Man soll den Teufel nicht an die Wand malen

Isabella Müller Wien @isabella_muenchen

Wer kennt nicht das berühmte Sprichwort: „Man soll den Teufel nicht an die Wand malen“. Diese Redewendung soll ihren Ursprung in Wien haben und folgendermaßen zustande gekommen sein. Im 16. Jahrhundert gab es eine Kellerschenke, die sich in einem Haus zwischen der Freyung und dem Tiefen Graben in Wien befand. Dort lebte der Wirt mit seiner Mutter und seinem Neffen zusammen. Die Wirtsstube war ein beliebter Treffpunkt bei Studenten und Künstler, die sich dort über Gott und die Welt sowie auch allzu gern über schwarze Magie unterhielten. Eines abends betrat der legendäre Doktor Johannes Faust, der für seine Zauberkünste und Geisterbeschwörungen bekannt war, mit schwarzen Hut das Wirtshaus. Euphorisch wurde er von den Anwesenden, worunter auch der Nürnberger Maler Augustin Hirschvogel war, empfangen. Dieser lud ihn kurzerhand an seinen Tisch ein und Doktor Faust bestellte sogleich einen Krug Wein, der ihm von dem Neffen gebracht wurde. Dabei verschüttete der unachtsame Neffe jedoch etwas von dem edlen Tropfen, so dass Doktor Faust ihn zornig mit den Worten: „Wenn du mir noch einmal so viel des guten Weines verschüttest, freß ich dich mit Haut und Haar!“ ermahnte. Der Neffe blieb unbeeindruckt von den Worten des Doktor Faust und als dieser ihm einen zweiten Krug an den Tisch brachte, schwappte auch diesmal Wein auf den Tisch und der Bub lachte dabei hämisch. Daraufhin wurde Doktor Faust wütend, öffnete seinen Mund und der Bub verschwand. Im Wirtshaus herrschte Totenstille und Doktor Faust griff zu einem Wasserkübel und trank ihn auf einmal aus. Der verzweifelte Wirt flehte den Doktor an, ihm seinen Neffen wieder zurückzugeben. Doch Doktor Faust lachte nur und bat ihn vor seine Tür zu treten. Tatsächlich stand dort sein Neffe nass und zitternd in der Kälte. Außer sich vor Zorn schrie der Wirt: „Gewiß will ich mit Euch nichts zu tun haben, denn ihr seid mit dem Teufel im Bunde“. Doch Faust lachte nur und meinte : „Teufel hin, Teufel her! Hüte dich nur, mir wieder so einzuschenken“ und wandte sich wieder seinen Tischnachbarn zu. Das Gesprächsthema des Abends blieb in der illustren Runde der Teufel. Angetrunken vom Wein griff der Maler Augustin Hirschvogel zu einem Stück Holzkohle aus der Feuerstelle und fing an den Teufel als Mann mit spitzem Hut mit drei Federn, wehendem Mantel, spitzen Stiefeln und böse grinsendem Gesicht mit herausgestreckter Zunge zu zeichnen. Nachdem die Zeichnung fertig war, stand Doktor Faust auf und sprach zu seinen Bekannten: „So, jetzt seht ihr den Teufel an der Wand ich will ihn euch aber lebend zeigen.“ Gesagt, getan. Sogleich bewegte sich wie von Geisterhand die Zeichnung an der Wand und plötzlich sprang ein kleiner Teufel mit blutrotem Umhang, spitzem, grünen Hut mit drei roten Federn aus der Wand. Die Gäste gerieten in Panik und stürzten in Windeseile aus dem Wirtshaus. Doktor Faust war amüsiert von dem Tumult um ihn herum und rief den Flüchtenden mit tiefer Stimmer hinterher: „Man soll den Teufel nicht an die Wand malen“ und zog von dannen. Von dieser Begebenheit soll die populäre Redewendung stammen, die sich in der ehemaligen Kellerschänke in der Freyung 8 zugetragen haben soll. Heute befindet sich in diesem Gebäude der Verfassungsgerichtshof und das Bank Austria Kunstforum Wien. Ich war überrascht von der Herkunft dieser bekannten Redewendung, die ich schon oft gebraucht habe, ohne zu wissen, wie sie entstanden ist. Aber man lernt nie aus. In diesem Sinne viel Freude mit meinen Fotos des historischen Gebäudes und dem Austriabrunnen davor. 🙂

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