzhaus, ein Festsaal, der mit seinem hölzernen Tonnengewölbe des Tischlermeisters Hans Wengler zu einem Meisterwerk der Münchner Gotik zählt. Darüber hinaus wurden für den Festsaal elf Wappenschilde, Sonne und Mond sowie 16 Moriskentänzer des Bildschnitzer Erasmus Grasser geschaffen. Diese Figuren, von denen heute noch zehn erhalten sind, zählten ursprünglich zum Wappenfries und standen auf Konsolen am Anfang des Tonnengewölbes in 5 Meter Höhe. Im Laufe der Jahre wurde das Rathaus mehrfach in den Stilen des Barock, der Renaissance und des Historismus umgebaut. Der Festsaal wurde jedoch nicht verändert. Im Jahr 1874 zog die Stadtverwaltung in das Neue Rathaus und seitdem diente das Alte Rathaus nur noch repräsentativen Zwecken. In dieser Zeit entstand auch die Durchfahrt und Fußgängerpassage vom Marienplatz zum Tal. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Alte Rathaus bei Bombenangriffen schwer beschädigt und in den 1950er Jahren restauriert. Der hohe Rathausturm wurde aber erst in den 1970er Jahren wieder aufgebaut. Seit 1983 befindet sich in ihm das Spielzeugmuseum, in dem auf vier Etagen europäische und amerikanische Spielsachen aus über zwei Jahrhunderten ausgestellt werden. Der Festsaal wird bis heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Das Alte Rathaus im gotischen Stil mit seinen hohen Fenstern, den Statuen von Heinrich dem Löwen an der Ostfassade und Ludwig von Bayern an der Westfassade sowie dem Rathausturm mit der Bronzeglocke in der Turmspitze ist ein wunderbares Kulturgut, das ein herrliches Spielzeugmuseum beherbergt. Ich bin immer wieder von diesem Juwel der Münchner Gotik fasziniert und wünsche Euch viel Freude mit meinen Fotos davon. 🙂

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