Die Mariahilfer Kirche im urbansten Wiener Gemeindebezirk

Isabella Müller Wien @isabella_muenchen

Mitten in Wiens urbansten Bezirk, dem 6. Gemeindebezirk Mariahilf, befindet sich in der Shoppingmeile der Mariahilfer Straße die Mariahilfer Kirche. Schon häufig hatte ich diese Kirche passiert ohne sie je zu besuchen, da ich meistens mich lieber ins Shopping-Getümmel gestürzt habe. Doch diesmal zog ich den Ort der Besinnung vor und war gespannt auf diese Kirche, deren Geschichte eng mit der Marienverehrung verknüpft ist. Die Kirche gab sowohl der Straße als auch dem ganzen 6. Wiener Gemeindebezirk ihren Namen und entstand als Friedhofskapelle in einfacher Holzbauweise auf einem Hügel an den Abhängen des Wienflusses. Die einzige Zierde dieser Kapelle war ein Mariahilfbild, das Barnabit Cölestin Joanelli der Kapelle stiftete. Bei diesem Bild handelte es sich um eine Kopie des Gnadenbildes am Mariahilfer Berg bei Passau, welches wiederum eine Kopie des Gnadenbildes in der Stadtpfarrkirche zu Innsbruck darstellt. Das Bild wurde von Lucas Cronach dem Älteren zwischen 1520 und 1530 geschaffen. Die Kapelle wurde am 19. April 1660 vom Fürstbischof Graf Friedrich von Breuner geweiht. Da sich um alle drei Gnadenbilder wundersame Heilungen ragen, avancierte die Kapelle schnell zu einem beliebten Wallfahrtsort und die Barnabiten, eine katholische Glaubensgemeinschaft für Männer, errichteten in den Jahren von 1668 bis 1669 eine Kapelle aus Stein samt Wohngebäude für Priester. Die Kapelle wurde jedoch bei der Zweiten Türkenbelagerung 1683 zerstört. Das Gnadenbild konnte jedoch durch das beherzte Eingreifen des damaligen Mesner Eduard Lampel in Sicherheit gebracht werden. Der Grundstein für den Bau einer neuen Kirche legte 1689 der Fürstbischof Ernst Graf Trautson durch fromme Spenden von Paul Fürst Esterházy. Die neue Kirche wurde nach Plänen von Sebastian Carlone dem Jüngeren und dem Steinmetz Ambrosius Ferrethi bis 1689 errichtet. Das berühmte Gnadenbild wurde von dem Bischof Leonhard Karl von Kollonitsch in Begleitung des Kaiserhauses sowie 30.000 Wienern und Wienerinnen am 14. August feierlich in die neue Kirche gebracht. Zur Huldigung des Gnadenbildes findet bis heute im Herbst eine Prozession von Sankt Stephan nach Mariahilf statt. Eine Kirchenerweiterung erfolgte 1711 nach Plänen des Baumeisters Franziskus Jänckl. So wurden 1714 Chorpartien umgebaut und das Langhaus errichtet. Im Jahr 1715 wurden die Türme der Westfassade fertiggestellt und zwischen 1721 und 1726 mit Kupfer eingedeckt. In dem linken der beiden 52 Meter hohen Türme befindet sich die zweitgrößte Glocke Wiens, der Schustermichel, mit einem Gewicht von rund 4,5 Tonnen. Außerdem wurde die Westfassade mit Statuen und Reliefs geschmückt. 1730 war die Kirche in ihrer heutigen Gestalt vollendet und wurde am 22. Oktober durch Kardinal Sigismund von Kollonitsch geweiht. Die Außenfassade wurde von 1950 bis 1955 sowie 1982 restauriert. Anlässlich der 300-Jahrfeier im Jahr 1960 wurden die hölzernen Marmoraltäre neu bemalt. Der Innenraum der Kirche wurde von 1986 bis 1988 saniert und die Fresken an Wand und Decke restauriert. Durch massive Putzschäden fand 2003 eine erneute Fassadeninstandsetzung statt. Seit 1995 befindet sich in der Krypta der Kirche, der sogenannten “Gruft”, ein Caritas-Betreuungszentrum für Obdachlose, das rund um die Uhr geöffnet ist und neben Übernachtungsmöglichkeiten, warme Mahlzeiten, Kleidung und Duschmöglichkeiten bietet. Als ich die Kirche betrat, die im Barockstil erbaut wurde und war ich wirklich beeindruckt von ihrer architektonischen Schönheit. Besonders die großen Fenster mit ihren Glasmalereien im neobarocken Stil sind wunderschön. Aber auch die Bildhauerarbeiten, die Fresken mit ihren wunderschönen Malereien, die Altäre und die zweimanualige Kauffmann-Orgel sind faszinierend. Mein Highlight war die Kopie des Gnadenbildes in einer Strahlenmonstranz im Hochaltar. Dieses Bild wurde im byzantinischen Stil gemalt und stellt die Gottesmutter als “Theotokos Glykophilousa”, “die Zärtliche”, dar. Der Kircheninnenraum sowie ihre Fassade sind außergewöhnlich schön und ich verweilte an diesem Ort der Stille, bevor ich mich wieder in das hektische Treiben der Mariahilfer Straße begab. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieses architektonischen Kleinods in Wiens urbansten Gemeindebezirk. 🙂

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