Das Fenster zum Hof

Isabella Mueller Wien @isabella_muenchen

Ein Szenario wie in Alfred Hitchocks Filmklassiker „Das Fenster zum Hof“ ereignete sich am 6. Juni 1925. An diesem Tag schaute die Hausversorgerin Josefine Kaiser durch ihr Fenster in die gegenüberliegende Wohnung der 61 Jahre alten Witwe Barbara Mitura, die gewöhnlich um die Mittagszeit kochte. Doch von dieser fehlte jede Spur. Nur ein großes Paket stand auf dem Küchentisch, das plötzlich von einer jungen blonden Frau, die Josefine Kaiser noch nie gesehen hatte, mitgenommen wurde. Wenig später verließ die junge Frau mit einem Koffer das Gebäude und verschwand in einem Mehrfamilienhaus in der Steingasse. Josefine Kaiser kam das alles seltsam vor, weshalb sie sich zur Wohnung der Witwe Mitura aufmachte. Doch als sie dort ankam, stand die Wohnungstür sperrangelweit offen. Vorsichtig betrat sie die Wohnung und entdeckte in der Küche Blutspritzer, die sie zu einem Abstellraum führten. Als sie die Tür öffnete fiel ihr die blutüberströmte Leiche der Witwe in die Hände. Völlig außer sich holte sie bei einem Nachbarn Hilfe und erzählte von der blonden, jungen Frau. Der Nachbar eilte zum Mehrfamilienhaus in der Steingasse und entdeckte im Hof die junge Frau hinter einem Misthaufen. Er brachte sie zum Polizeikommissariat Landstraße. Dort wurde die junge Frau als die 23 Jahre alte, obdachlose Arbeitslose Josefine Heider identifiziert. Diese wuchs bei Pflegeeltern im Burgenland auf und war bereits im Alter von 17 Jahren nach Wien gezogen, wo sie sich mit Gelegenheitsjobs und durch Männerbekanntschaften ihr Leben finanzierte. Im Juni hatte die schwangere Josefine Heider Josef Schuch aus Oberlaa kennen und lieben gelernt. Damit einer Ehe nichts im Weg stand, hatte sie falsche Besitzverhältnisse in Höhe von 50 Dollar vorgetäuscht, um die Aussteuer mitzubringen. Josefine Heider wollte unbedingt ein regeltes bürgerliches Leben mit einem treuen Ehemann. Dafür nahm sie auch den Mord an der Witwe Mitura in Kauf. Da sie wusste, dass ihre Söhne tagsüber außer Haus waren, besuchte sie die Witwe vor dem Mittagessen und brachte sie mit einer Hacke, mit der sie auf die Witwe einschlu,g um. Dann packte sie zwei Pakete in die sie eine Uhr, Besteck, Geschirr und Lebensmittel hineinlegte. Diese deponierte sie anschließend bei Nachbarn. Mit dem letzten Beutestück, einem Koffer, verließ sie die Wohnung. Josefine Heider wurde verhaftet und gebar in der Untersuchungshaft ein Kind. Danach widerrief sie ihr Geständnis und beschuldigte ihre Ziehmutter und eine Freundin den Raubmord an der Witwe Mitura begangen zu haben. Doch die Geschworenen befanden Josefine Heider der Tat für schuldig und verurteilten sie zu 18 Jahren Kerker. Damit war ihr Traum von einer glücklichen Ehe endgültig geplatzt. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Schloss Belvedere im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße, in dem der Mord an der Witwe Mitura von Josefine Heider begangen worden war. 🙂

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